Intentionalität

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Intentionalität wird gewöhnlich nach dem Vorbild des Blickstrahls gedacht, so als ob es eine aktiv aussendende Seite und eine passive empfangende Seite gibt. Diese Vorstellung von Intentionalität beruht auf der fälschlichen Annahme des Singularismus. Intentionalität ist hingegen als Relation nur eine Spezialform der Richtung und geht stets aus ganzheitlichen Situationen hervor.

Kritik an Husserl

Für Schmitz hat dieses zentrale Problem der gesamten Phänomenologie seinen Ursprung im Singularismus, d.h. in der Privilegierung der Einzelnheit vor den Relationen. Anhand dieser Diagnose ist er in der Lage, das Konzept der Intentionalität, das seit Brentano und vollends bei Husserls zum Grundthema der Phänomenologie geworden ist, zu hinterfragen und die Abkunft der Intentionalitätsproblematik aus dem Singularismus zu zeigen. Dabei steht vor allem die bei Husserl zugespitzte Aktintentionalität und die Vorstellung der Bezugnahme auf einheitliche Gegenstände in isolierten Akten sowie die Zuordnung einzelner Subjekte zu einzelnen Objekten in der Kritik. Demgegenüber steht eben die Entstehung von Sinn und Bedeutung und die Bezugnahme auf Objekte in der Gesamtheit der Situation (in die die Atmosphären eingelassen sind). (Andermann, Kerstin in: AE-GaA 90)

Schmitz setzt seine Kritik der Figur der Intentionalität an der Annahme einer Aktintentionalität an, wie er sie bei Husserl findet. Bei dieser drehe es sich um eine Form von Reduktionismus, die nicht allein von der Dominanz des Bewusstseinsprimats ausgeht, sondern die dieses Bewusstsein auch stets als ein intentionales Bewusstsein auslegt und dadurch weite Teile des möglichen Wahrnehmens aus dem Blick verliert. So muss im Ausgang von der Figur der Intentionalität alles, was zur Wahrnehmung und zur Erfahrung gelangen kann, in der Anpassung an diese aufgehen und dabei wird jede Irritation, alles Befremdende, das sich dem Subjekt als Abweichung in der Umgebung zeigt, in das Schema intentionaler Wahrnehmung eingefügt. Man könnte also meinen, die Analyse der Intentionalität erschöpft sich leider häufig in der Analyse dessen, was intentional zur Geltung kommt. (A-SdE: 259)

An die Stelle der Seele, setzt er [Husserl] das Bewußtsein, mit dem er das traditionelle Innenweltdogma weiterschleppt, sogar in idealistisch potenzierter Verkünstelung als sogenanntes reines Bewußtsein, von wo aus dann Strahlen der Intentionalität mit dem Leitbild des Blickstrahls die Welt entdecken oder gar konstituieren sollen. Das ist ein einseitiger, allenfalls durch Affektion von der Gegenseite ebenso einseitig ergänzter Zugang an Stelle der primären Verstrickung in leiblicher Kommunikation, die nicht in Leistungen der Subjekt- und Objektseite [...] zerlegt werden kann, sondern von vorn herein, so etwas wie spontane Rezeption oder rezeptive Spontanität ist. (S-WNP 366f)

Siehe: Intentionalität der Gefühle

Quellen: A-SdE 259: "Die Figur der Intentionalität in der Kritik"