Hermann Schmitz: Unterschied zwischen den Versionen

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== Schmitz und Adorno ==
 
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Schmitz Theorie des Leibes steht von der Aufgabe, zwischen der Beschränkung der Wahrnehmung auf Sinnesreize und den Fallstricken der Seelenvorstellung hindurchzusteuern. Vor einer sehr ähnlichen Aufgabe stand Adorno als er seine doppelte Kritik an Positivismus und Ontologie der Innerlichkeit formulierte. Schmitz' Kritik an der sensualistischen Reduktion korrespondiert mit Adornos Widerspruch gegen den positivistischen Begriff der Erfahrung als "gegängelter Erfahrung", im Gegensatz zur "lebendiger Erfahrung", in welcher unverhohlen der Wunsch nach Erweiterung verkürzter Erfahrung mitschwingt. (Heubel 42)
 
Schmitz Theorie des Leibes steht von der Aufgabe, zwischen der Beschränkung der Wahrnehmung auf Sinnesreize und den Fallstricken der Seelenvorstellung hindurchzusteuern. Vor einer sehr ähnlichen Aufgabe stand Adorno als er seine doppelte Kritik an Positivismus und Ontologie der Innerlichkeit formulierte. Schmitz' Kritik an der sensualistischen Reduktion korrespondiert mit Adornos Widerspruch gegen den positivistischen Begriff der Erfahrung als "gegängelter Erfahrung", im Gegensatz zur "lebendiger Erfahrung", in welcher unverhohlen der Wunsch nach Erweiterung verkürzter Erfahrung mitschwingt. (Heubel 42)
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In einer theoretischen Bewegung, die an das Odysseus-Kapitel der ''Dialektik der Aufklärung'' denken lässt, wird die Zersetzung von Subjekt und Objekt gleichmermaßen unterlegten Situation und die Zerschlagung ganzheitlicher, vielsagender Eindrücke in jedem Aufklärungsschub aufgesucht, der frühesten Ausdruck in Homers Odyssee fand und später in Demokrit und Platon zu einem vorläufigen Höhepunkt gelangt sein soll. (Heubel 43)
  
 
== Kritik und Gegenkritik ==
 
== Kritik und Gegenkritik ==

Version vom 3. März 2011, 00:10 Uhr

Hermann Schmitz ist der Begründer der Neuen Phänomenologie, die der Ausgangspunkt für die in diesem Wiki dargestellte Lehre der philosophischen Topologie ist.

Details siehe unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Schmitz_(Philosoph)

Schmitz und Adorno

Schmitz Theorie des Leibes steht von der Aufgabe, zwischen der Beschränkung der Wahrnehmung auf Sinnesreize und den Fallstricken der Seelenvorstellung hindurchzusteuern. Vor einer sehr ähnlichen Aufgabe stand Adorno als er seine doppelte Kritik an Positivismus und Ontologie der Innerlichkeit formulierte. Schmitz' Kritik an der sensualistischen Reduktion korrespondiert mit Adornos Widerspruch gegen den positivistischen Begriff der Erfahrung als "gegängelter Erfahrung", im Gegensatz zur "lebendiger Erfahrung", in welcher unverhohlen der Wunsch nach Erweiterung verkürzter Erfahrung mitschwingt. (Heubel 42)

In einer theoretischen Bewegung, die an das Odysseus-Kapitel der Dialektik der Aufklärung denken lässt, wird die Zersetzung von Subjekt und Objekt gleichmermaßen unterlegten Situation und die Zerschlagung ganzheitlicher, vielsagender Eindrücke in jedem Aufklärungsschub aufgesucht, der frühesten Ausdruck in Homers Odyssee fand und später in Demokrit und Platon zu einem vorläufigen Höhepunkt gelangt sein soll. (Heubel 43)

Kritik und Gegenkritik

Im folgenden sollen Kritiken der Neuen Phänomenologie von Herrmann Schmitz zur Sprache kommen und deren kritische Reflexion.

Leibkonzept mündet in einen Essentialismus

Ein häufig zu vernehmender Einwand gegen die Neue Phänomenologie bezieht sich insbesondere auf die Konzeption der Leiblichkeit und besteht in der Annahme, der Leib werde von Schmitz als unhintergehbare Natur aufgefasst, sei "rein bei sich selbst" (Waldenfels) und in seiner Unmittelbarkeit ein unverfügbares Letztes. Dass diese Konzeption der Leiblichkeit in der Schmitzschen Philosophie in einen Essentialismus münde, ist Teil jenes unhaltbaren Vorurteils, das den Kern der Schmitzschen Leibkonzeption übersieht. Dieser besteht in einer Vorrangstellung der leiblichen Kommunikation, die sich keineswegs nur auf das unmittelbare "Spüren am isolierten eigenen Leib" (WNP 411) beschränkt. Schmitz fasst den Leib vielmehr von einer dialogischen Dynamik ausgehend auf und bindet ihn durch die Infragestellung des Innenweltdogmas radikal in die umgebende Äußerlichkeit ein. Von einer unhintergehbaren, letzten Natur kann angesichts dessen keineswegs die Rede sein. Im Gegenteil, es kann nicht hinreichend betont werden, dass Leiblichkeit in der Konzeption von Schmitz von vornherein als Äußerlicheit und bis in das eingenleibliche Spüren hinein als ein dialogisches Prinzip und ein latentes Mitschwingen in der Korrespondenz zur Umgebung verstanden wird. Mit dem Begriff Leiblichkeit ist also keineswegs eine reine Natur aufgerufen, sondern eine dialogische Dynamik, die sich als 'Gewoge' in der Oszillation ihrer Elemente und der der äußeren Umgebung aufrecht erhält. Subjektivität generiert sich durch diese Oszillation, durch dieses Gewoge der leiblichen Kommunikation zwischen Engung und Weitung und hebt sich ... aus dem chaotisch Mannigfaltigem ab. (A-SdE 275)

Zweite Aufklärung als Abschaffung der ersten