Der eigene Raum

Aus TopoWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Einleitung

Selbst

Wir alle haben etwas Eigenes, Besonderes: Unser „SELBST“. Es unterscheidet uns von anderen, macht uns einmalig Unsere Sehnsucht ist es, dies Einmalige immer mehr zu entdecken, immer mehr zu entfalten.

Bindung

Die andere Sehnsucht ist die nach Zugehörigkeit, Nähe, nach Bindung. Als Kinder, klein, schwach, bedürftig, abhängig sind wir existentiell auf Zuwendung und Fürsorge angewiesen.

Dilemma – Oder schreckliches Missverständnis?

Aber auch später kann das Bedürfnis nach Nähe sehr stark sein, kann zu Überanpassung und Verschmelzung führen. Dann scheint es, dass Nähe zum Gegenüber nur möglich ist durch Verzicht auf Selbst-Verbindung, so als sei das Selbst gefährlich für die Beziehung. Um sich Selbst wieder zu finden, glauben manche, ganz auf Nähe verzichten zu müssen, so als sei der Andere bedrohlich für die Verbindung mit sich selbst. Nicht selten „kippen“ sie zwischen diesen Extremen hin und her. Ein schicksalhaftes Dilemma? Oder ein schreckliches Missverständnis?

Autonomie

Wenn wir unser Leben immer mehr von diesem „Selbst“ bestimmen lassen, dann leben wir selbstbestimmt, nach unserem eigenen inneren Gesetz, dann sind wir auto-nom (griechisch: „autos“ selbst, „nomos“ Gesetz).

Identität

Wenn wir mit uns selbst identisch sind, dann werden wir auch für Andere sichtbar, als der/die, die wir eigentlich sind. Das macht uns echt, „authentisch“. Das gibt uns Ausstrahlung, macht uns anziehend für andere.

Beziehung

Zwei Partner, die in dieser Weise authentisch sind, sich im autonomen Modus befinden, ziehen sich gegenseitig an. Und diese gegenseitige Anziehung ist die Grundlage für eine erwachsene partnerschaftliche Beziehung, in der beide sich selbst und den anderen achten. Das gibt dieser Art von Beziehung eine Freiheit, ermöglicht eine Liebe, die diese Beziehung kostbar macht.

Arbeit

Bereits in der Schule, noch mehr im Beruf sind wir einem enormen Erwartungsdruck ausgesetzt. Unser Eigenstes, unser Selbst ist anscheinend gar nicht gefragt, geschweige denn wahrgenommen. Du musst schon sehr fest mit dir selber verbunden sein, um diesem Anpassungsdruck zu widerstehen. Je mehr du dich mit fremden Erwartungen identifizierst – als wären sie für dich gültig – umso mehr läufst du Gefahr, die Verbindung mit dir selbst zu verlieren, dir selber fremd zu werden.

Transzendenz

Je mehr wir mit unserem Selbst verbunden sind, umso mehr spüren wir, dass es etwas Grösseres gibt, dessen Teil wir sind. Das Selbst – im Unterschied zum „Ich“ - spürt diese Verbindung. Der Arzt und Psychotherapeut Jung nannte daher das Selbst den „göttlichen Funken“ in uns.

Tagtäglich zeigen uns die Probleme unserer Zeit, in Beziehungen wie auch in der Weltpolitik, dass uns diese Verbindung mit uns Selbst fehlt, wie sehr wir dieser Orientierung an dem Grösseren Ganzen bedürfen, wie sehr wir unter einer „kollektiven Selbst- Entfremdung“ leiden. Das alles ist nicht neu. Warum gelingt es so wenigen, diese Einsichten zu leben?


Der eigene Raum als Phänomen

Der vergessene phänomenale Raum

Seit 500 v.Chr. wird Raum als dimensionaler verstanden, d.h. als ein Körperraum, der sich von der als unräumlich gedachten Psyche unterscheidet. Die Reduzierung des Raumes auf objektive bestimmbare Dimensionen hat zu vielen Erfolgen in Forschung und Wissenschaft geführt und verstärkte die Tendenz, Räumlichkeit nur objektiv dimensionale zu verstehen. So leben wir einer Welt, in der es für viele Menschen außer dem äußeren sichtbaren Raum nichts weiteres Räumliches gibt. Nach den jahrhundertealten philosophischen Begriffen zu urteilen, ist unser psychisches Befinden völlig unräumlich und ortlos, fast schon u-topisch.

Der erlebte phänomenale Raum

Trotzdem haben wir ein Gefühl für unseren eigenen gefühlten Raum, wenn uns zum Beispiel ein persönliches Gespräch sehr nahe geht, oder uns ein Ziel als zu weit entfernt erscheint. Häufig können wir unseren Raum und die Grenze darin fühlen, auch wenn uns ein Begriff dafür fehlt. Wir nennen ihn den "inneren Raum", aber er ist eigentlich nicht innen, sonder umgibt uns und verbindet uns mit anderen räumlichen Wesen. Es ist unser eigener Raum, den wir zum Leben brauchen, wie die Luft zum Atmen. Dieser eigene Raum ist sowohl körperlich wie psychisch spürbar, und damit jenseits der Trennung von Körper und Psyche. Es ist der leiblich spürbare Raum unser lebendiges Da-Sein. Wir kommen auf die Welt und sind da. Wir sind in den Raum Geworfene.

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts fand der erlebte phänomenale Raum Rücksicht in der Philosophie:

  • Dürckheim: "Der gelebte Raum ist für das Selbst Medium der leibhaftigen Verwirklichung, Gegenform oder Verbreiterung, Bedroher oder Bewahrer, Durchgang oder Bleibe, Freme oder Heimat, Material, Erfüllungsort und Entfaltungsmöglichkeit, Widerstand und Grenze, Organ und Gegenspieler dieses Selbsts in seiner augenblicklichen Seins- und Lebenswirklichkeit." (Graf Dürkheim, S. 389. Z.n.: OFB-MuR 20)
  • Minskowski: Der Raum reduziert sich für uns nicht auf geometrische Beziehungen, die wir festsetzen, als wenn wir selbst, auf die einfache Rolle neugieriger oder wissenschaftlicher Zuschauer beschränkt, uns außerhalb des Raums befänden. Wir leben und handeln im Raum, und im Raum spielt sich ebenso sehr unser persönliches Leben ab wie das kollektive Leben der Menschheit. (Minkowski, Le temps vècu, S. 367. Zit.n. OFB-MuR 19f)
  • Bollnow: "Der Mensch befindet sich nicht im Raum, wie ein Gegenstand sich etwa in einer Schachtel befindet, und er verhält sich auch nicht so zum Raum, als ob zunächst etwas wie ein raumloses Subjekt vorhanden wäre, das sich dann hinterher auch zu einem Raum verhielte, sonder das Leben besteht ursprünglich in diesem Verhältnis zum Raum und kann davon nicht einmal in Gedanken abgelöst werden." (OFB-MuR 23)


Der eigene Raum

Es scheint, dass wir zu wenig beachten, dass

  • der EIGENE RAUM die Grundvoraussetzung ist, um mit sich selbst, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen verbunden zu sein.
  • Dieser Raum hat eine Grenze zum Raum des Anderen.
  • Das Achten der eigenen Grenze verhindert die Vermischung, ermöglicht es, zwischen sich und dem Anderen zu unterscheiden.
  • Das Achten der fremden Grenze respektiert den Anderen so wie er ist, verhindert Übergriffe und Manipulation – meist als liebevolle Fürsorge getarnt.

Das Paradox der Grenze: Sie schafft eine gesunde Distanz, welche Anziehung, Kontakt, Achtung und Liebe ermöglicht! Die Grenze, die gesunde Distanz macht es möglich, gleichzeitig die Nähe zum Gegenüber zu haben, und mit sich selber verbunden zu sein.

DAS ist die Lösung des oben genannten „Dilemmas!

Wenn die zentrale Bedeutung dieses INNEREN RAUMES für die seelische Struktur berücksichtigt wird, dann wird es möglich, die seelische Entwicklung des Menschen und deren Störungen auf eine neue Weise zu beschreiben. Bereits bekannte „Mosaiksteine“ ordnen sich zwanglos zu einem neuen Bild.

Dies neue Bild ermöglicht Helfern wie auch den Betroffenen selbst, verfahrene Situationen besser zu verstehen. Es zeigt neue, und erstaunlich wirksame Lösungsmöglichkeiten auf.


Unser Leib als erster Raum

Der erste Raum, durch dem wir in der Welt sind, ist unser Leib. Er ist vom sicht- und tastbaren Körper zu unterscheiden, welcher auch noch nach unserem Tod fortwährt. Durch den Leib sind wir in der Welt, er gibt uns den ersten und wichtigsten Raum zum Leben. Genauso wie Fussballspieler nur spielen können, wenn man Ihnen ein Spielfeld gibt, so können wir nur leben, wenn wir einen eigenen Raum - unseren Leibraum - haben. Der Mensch ist also immer auch ein räumlich-leibliches Wesen.

Leiblich gespürte Gefühle

Mit unserem Leib spüren wir Gefühle im Raum. Wir können sagen, wo es schmerzt und Kopf- und Bauchschmerzen voneinander unterscheiden. Gefühle machen sich räumlich bemerkbar: Wut steigt auf, Trauer überkommt einen etc. Gefühle ergreifen daher unseren Raum, und nehmen Platz ein. Gefühle besetzen unseren Raum, häufig so schleichend ohne dass wir erkennen. Ich kann gut für mich sorgen, wenn ich eigene und fremde Gefühle unterscheiden kann. Konsequent ist es, wenn ich die fremde Gefühle ableite und dort hin gebe, wo sie hingehören. Doch zu häufig fühlen wir uns mit fremden Anteilen in uns stabiler und sicherer als mit unseren eigenen, zu denen uns womöglich die Verbindung fehlt. Es ist ein leichtes fehlende Selbst-Anteile durch fremde zu ersetzen. Wenn ich meinen eigenen Weg nicht finden kann, dann bin ich froh, wenn sich Schilder finden, die in eine Richtung zeigen. Doch es sind nur Schilder, die für alle gelten. Meine Wünsche, Erwartungen und Bedürfnisse kann ich damit nicht finden. Wir dürfen die Objektivität der Schilder nicht mit der Authentizität des je eigenen Spürens verwechseln. Schilder haben ihren Sinn, wenn sie für objektive Anliegen genutzt werden, wie die Fahrt nach Berlin. Das leibliche Spüren folgt einem subjektiven Anliegen, nämlich die Suche nach den eigenen Wünschen, Erwartungen und Bedürfnissen.

Siehe: Raum

Entwicklung des inneren Raumes

Schwangerschaft

Geburt

Kindheit

In der Klasse:

  • gemeinsamer Hörraum
  • individueller Leibraum
  • Bewegungsraum: Kinesphäre

Pubertät

Beziehung

Systemische Selbst-Integration

Beschreibung der Methode

Wie ist diese Methode entstanden?

Systemisches Verständnis von Symbiose und Autonomie

Autonomie-Fragebogen

Fehlentwicklungen

Traumatisierte Eltern

  • Beispiel, Theorie

Erfahrung von Gewalt

Beispiel, Theorie

Früher Verlust einer Bezugsperson

  • Beispiel, Theorie

Identifikation mit früh verstorbenem Geschwister

  • Beispiel, Theorie

Kollektive Symbiose

Symbiotische Familiensysteme

Symbiotische Sozialsysteme

Religion und Symbiose

Kollektive Destruktion und kollektive Entfremdung

Prophylaxe und Therapie

Das hier vorgestellte Konzept ist mit tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen und „humanistischen“ Konzepten kompatibel. Es ergänzt sie und kann ihre Wirkung verstärken.

Neue Aufklärung

„Do It Yourself“

Autonomie an Schulen, in Firmen

Systemische Selbst-Integration