Der eigene Raum: Unterschied zwischen den Versionen
Admin (Diskussion | Beiträge) |
Admin (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 81: | Zeile 81: | ||
=== Außerhalb des eigenen Raumes === | === Außerhalb des eigenen Raumes === | ||
{{c|Wer "außer sich" ist, wer "neben sich steht", kann nicht gleichzeitig in sich ruhen und seine Mitte spüren.|MW-KK 102}} | {{c|Wer "außer sich" ist, wer "neben sich steht", kann nicht gleichzeitig in sich ruhen und seine Mitte spüren.|MW-KK 102}} | ||
+ | |||
+ | Gegenteil: | ||
+ | * er ist mit sich selbst eins | ||
+ | * er ruht in sich selbst | ||
+ | * er fühlt seine Mitte | ||
+ | * er ist ganz bei sich | ||
+ | * er steht mit sich und der Welt in Einklang | ||
== Entwicklung des eigenen Raumes == | == Entwicklung des eigenen Raumes == |
Version vom 5. Februar 2012, 04:03 Uhr
Einleitung
Selbst
Wir alle haben etwas Eigenes, Besonderes: Unser „SELBST“. Es unterscheidet uns von anderen, macht uns einmalig Unsere Sehnsucht ist es, dies Einmalige immer mehr zu entdecken, immer mehr zu entfalten.
Bindung
Die andere Sehnsucht ist die nach Zugehörigkeit, Nähe, nach Bindung. Als Kinder, klein, schwach, bedürftig, abhängig sind wir existentiell auf Zuwendung und Fürsorge angewiesen.
Dilemma – Oder schreckliches Missverständnis?
Aber auch später kann das Bedürfnis nach Nähe sehr stark sein, kann zu Überanpassung und Verschmelzung führen. Dann scheint es, dass Nähe zum Gegenüber nur möglich ist durch Verzicht auf Selbst-Verbindung, so als sei das Selbst gefährlich für die Beziehung. Um sich Selbst wieder zu finden, glauben manche, ganz auf Nähe verzichten zu müssen, so als sei der Andere bedrohlich für die Verbindung mit sich selbst. Nicht selten „kippen“ sie zwischen diesen Extremen hin und her. Ein schicksalhaftes Dilemma? Oder ein schreckliches Missverständnis?
Autonomie
Wenn wir unser Leben immer mehr von diesem „Selbst“ bestimmen lassen, dann leben wir selbstbestimmt, nach unserem eigenen inneren Gesetz, dann sind wir auto-nom (griechisch: „autos“ selbst, „nomos“ Gesetz).
Identität
Wenn wir mit uns selbst identisch sind, dann werden wir auch für Andere sichtbar, als der/die, die wir eigentlich sind. Das macht uns echt, „authentisch“. Das gibt uns Ausstrahlung, macht uns anziehend für andere.
Beziehung
Zwei Partner, die in dieser Weise authentisch sind, sich im autonomen Modus befinden, ziehen sich gegenseitig an. Und diese gegenseitige Anziehung ist die Grundlage für eine erwachsene partnerschaftliche Beziehung, in der beide sich selbst und den anderen achten. Das gibt dieser Art von Beziehung eine Freiheit, ermöglicht eine Liebe, die diese Beziehung kostbar macht.
Arbeit
Bereits in der Schule, noch mehr im Beruf sind wir einem enormen Erwartungsdruck ausgesetzt. Unser Eigenstes, unser Selbst ist anscheinend gar nicht gefragt, geschweige denn wahrgenommen. Du musst schon sehr fest mit dir selber verbunden sein, um diesem Anpassungsdruck zu widerstehen. Je mehr du dich mit fremden Erwartungen identifizierst – als wären sie für dich gültig – umso mehr läufst du Gefahr, die Verbindung mit dir selbst zu verlieren, dir selber fremd zu werden.
Transzendenz
Je mehr wir mit unserem Selbst verbunden sind, umso mehr spüren wir, dass es etwas Grösseres gibt, dessen Teil wir sind. Das Selbst – im Unterschied zum „Ich“ - spürt diese Verbindung. Der Arzt und Psychotherapeut Jung nannte daher das Selbst den „göttlichen Funken“ in uns.
Tagtäglich zeigen uns die Probleme unserer Zeit, in Beziehungen wie auch in der Weltpolitik, dass uns diese Verbindung mit uns Selbst fehlt, wie sehr wir dieser Orientierung an dem Grösseren Ganzen bedürfen, wie sehr wir unter einer „kollektiven Selbst- Entfremdung“ leiden. Das alles ist nicht neu. Warum gelingt es so wenigen, diese Einsichten zu leben?
Der eigene Raum
Es scheint, dass wir zu wenig beachten, dass
- der EIGENE RAUM die Grundvoraussetzung ist, um mit sich selbst, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen verbunden zu sein.
- Dieser Raum hat eine Grenze zum Raum des Anderen.
- Das Achten der eigenen Grenze verhindert die Vermischung, ermöglicht es, zwischen sich und dem Anderen zu unterscheiden.
- Das Achten der fremden Grenze respektiert den Anderen so wie er ist, verhindert Übergriffe und Manipulation – meist als liebevolle Fürsorge getarnt.
Das Paradox der Grenze: Sie schafft eine gesunde Distanz, welche Anziehung, Kontakt, Achtung und Liebe ermöglicht! Die Grenze, die gesunde Distanz macht es möglich, gleichzeitig die Nähe zum Gegenüber zu haben, und mit sich selber verbunden zu sein.
DAS ist die Lösung des oben genannten „Dilemmas!
Wenn die zentrale Bedeutung dieses INNEREN RAUMES für die seelische Struktur berücksichtigt wird, dann wird es möglich, die seelische Entwicklung des Menschen und deren Störungen auf eine neue Weise zu beschreiben. Bereits bekannte „Mosaiksteine“ ordnen sich zwanglos zu einem neuen Bild.
Dies neue Bild ermöglicht Helfern wie auch den Betroffenen selbst, verfahrene Situationen besser zu verstehen. Es zeigt neue, und erstaunlich wirksame Lösungsmöglichkeiten auf.
Der eigene Raum
Leben braucht physischen Raum
Jedes Leben findet irgendwo statt, hat also einen Raum. Schon Einzeller haben eine Zellraum, in dem sich das Leben abspielt. Über die Grenzen haben Einzeller mit der Umwelt durch einen Stoffwechsel Kontakt, der Nahrung aufnimmt und Absonderungen ableitet.
Leben braucht psychischen Raum
Jeder Mensch braucht nicht nur eine körperlichen Raum, sondern auch einen psychischen Raum zum Leben. Leben braucht also ganz verschiedene Arten von Räumen, körperlich wie psychisch. Der psychische Raum geht über meinen körperlichen Raum hinaus und bildet sozusagen eine "Pufferzone" um meinen eigenen Körper, deren Überschreitung als aufdringlich, verletzend oder bedrohlich empfunden wird. Dieser psychischer Raum lässt sich als Boot vorstellen, auf dem man sich befindet. Er hat eine Fläche und kann verschiedene Dinge tragen. So können andere dort Zumutungen oder Erwartungen abladen, wenn sie Zugang zu diesem Boot haben.
Doch ist der psychische Raum meist unbewusst, und wird erst bemerkt, wenn etwas meinen Bereich stört, einengt oder bedroht, wenn ihn jemand ohne meine Erlaubnis betritt, oder wenn mein Raum zu eng ist und dadurch meinen gewohnten Spielraum einschränkt.
Raum erfordert Abgrenzung
Menschliches Leben ist grundsätzlich "raumgreifend", d.h. es bedarf Raum der auch gegen Fremdansprüche abzugrenzen ist. Ohne eine Form der Abgrenzung ist menschliches Leben nicht möglich. Es kann daher immer zu "Raumkonflikten" kommen, in denen Menschen mit verschiedenen Interessenslagen z.B. dasselbe Territorium beanspruchen und als das ihre betrachten. Viele menschliche Konflikte lassen sich daher als "Raumkonflikte" verstehen.
Grenzmarkierungen schaffen äußere Ruhe
Um Raumkonflikte zu vermeiden bieten sich psychische Grenzmarkierungen an, die man setzen kann, um den anderen zu zeigen, bis wohin sie gehen können, ohne dass es zu Verletzungen kommt, die durch Aggressionen bekämpft werden würden. Es gilt daher sich auf Grenzmarkierungen zu bestehen, und diese klar zu behaupten, damit durch die Anerkennung dieser auch Ruhe einkehren kann.
Innerer Konflikt zwischen Sicherheit und Nähe: Grenzdilemma
Die Einigung der Grenzmarkierungen ist aber nicht nur im Außen zu suchen, sondern auch im Innen. Denn sind die Grenzen zu weit gezogen, dann verhindern sie den Kontakt zu anderen und beschränken die eigene Freiheit in unnötiger Weise.
Es kommt also zum inneren Dilemma zwischen Sicherheit und Nähe, die mit jeder Grenzziehung verbunden ist: Räumliche Abgrenzung bedeutet Schutz vor Eindringen und Verletzung, verhindert jedoch den Kontakt zu Anderen und beschränken die eigene Freiheit.
Unsichtbarkeit des psychischen Raumes
Im allgemeinen wird angenommen, dass der psychische Raum unsichtbar ist. Wir sehen nicht was im Raum der anderen ist, und spüren auch häufig selbst bei unserem eigenen psychischen Raum nicht, was sich darin alles befindet, und ob es wirklich hier hinein gehört.
Die eigene Mitte
Die eigene Grenze
Achtung der eigenen Grenze
Achtung der fremden Grenze
Außerhalb des eigenen Raumes
Gegenteil:
- er ist mit sich selbst eins
- er ruht in sich selbst
- er fühlt seine Mitte
- er ist ganz bei sich
- er steht mit sich und der Welt in Einklang
Entwicklung des eigenen Raumes
Schon im Mutterleib stehen wir in Kontakt mit der Welt. An erster Stelle mit der eigenen Mutter, in dessen Bauch wir groß werden. Die erste und wichtigste Behausung ist daher die Mutter-Kind-Sphäre, die auch nach der Geburt in den ersten Lebensjahren die wichtigste Voraussetzung für die seelische Entwicklung des Kindes wie auch für eine adäquate Ausreifung des Gehirns ist.
Nach der Geburt verwandelt sich die pränatale Symbiose von Mutter und Kind eine eine dialogische Beziehung, in der Mutter und Kind als Teile eines dynamischen Resonanzsystems erscheinen. Aufgrund der Resonanzstruktur des Leibes ist das Kind in diesem Raum von Anfang an zur Kommunikation mit der Mutter fähig und wendet sich ihr aktiv zu. Die frühkindiche Kommunikation besteht im wesentlichen im unwillkürlichen leiblichen Mitvollzug, in mimetischer und komplementärer Resonanz.
Erst später entwickelt sich aus der "anonymen" Sphäre Selbst und Anderer als eigenständige Pole heraus und treten einander gegenüber. Erst dann werden Handlungen und Wahrnehmungen auf Selbst und Anderen verteilt. Für die Unterscheidung in Selbst- und Fremdwahrnehmung spielt die kinästhetische Rückmeldung der eigenen Körperbewegung eine wesentliche Rolle. Dann erst kann es zu Imitation oder "Nach-Ahmung" als gezielte Wiederholung des beobachteten Verhaltens kommen, die bereits die Abgrenzung von Selbst und Anderem voraus setzt.
Der Säugling hat nur "Protoaffekte", die nur im Kontakt mit der Mutter Richtung und Bedeutung erhalten. Den Gefühlen fehlt noch die "Selbstbezüglichkeit"; der Säugling kann nicht sich freuen, sondern nur zusammen mit der Mutter Freude empfinden. ... 'Gefühle sind ursprünglich im "Zwischen" beheimatet, eingebettet in die leibliche Kommunikation von Mutter und Kind.
Zwischenleiblichkeit als dynamisches Resonanzsystem: Interaffektivität
ab 7. Monat: Selbst-Bezüglichkeit
Oknophil - philobat
Die Neunmonatsrevolution: sekundäre Intersubjektivität
- Höhepunkt der Synaptogenese
- Joint Attention:
- Soziale Bezugnahme
im 2. Lebensjahr: Selbst-Wahrnehmung
mit 3: das Gegenüber erkennen
Aus der Zwischenleiblichkeit herausgeworfen
Kindheit
symbiotische Beziehungsstörung (MW-KK 35)
Ich habe die zunehmenden Entwicklungsstörungen von Kindern und Jungendlichen im emotionalen und sozialen Bereich analysiert und dabei aufgezeigt, welche Hintergründe dafür verantwortlich sind. Mit dem dreistufigen Modell der Beziehungsstörungen
- Partnerschaftlichkeit
- Projektionen
- Symbiose
Pubertät
Partnerschaft
Elternschaft
Exkurs: Online-Sein
Systemische Selbst-Integration
Genug Mahnung, was tun?
Beschreibung der Methode: Systemisch-Topologische Therapie
Wie ist diese Methode entstanden?
Systemisches Verständnis von Symbiose und Autonomie
Autonomie-Fragebogen
Fehlentwicklungen
Traumatisierte Eltern
- Beispiel, Theorie
Erfahrung von Gewalt
Beispiel, Theorie
Früher Verlust einer Bezugsperson
- Beispiel, Theorie
Identifikation mit früh verstorbenem Geschwister
- Beispiel, Theorie
Sonstige Faktoren
Kollektive Symbiose
Symbiotische Familiensysteme
Symbiotische Sozialsysteme
Wenn der äußere Reiz fehlt, droht Langeweile und Beschäftigung mit uns selbst, Dinge, die wir nicht aushalten. Doch was wir dabei nicht aushalten, das sind letztlich eben gerade wir selbst. Wir halten uns selbst nichtmehr aus, ein Zustand, der für den Menschen des 21. Jahrhunderts fast zum Grundgefühl der eigenen Befindlichkeit geworden ist.
Damit findet eine innere Entmächtigung statt: Wenn wir uns selbst nicht mehr aushalten, sind wir auch nicht mehr unser eigenen Herr. Unbewusst suchen wir nach dauernden Fremdbestimmung. Auf diese Weise jedoch kommen wir nicht mehr mit der Außenwelt klar, weil wir das Heft des Handelns nicht mehr in der Hand haben. (MW-KK 101f)Religion und Symbiose
Kollektive Destruktion und kollektive Entfremdung
Prophylaxe und Therapie
Das hier vorgestellte Konzept ist mit tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen und „humanistischen“ Konzepten kompatibel. Es ergänzt sie und kann ihre Wirkung verstärken.