Der eigene Raum: Unterschied zwischen den Versionen

Aus TopoWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 39: Zeile 39:
 
==== Grenzen ====
 
==== Grenzen ====
  
=== Der phänomenale Raum ===
+
=== Der vergessene phänomenale Raum ===
 
* meine Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen
 
* meine Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen
  

Version vom 4. Februar 2012, 17:52 Uhr

Einleitung

Selbst

Wir alle haben etwas Eigenes, Besonderes: Unser „SELBST“. Es unterscheidet uns von anderen, macht uns einmalig Unsere Sehnsucht ist es, dies Einmalige immer mehr zu entdecken, immer mehr zu entfalten.

Bindung

Die andere Sehnsucht ist die nach Zugehörigkeit, Nähe, nach Bindung. Als Kinder, klein, schwach, bedürftig, abhängig sind wir existentiell auf Zuwendung und Fürsorge angewiesen.

Dilemma – Oder schreckliches Missverständnis?

Aber auch später kann das Bedürfnis nach Nähe sehr stark sein, kann zu Überanpassung und Verschmelzung führen. Dann scheint es, dass Nähe zum Gegenüber nur möglich ist durch Verzicht auf Selbst-Verbindung, so als sei das Selbst gefährlich für die Beziehung. Um sich Selbst wieder zu finden, glauben manche, ganz auf Nähe verzichten zu müssen, so als sei der Andere bedrohlich für die Verbindung mit sich selbst. Nicht selten „kippen“ sie zwischen diesen Extremen hin und her. Ein schicksalhaftes Dilemma? Oder ein schreckliches Missverständnis?

Autonomie

Wenn wir unser Leben immer mehr von diesem „Selbst“ bestimmen lassen, dann leben wir selbstbestimmt, nach unserem eigenen inneren Gesetz, dann sind wir auto-nom (griechisch: „autos“ selbst, „nomos“ Gesetz).

Identität

Wenn wir mit uns selbst identisch sind, dann werden wir auch für Andere sichtbar, als der/die, die wir eigentlich sind. Das macht uns echt, „authentisch“. Das gibt uns Ausstrahlung, macht uns anziehend für andere.

Beziehung

Zwei Partner, die in dieser Weise authentisch sind, sich im autonomen Modus befinden, ziehen sich gegenseitig an. Und diese gegenseitige Anziehung ist die Grundlage für eine erwachsene partnerschaftliche Beziehung, in der beide sich selbst und den anderen achten. Das gibt dieser Art von Beziehung eine Freiheit, ermöglicht eine Liebe, die diese Beziehung kostbar macht.

Arbeit

Bereits in der Schule, noch mehr im Beruf sind wir einem enormen Erwartungsdruck ausgesetzt. Unser Eigenstes, unser Selbst ist anscheinend gar nicht gefragt, geschweige denn wahrgenommen. Du musst schon sehr fest mit dir selber verbunden sein, um diesem Anpassungsdruck zu widerstehen. Je mehr du dich mit fremden Erwartungen identifizierst – als wären sie für dich gültig – umso mehr läufst du Gefahr, die Verbindung mit dir selbst zu verlieren, dir selber fremd zu werden.

Transzendenz

Je mehr wir mit unserem Selbst verbunden sind, umso mehr spüren wir, dass es etwas Grösseres gibt, dessen Teil wir sind. Das Selbst – im Unterschied zum „Ich“ - spürt diese Verbindung. Der Arzt und Psychotherapeut Jung nannte daher das Selbst den „göttlichen Funken“ in uns.

Tagtäglich zeigen uns die Probleme unserer Zeit, in Beziehungen wie auch in der Weltpolitik, dass uns diese Verbindung mit uns Selbst fehlt, wie sehr wir dieser Orientierung an dem Grösseren Ganzen bedürfen, wie sehr wir unter einer „kollektiven Selbst- Entfremdung“ leiden. Das alles ist nicht neu. Warum gelingt es so wenigen, diese Einsichten zu leben?


Der eigene Raum zum Leben

Der körperliche Raum

  • Zelle
  • Tier
  • Mensch

Stoffwechsel

Grenzen

Der vergessene phänomenale Raum

  • meine Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen

Der vergessene phänomenale Raum

Seit 500 v.Chr. wird Raum als dimensionaler verstanden, d.h. als ein Körperraum, der sich von der als unräumlich gedachten Psyche unterscheidet. Die Reduzierung des Raumes auf objektive bestimmbare Dimensionen hat zu vielen Erfolgen in Forschung und Wissenschaft geführt und verstärkte die Tendenz, Räumlichkeit nur objektiv dimensionale zu verstehen. So leben wir einer Welt, in der es für viele Menschen außer dem äußeren sichtbaren Raum nichts weiteres Räumliches gibt. Nach den jahrhundertealten philosophischen Begriffen zu urteilen, ist unser psychisches Befinden völlig unräumlich und ortlos, fast schon u-topisch.

Der erlebte phänomenale Raum

Trotzdem haben wir ein Gefühl für unseren eigenen gefühlten Raum, wenn uns zum Beispiel ein persönliches Gespräch sehr nahe geht, oder uns ein Ziel als zu weit entfernt erscheint. Häufig können wir unseren Raum und die Grenze darin fühlen, auch wenn uns ein Begriff dafür fehlt. Wir nennen ihn den "inneren Raum", aber er ist eigentlich nicht innen, sonder umgibt uns und verbindet uns mit anderen räumlichen Wesen. Es ist unser eigener Raum, den wir zum Leben brauchen, wie die Luft zum Atmen. Dieser eigene Raum ist sowohl körperlich wie psychisch spürbar, und damit jenseits der Trennung von Körper und Psyche. Es ist der leiblich spürbare Raum unser lebendiges Da-Sein. Wir kommen auf die Welt und sind da. Wir sind in den Raum Geworfene.

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts fand der erlebte phänomenale Raum Rücksicht in der Philosophie:

  • Dürckheim: "Der gelebte Raum ist für das Selbst Medium der leibhaftigen Verwirklichung, Gegenform oder Verbreiterung, Bedroher oder Bewahrer, Durchgang oder Bleibe, Freme oder Heimat, Material, Erfüllungsort und Entfaltungsmöglichkeit, Widerstand und Grenze, Organ und Gegenspieler dieses Selbsts in seiner augenblicklichen Seins- und Lebenswirklichkeit." (Graf Dürkheim, S. 389. Z.n.: OFB-MuR 20)
  • Minskowski: Der Raum reduziert sich für uns nicht auf geometrische Beziehungen, die wir festsetzen, als wenn wir selbst, auf die einfache Rolle neugieriger oder wissenschaftlicher Zuschauer beschränkt, uns außerhalb des Raums befänden. Wir leben und handeln im Raum, und im Raum spielt sich ebenso sehr unser persönliches Leben ab wie das kollektive Leben der Menschheit. (Minkowski, Le temps vècu, S. 367. Zit.n. OFB-MuR 19f)
  • Bollnow: "Der Mensch befindet sich nicht im Raum, wie ein Gegenstand sich etwa in einer Schachtel befindet, und er verhält sich auch nicht so zum Raum, als ob zunächst etwas wie ein raumloses Subjekt vorhanden wäre, das sich dann hinterher auch zu einem Raum verhielte, sonder das Leben besteht ursprünglich in diesem Verhältnis zum Raum und kann davon nicht einmal in Gedanken abgelöst werden." (OFB-MuR 23)

Person und Welt bestehen nicht getrennt, sondern konstituieren einander. Die Frage "wer bin ich?" ist untrennbar mit der Frage verbunden: "Wie ist die Welt beschaffen, in der ich lebe?". "Was steht mir Nahe? Was steht mir fern?"

Lewins Grundintention einer "Verräumlichung des Innerseelischen" stimmt mit dem hier vertretenen phänomenologischen Ansatz überein. ... Dennoch lassen sich die topologischen Begriffe durchaus in ihrer ursprünglichen, phänomenologischen Bedeutung gebrauchen. (F-LRP 304)

Bei Lewin geht es nur um Richtungen, bei uns auch um Orte.

Mein leiblicher Raum

  • Meinhaftigkeit des Leibes

Einleibung

Mein persönlicher Raum

  • Das Mein ist abgeleitet von der Meinhaftigkeit des Leibes

Die innerste Schale ist die der Intimsphäre oder der persönliche Raum (...). Er bildet eine "Pufferzone" um den eigenen Leib, deren Überschreitung als aufdringlich, verletzend oder bedrohlich empfunden wird. "Distanzlosigkeit" bedeutet eine Missachtung dieses persönlichen Raumes. (F-LRP 309)

Unbewusster Raum

Der als mir zugehörig empfundene Raum endet also nicht an der Haut, sondern umfasst meine Kleidung, den Stuhl, auf dem ich sitze, den Wagen, den ich besitze, das Haus, in dem ich wohne. Dabei kommt mir der leibliche Eigenraum meist erst dann zu Bewusstsein, wenn etwas meinen Bereich stört, einengt oder bedroht; etwa wenn mich jemand unversehens auf die Schulter klopft, wenn ein Fremder ohne Erlaubnis meine Wohnung betritt, oder wenn mir ein Raum zu eng ist und meinen gewohnte Spielraum einschränkt. (F-LRP 308f)

Persönliche Einräumung

Übernehmen von fremden Erwartungen, Wünschen, Bedürfnissen

Interpersonale Raumkonflikte

Menschliche Existenz ist grundsätzlich "raumgreifend", d.h. sie bedeutet immer die Ausdehnung des leiblichen Eigenraums auf einen Einflussbereich, der gegen Fremdansprüche abgegrenzt und behauptet werden muss. Diese Grundstruktur tritt in Raumkonflikten zutage, in denen Menschen mit verschiedenen Interessenslagen z.B. dasselbe Territorium beanspruchen, sich ihren Status streitig machen usw.; ein Großteil der zwischenmenschlichen Konflikte ist von dieser Struktur. (F-LRP 309f)

Beim Menschen ist das Territorialverhalten nicht mehr angeboren, sondern weitgehend kulturell geprägt und erlernt; er muss sich seiner Territorien suchen, auf symbolische Weise markieren und abgrenzen. (F-LRP 308)

Intrapersonale Dialektik: Sicherheit und Offenheit

Innerpersönliche Konflikte entstehen andererseits durch die Dialektik von Sicherheit und Offenheit, die mit jeder Grenzziehung im Lebensraum verbunden ist: Distanz und räumliche Abgrenzung bedeutet Schutz vor Eindringen und Verletzung, verhindern jedoch den Kontakt zu Anderen und beschränken die eigene Freiheit. (F-LRP 309f)

Unsichtbarkeit aber Wirkungsmacht des persönlichen Raumes

Freilich ist der Lebensraum, in dem ein Mensch wohnt, sich orientiert und bewegt, für andere Menschen unsichtbar. Wir sehen nicht die Nähe oder Ferne, die die Dinge und Personen für ihn haben, die Barrieren, die ihn ängstigen, die Freiräume oder Fluchtlinien, die ihn anziehen, die Zentren und Grenzen, die seine Wege bestimmen. Und doch müssen wir, um einen Menschen zu verstehen, auch seine vertraute Umgebung, seine Wirksphäre, sein vielfältigen Bezüge zur Mitwelt kennen. Denn das was wir die Seele eines Menschen nennen können, ist ebenso "in ihm" wie in seiner Welt; und er entwickelt und entfaltet sich in dem Maß, als er seine Umwelt immer mehr beseelen, mit seiner Leiblichkeit, seiner Ausstrahlung und Wirkung durchdringen kann. (F-LRP 311)


Der eigene Raum

Es scheint, dass wir zu wenig beachten, dass

  • der EIGENE RAUM die Grundvoraussetzung ist, um mit sich selbst, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen verbunden zu sein.
  • Dieser Raum hat eine Grenze zum Raum des Anderen.
  • Das Achten der eigenen Grenze verhindert die Vermischung, ermöglicht es, zwischen sich und dem Anderen zu unterscheiden.
  • Das Achten der fremden Grenze respektiert den Anderen so wie er ist, verhindert Übergriffe und Manipulation – meist als liebevolle Fürsorge getarnt.

Das Paradox der Grenze: Sie schafft eine gesunde Distanz, welche Anziehung, Kontakt, Achtung und Liebe ermöglicht! Die Grenze, die gesunde Distanz macht es möglich, gleichzeitig die Nähe zum Gegenüber zu haben, und mit sich selber verbunden zu sein.

DAS ist die Lösung des oben genannten „Dilemmas!

Wenn die zentrale Bedeutung dieses INNEREN RAUMES für die seelische Struktur berücksichtigt wird, dann wird es möglich, die seelische Entwicklung des Menschen und deren Störungen auf eine neue Weise zu beschreiben. Bereits bekannte „Mosaiksteine“ ordnen sich zwanglos zu einem neuen Bild.

Dies neue Bild ermöglicht Helfern wie auch den Betroffenen selbst, verfahrene Situationen besser zu verstehen. Es zeigt neue, und erstaunlich wirksame Lösungsmöglichkeiten auf.

Siehe: Raum

Die eigene Grenze

Die Grenze oder Barriere bezeichnet eine Linie bzw. einen Bereich, der der Lokomotion Widerstand entgegensetzt, sei dieser physischer, emotionaler oder sozialer Art. Im Lebensraum begegnen wir daher den Qualitäten der leiblichen Widerstandserfahrung wieder. (F-LRP 307)

Die eigenen Anteile im eigenen Raum

...

Entwicklung des eigenen Raumes

Die Orientierung und Einrichtung im Lebensraum ist ein ökologischer Prozess der "Einhausung", den ich Oikeiosis bezeichnen möchte. In ihr macht sich das Kind zunächst mimetisch, dann imitierend und lernend mit der sozialen und kulturellen Welt vertraut. Zu Beginn umfasst der Lebensraum nur die Mutter-Kind-Sphäre, erweitert sich jedoch mit zunehmendem Aktionsradius des Kindes. (F-LRP 311)

Pränatale Symbiose: Ein Leib

  • Eigene Zellen
  • Pränatalzeit

Die Embryologie und die pränatale Psychologie haben gezeigt, dass der Fötus sich nicht etwas bis zur Geburt in einem rein vegetativen Zustand befindet, sondern senomotorisch und emotional bereits in vielfältigem Kontakt mit seiner Umgebung steht. Von der frühen Fötalperiode bis in die ersten Lebensjahre ist die Mutter-Kind-Dyade die wichtigste Voraussetzung für die seelische Entwicklung des Kindes ebenso wie für eine adäquate Ausreifung seines Gehirns. (F-DG 183)

Geworfen werden in die Welt: Geburt

  • Eigene Atmung

Mit der Geburt verwandelt sich die pränatale Symbiose von Mutter und Kind in eine dialogische, "zwischenleibliche" Beziehung. (F-DG 184)

Zwischenleiblichkeit als dynamisches Resonanzsystem: Interaffektivität

... dass hier zwei Organismen zu einem dynamischen Resonanzsystem zusammenschließen: "Zwischen (...) meinem Leib, so wie ich ihn erlebe, (...) und dem des Anderen, so wie ich ihn von außen sehe, herrscht ein inneres Verhältnis, welches den Anderen als die Vollendung des Systems erscheinen lässt." (Merleau-Ponty 1965, 404). (F-DG 202)

Die Frage, die sich hier anschließt, ist die nach der Differenzierung in der Gemeinsamkeit: Wie wird verhindert, dass es aufgrund der primären undifferenzierten Aktivität des Spiegelsystems zu einer Konfusion oder Verschmelzung von Selbst- und Fremdwahrnehmung kommt? - ... Die sichere Abgrenzung dürfte vor allem durch die Erfahrung der Urheberschaft ("agency") für die eigenen Handlungen zustandekommen: Selbstinitiierte Bewegungen sind mit einem Aktivitätsbewusstsein verbunden, das sie von beobachteten Bewegungen unterscheidet. Dazu kommt die kinästhetische Rückmeldung der eigenen Körperbewegung. (F-DG 202)

Selbstinitiierten Aktionen entspricht eine Aktivierung in der linken, wahrgenommenen fremden Aktionen einer Aktivierung in der rechten Hemisphäre. Dabei spielt die bereits erwähnte inferiore Parietalregion eine entscheidende Rolle (...). (F-DG 202)

Auch wenn diese Forschungen derzeit noch im Fluss sind, deuten sie jedenfalls darauf hin, dass es auch auf biologischer Ebene eine gemeinsame intersubjektive Matrix für die Wahrnehmung von Handlungen und Gefühlen gibt, die erst durch sekundäre Differenzierung auf Selbst- und Fremdwahrnehmung verteilt wird. Dem entspräche auf phänomenologischer Ebene der Primat der Zwischenleiblichkeit als einer, wie Merleau-Ponty es auch ausdrückt, "anonymen" Sphäre, aus der sich Selbst und Anderer zunehmend als eigenständige Pole entwickeln und einander gegenübertreten. (F-DG 203)

Die neuere Säuglingsforschung hat die Vorstellung Freuds und Mahlers von einer "primär-narzistischen" oder "autistischen" Phase am Anfang der Entwicklung korrigiert. Das Weltverhältnis des Säuglings lässt sich vielmehr als reine Zwischenleiblichkeit beschreiben. Zwar gibt es für den Säugling noch keine deutliche Unterscheidung von Innen und Außen, von propriozeptiven und Fremdreizen, "Ich" und "Nicht-Ich"; sein Leib reicht so weit wie das Erleben. Erst schrittweise grenzt sich in der Erfahrung von spontaner Bewegung und Widerständen der Körper als Eigenraum ab. Leib und Raum fallen also ursprünglich ineins. Aber aufgrund der Resonanzstruktur des Leibes ist das Kind in diesem Raum von Anfang an auch zur Kommunikation mit der Mutter fähig und wendet sich ihr aktiv zu. ... Die frühkindiche Kommunikation besteht im wesentlichen im unwillkürlichen leiblichen Mitvollzug, in mimetischer und komplementärer Resonanz. Hingegen setzt die Imitiation oder "Nach-Ahmung" als gezielte Wiederholung des beobachteten Verhaltens bereits die Abgrenzung von Selbst und Anderem voraus und entwickelt sich erst viel später (Stern 1998, 204) (F-LRP 275)

Ohne die mütterliche Resonanz bleiben dem Säugling auch seine emotionale Regungen unwirklich. Denn er erlebt noch keine eigentlichen, intentionalen und personale Gefühle, sondern "Protoaffekte", die nur im Kontakt mit der Mutter Richtung und Bedeutung erhalten. Den Gefühlen fehlt noch die "Selbstbezüglichkeit"; der Säugling kann nicht sich freuen, sondern nur zusammen mit der Mutter Freude empfinden. ... Gefühle sind ursprünglich im "Zwischen" beheimatet, eingebettet in die leibliche Kommunikation von Mutter und Kind. (F-LRP 276)


ab 7. Monat: Selbst-Bezüglichkeit

Erst ab dem siebten Monat entdeckt das Kind, dass es Gefühle selbst erleben und dann mit Anderen teilen kann; die zwischenleibliche Einheit beginnt allmählich einer bipolaren Kommunikation, einer "Beziehung" zu weichen. Dies dokumentiert sich in einer neuen, symbolischen Form der Interaktion: in der Gestik, und dabei besonders im Zeigen. (F-LRP 276)

Vertrauen und Ermutigung der Eltern sind Voraussetzung für die aktive Zuwendung zur Welt und damit für die Erschließung und Eroberung des Raumes (explorierend-expansives Verhalten). Erfährt das Kind dabei einschneidende Hemmungen, Misserfolge oder Bestrafungen, so wird sein Explorationsvermögen und damit sein Lebensraum dauerhaft eingeschränkt (ängstlich-gehemmtes oder introvertiertes Verhalten. (F-LRP 312)

Oknophil - philobat


Die Neunmonatsrevolution: sekundäre Intersubjektivität

- Höhepunkt der Synaptogenese

  • Joint Attention:

Im Alter von zehn bis zwölf Monaten beginnen Babys, sich gemeinsam mit Erwachsenen Gegenständen zuzuwenden und sich dabei ihrer Aufmerksamkeit durch kurze Blicke zu vergewissern, was als "joint attention" bezeichnet wird. Bald gehen die Babys auch dazu über, die Aufmerksamkeit der Erwachsenen durch "deiktische Gesten" auf Dinge zu lenken: Sie zeigen (proximal) und deuten (distal) auf Objekte, die die Anderen sehen sollen. (F-DG 204)

  • Soziale Bezugnahme

im 2. Lebensjahr: Selbst-Wahrnehmung

An die Stelle der überwiegend zentripetalen Bewegungen der Säuglingszeit (Saugen, Ergreifen) tritt im 2. Lebensjahr mehr und mehr die zentrifugal gerichtete Exploration, ermöglicht durch den aufrechten Gang. Sich erheben können, "auf eigenen Beinen stehen", die Balance halten und damit spielen, all dies bedeutet nicht nur eine Trennung von der Erde, sondern auch ein "erhebendes" Glücks- und Machtgefühl, das sich in zunehmend häufigeren, neugiergeleiteten Entfernungen von der Mutter äußert. (F-LRP 279)

Die Übernahme der Außenperspektive geschieht erstmals im "Nein", weil sie überhaupt nur als Negation, als "Nichtung" der leiblichen Zentralität möglich ist. Das Kind verinnerlicht die Interaktion mit der Mutter zu einem inneren Dialog; es spricht mit sich, in dem es sich selbst wiederspricht und sich so zum Objekt macht. Der Widerspruch bringt die "Verdopplung" des Selbst, Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstheit hervor. Das Kind "inkorporiert" die Negativität einer fremden Perspektive und nimmt damit eine exzentrische Position zu sich selbst ein: Indem es sich entgegnet, begegnet es sich selbst. Reflexion entsteht, wie bereits ausgeführt, aus der Inversion der primären leiblichen Richtungen, d.h. wesentlich aus Versagung und Verneinung. (F-LRP 280)

Die Basis der Perspektivübernahme ist die Zwischenleiblichkeit, die Fähigkeit des Leibes zur Assimilation begegnender Leiblichkeiten. Denn damit sich das Kind als von einem Anderen Wahrgenommen erfahren kann, muss es den anderen Leib in der "Paarung" als ähnlichen erkennen, d.h. ihn in zwischenleiblicher Resonanz erleben. Ebenso bedeutsam ist aber die Erfahrung der Fremdheit des Anderen, der dem Kind distanzierend, versagend und negierend gegenübertritt. Es ist diese Erfahrung einer Dialektik von Ähnlichkeit und Fremdheit des Anderen, die dem Kind eine erste Reflexion des eigenen leiblichen Selbst vermittelt. (F-LRP 292)

Aus der Zwischenleiblichkeit herausgeworfen

Die Bewegung der Reflexion lässt sich nun so ausdrücken: Das Leib-Sein oder Leib-Selbst wird, herausgeworfen aus der ursprünglichen (Zwischen-)Leiblichkeit, zum Ich-Selbst, das seinen Körper hat. (F-LRP 294)

Erst das gefühlte Leib-Selbst vermag dem außenorientierten Selbst-Bild eine authentische Basis zu geben und so das autonome Selbst zu begründen. (F-LRP 296)

Pubertät

Partnerschaft

Familie

Systemische Selbst-Integration

Systemisch-Topologische Therapie: Raumpflege

Beschreibung der Methode

Wie ist diese Methode entstanden?

Systemisches Verständnis von Symbiose und Autonomie

Autonomie-Fragebogen

Fehlentwicklungen

Traumatisierte Eltern

  • Beispiel, Theorie

Erfahrung von Gewalt

Beispiel, Theorie

Früher Verlust einer Bezugsperson

  • Beispiel, Theorie

Identifikation mit früh verstorbenem Geschwister

  • Beispiel, Theorie

Kollektive Symbiose

Symbiotische Familiensysteme

Symbiotische Sozialsysteme

Religion und Symbiose

Kollektive Destruktion und kollektive Entfremdung

Prophylaxe und Therapie

Das hier vorgestellte Konzept ist mit tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen und „humanistischen“ Konzepten kompatibel. Es ergänzt sie und kann ihre Wirkung verstärken.

Neue Aufklärung

„Do It Yourself“

Autonomie an Schulen, in Firmen

Systemische Selbst-Integration