Das philosophische Dreieck

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Einleitung

Die Welt ist komplex genug. Wieso machen wir sie uns nicht einfach einfach? Zum Beispiel mit einem philosophischen Dreieck, in das sich jedes Denken einordnen lässt. Das schafft Orientierung und Überblick. Und ja, es ist dann nicht alles zu 100% perfekt, aber immerhin zu 80%, und das reicht, wenn wir nicht gerade Philosophieprofessor werden wollen.

Ein erster Überblick: Ding, Ereignis, Situation

Und schon geht es los: Der von mir sehr geschätzer Philosoph Hermann Schmitz schrieb einmal:

"Die klassische Ontologie gibt die Welt als eine

  • Konstellation von Dingen mit Eigenschaften (Aristoteles, Locke, Leibniz, Kant)
  • oder von Ereignissen (Hume, Mach, Einstein) aus;
  • ich ersetze diese Ontologie der Konstellationen durch eine Ontologie der Situationen." (S in NuN 185)

Mit einem Beispiel verdeutlicht: Wenn ich zum Bäcker gehe und zwei Brötchen kaufe, dann:

  • gibt es mich, die Bäckereifachverkäuferin, die Brötchen, das Geld das ich zahle, und noch weitere Dinge
  • gibt es den Kaufvorgang als Transaktion, d.h. ich bezahle 2 Euro und bekomme dafür 2 Brötchen
  • gibt es meine persönliche Situation, wieso ich genau diese Brötchen gekauft habe, und was ich mir davon erwarte

Sicher gibt es noch viele andere Gesichtspunkte, aber vielleicht sind das die drei wichtigsten Aspekte, unter denen ich etwas beschreiben kann:

  • Welche Dinge sind daran beteiligt?
  • Welches Ereignis findet statt?
  • In welcher Situation befinde ich ich mich?

Um es platt zu formulieren: Unsere Geschichte der Philosophie hat sich 2.500 Jahre mit der ersten Fragen, 500 Jahre mit der zweiten, und fast gar nicht mit der dritte Frage beschäftigt. Dazu ein kurzer Überblick über die Geschichte der Philosophie.

Geschichte der Philosophie

Mindestens seit 2.500 Jahren herrscht in der Philosophie das Festkörpermodell der Dinge, d.h. die Welt wird gedacht, als besteht sie aus lauter festen Dingen. Das Modell war ja auch sehr erfolgreich, schließlich sitze ich gerade auf einem Stuhl, vor mir eine Computer und ich sehe lauter Dinge um mich herum. Ich kann diese Dinge sogar zählen, und bestimmten Gattungen zuordnen, also Tisch, Stuhl, Computer etc. Die Dinge haben verschiedene Eigenschaften und stehe auch zueinander in räumlicher und funktionaler Beziehung, d.h. ich kann ich räumlich orientiere und weis auch, wofür die Dinge da sind. Diese Herrschaft des Festkörpermodells klingt daher erstmal logisch. War es aber nicht, denn erst mit Demokrit ca. 500 v.Chr. ist dieses Modell berühmt geworden. Was war vorher? Darauf kommen wir später.

Was kam danach? Nachdem immer mehr ins Bewusstsein kam, dass sich die Welt voller Dinge auch ständig verändert, hat man die Verändungen für wichtiger gehalten als die statischen Dinge, und stellt sich die Welt als Verkettung von objektiven Ereignissen vor. Dies wurde populär in einer Zeit, in der die Naturwissenschaften explodierten und man diese Ereignisse in ein raumzeitliches Koordinatensystem eintragen konnte. Immer genaurere Untersuchungen der Materie haben nämlich eregeben, dass auch Atome wieder aus kleineren Bestandteilen bestehen und man kein Ende sieht, so dass man sich als letzte Bausteine der Welt eher die mit Wahrscheinlichkeit eintretenden Ereignisse vorstellte. Und dabei ist es im wesentlich geblieben, wenn man einen Naturwissenschaftler fragt.

Doch da mit der Naturwissenschaft nicht alles in den Blick kommt, was uns bewegt, fehlen die gefühlsbeladenen Situationen, in denen wir uns manchmal befinden. So wurde versucht, auch diese Situationen zu berücksichtigen und in einem philosophischen Modell zu integrieren. Dazu gibt es z.B. die Situationsontologie von Hermann Schmitz, von dem das obige Zitat, von der drei philosopischen Ausrichtungen stammt.