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Beständig sinkt der Anteil authentischer Erfahrung an dem Bild, das wir uns von der Welt machen; denn die Welt wird uns schon vorher als Bild zubereitet. Bereits 1956 sprach Günter Anders in seiner Kritik der Massenmedien von der "Phantomisierung" der Welt, die mehr und mehr unter ihren Abbildern zum Verschwinden gebracht wird. Statt die Welt stellen die Medien sich selbst dar und verselbständigen sich zu einer eigenen Realität. Die Macht dieser Illusion beruht auf der menschlichen Neugier, sich dem Schein zu überlassen: Ein Bild noch als Bild zu sehen, also "als-ob" der Fiktionalität bewusst zu halten, fällt immer scherer, wenn wir etwa an die Entwicklung vom gezeichneten Bild über Fotografie und Film bis hin zur TV-Live-Übertragung denken. Im quasi-hypnoiden Zustand gibt der Zuschauer schließlich die Anstrengung auf, die Differenz zwischen Original und Abbild aufrechtzuerhalten.

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Resultat dieser Entwicklung ist das, was Anders den "medialen Idealismus" nannte: Die Welt wird zum Schauspiel, der Zuschauer zum passiven Empfänger der Vorstellungen, die die Medien ihm liefern. In der Virtual Reality und im Cyberspace wird die medial Inszenierung schließlich noch um eine letzte Illusion gesteigert, nämlich die der Wechselwirkung, der unmittelbar-leiblichen Verbindung mit dem elektronisch produzierten Schein. Nicht mehr Zuschauer, sondern symbiotisch mit der Illusion verbunden, erlebt der Anwender eine magische Wirkung der eigenen Tätigkeit. So zieht das Medium den Anwender hinein in eine neue Realität, mit der Tendenz, ihn so zu infantilisieren, dass er die Bilder als unmittelbare Wirklichkeit erlebt. (F-LuL 275f)