Wirklichkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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{{c|Die Unterscheidung von Wahrheit und Irrtum können sich nur ''innerhalb der Erscheinungsweisen'' der Wirklichkeit selbst erweisen.|FV-OW 339}}
 
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== Wirklichkeitsgehalt ==
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Version vom 20. September 2014, 03:11 Uhr

Wenn wir Aussagen über die Wirklichkeit machen, müssen wir zugleich immer auch Rechenschaft darüber ablegen, wie wir, die wir diese Aussagen machen, in dieser Wirklichkeit verortet sind. (FV-OW 14)

Wirklichkeit subjektiver und objektiver Tatsachen

Die Wirklichkeit meines Schmerzes ist von grundsätzlich anderer Art als die Wirklichkeit objektiver physiologischer Tatsachen - und in gewissem Sinn ist sie sogar "wirklicher" als diese. (F-DG 55)

Von der Wirklichkeit kann man nur gepackt werden. Sie lässt sich durch keine Überlegung zur Evidenz bringen, ... (S-GedW 29)

Wahrheit und Irrtum

Die Unterscheidung von Wahrheit und Irrtum können sich nur innerhalb der Erscheinungsweisen der Wirklichkeit selbst erweisen. (FV-OW 339)

Wirklichkeit und Wirklichkeitsgewißheit

... um deutlich zu machen, dass die Gewissheit von Wirklichkeit überhaupt - ohne Rücksicht darauf, was wirklich ist - nicht durch Raisonnement, sondern durch Gepacktwerden von Wirklichkeit in leiblich-affektivem Betroffensein zu erlangen ist. (S-PdZ 52)

Wirklichkeitsgehalt

Objektive Tatsachen sind für das betroffene Subjekt von einem geringeren Wirklichkeitsgehalt als subjektive Tatsachen, aber für die gemeinschaftliche Sicht der Subjekte, die als 'Objektivitäts-Hersteller' durch traditionelle Einigung auf konsensuelle Objektivierungsverfahren eine gemeinsame Realität konstituieren, ist es genau umgekehrt: Hier sind die objektiven Tatsachen von einem größeren Wirklichkeitsgehalt. (GR-LuS 63)

Wirklichkeitsgehalt subjektiver Tatsachen Wirklichkeitsgehalt objektiver Tatsachen
1PP: betroffenes Subjekt hoch, höchste Wirklichkeitsgewißheit gering
3PPP: gemeinschaftliche Sicht der Subjekte gering hoch

Objektivität besitzt nicht grundsätzlich einen höheren Wirklichkeitsgehalt als Subjektivität. Die Gegenüberstellung einer Objektivität als 'Wirklichkeit', die gegenüber der leiblichen Subjektivität 'weniger' wirklich und sogar 'unwirklich' ist, sollte aufgegeben werden. Denn die leibliche Subjektivität ist unser primärer Wirklichkeitsindikator im Sinne seinsgewissheitlicher Evidenz. (GR-LuS 63)

Es lässt sich sogar sagen, dass dieses Spüren von höherem Wirklichkeitsgehalt und damit zumindest für uns selbst (wenn man einmal so will) 'wirklicher' oder 'wahrer' ist, als die Daten der Maschinen, die uns etwas 'sagen', was nicht mit unserem Gefühl übereinzustimmen braucht. (GR-LuS 62f)