Subjektive Tatsache: Unterschied zwischen den Versionen

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* '''Von Subjektiv zu Intersubjektiv''': Subjektiv drückt nur aus, dass jede Person nur Zugang zu seinem subjektiven Zustand hat. Die Intersubjektivät geht dabei verloren.
 
* '''Von Subjektiv zu Intersubjektiv''': Subjektiv drückt nur aus, dass jede Person nur Zugang zu seinem subjektiven Zustand hat. Die Intersubjektivät geht dabei verloren.
 
* '''Intersubjektive Standortrelevanz''': Topisch drückt aus, dass eine räumliche oder örtliche Qualität enthalten ist. Topische Tatsachen sind eben nicht nur persönliche Befindlichkeiten an einem singulärem Standpunkt, sondern intersubjektiv überprüfbare Befindlichkeiten an einem Standpunkt, der auch von anderen Personen eingenommen werden kann.
 
* '''Intersubjektive Standortrelevanz''': Topisch drückt aus, dass eine räumliche oder örtliche Qualität enthalten ist. Topische Tatsachen sind eben nicht nur persönliche Befindlichkeiten an einem singulärem Standpunkt, sondern intersubjektiv überprüfbare Befindlichkeiten an einem Standpunkt, der auch von anderen Personen eingenommen werden kann.
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* '''Anders als Objektiv''': Topische Intersubjektivität meint keine universelle und objektive Wahrheit, da es nicht einen Ort der Wahrheit gibt, sondern die Wahrheit des Ortes.
  
 
Subjektive Tatsachen können daher auch topische Tatsachen genannt werden, da ihnen im Unterschied zu [[neutrale Tatsache|neutralen Tatsache]]n immer ein absoluter [[Ort]] zugrunde liegt: der eigene [[Leib]].
 
Subjektive Tatsachen können daher auch topische Tatsachen genannt werden, da ihnen im Unterschied zu [[neutrale Tatsache|neutralen Tatsache]]n immer ein absoluter [[Ort]] zugrunde liegt: der eigene [[Leib]].

Version vom 4. Januar 2011, 12:54 Uhr

Eine subjektive Tatsache kann höchstens einer, nämlich der Betroffene, aussagen. Im Unterschied zur neutralen Tatsache, die jeder aussagen kann, sofern er genug weiß und gut genug sprechen kann.

Beispiele

  • "Ich liebe dich."
  • "Ich habe gesündigt."
  • "Hilfe, ich ertrinke."

Folgende Beispiele sollen verdeutlichen, was passieren würde, wenn es keine subjektiven Tatsachen geben würde, sondern nur neutrale Tatsachen ausgesagt werden (bei einer Person namens "Peter Schulze"):

Liebeserklärung

  • "Peter Schulze liebt dich, überflüssig hinzuzufügen, dass ich er bin."
  • Das angesprochene Mädchen ist verstimmt; es möchte sagen und sagt vielleicht: "Das ist doch gar nicht überflüssig, gerade darauf kommt es mir an."

Beichte

  • Sünder: "Peter Schulze hat gesündigt."
  • Beichtvater: "Sprich: Ich habe gesündigt"
  • Sünder: "Das ist doch ganz überflüssig."
  • Beichtvater verweigert die Absolution.

Hilfeschrei aus dem Wasser

  • "Hilfe, Peter Schulze ertrinkt, überflüssig hinzuzufügen, dass ich es bin."

Das ist kein echter Hilferuf; der hilfsbereite Mitmensch, der auf den Ruf "Hilfe, ich ertrinke" sofort reagiert hätte, wird ersteinmal neugierig nachsehen, was eigentlich los ist. (S-KE 33)

Folgen

Die Entdeckung der subjektiven Tatsachen hat im Negativen wie im Positiven wichtige Folgen: (Vgl: S-WNP 16)

Negative Folgen

  • Der Psychologismus der dominanten europäischen Intellektualkultur kommt an sein Ende.
  • Die ... ironistische Verfehlung des abendländischen Geistes kann durch Aufdeckung eines Irrtums an ihre Wurzel behoben werden. (S-WNP 16)

Positive Folgen

  • Das Problem der Freiheit im Sinne einer notwendigen und zureichenden Bedingung sittlicher Verantwortung wird endlich lösbar.
  • Die Dauer der Person, die als sie selbst, nicht nur mit zeitlichem Teil von sich, in den sukzessiven Phasen ihres Lebens mit verschiedener Gestaltung gegenwärtig ist, kann als für sie subjektive Tatsache verstanden und gerechtfertig werden. (Vgl: S-WNP 17)

Subjektive als topische Tatsachen

Warum sollte man anstelle von subjektiven Tatsachen besser von topischen Tatsachen reden:

  • Subjektivität als Mangel: Unter Subjektivität versteht man gewöhnlich den Mangel an Objektivität, also die Unfähigkeit, von dem beschränkten eigenen Standpunkt und den eigenen Interessen abzusehen. (B-LaA 43) Um diesem Verständnis der Subjektivität zu entkommen, bietet es sich an, sich auch sprachlich nicht auf diese Unterscheid zu beziehen.
  • Von Subjektiv zu Intersubjektiv: Subjektiv drückt nur aus, dass jede Person nur Zugang zu seinem subjektiven Zustand hat. Die Intersubjektivät geht dabei verloren.
  • Intersubjektive Standortrelevanz: Topisch drückt aus, dass eine räumliche oder örtliche Qualität enthalten ist. Topische Tatsachen sind eben nicht nur persönliche Befindlichkeiten an einem singulärem Standpunkt, sondern intersubjektiv überprüfbare Befindlichkeiten an einem Standpunkt, der auch von anderen Personen eingenommen werden kann.
  • Anders als Objektiv: Topische Intersubjektivität meint keine universelle und objektive Wahrheit, da es nicht einen Ort der Wahrheit gibt, sondern die Wahrheit des Ortes.

Subjektive Tatsachen können daher auch topische Tatsachen genannt werden, da ihnen im Unterschied zu neutralen Tatsachen immer ein absoluter Ort zugrunde liegt: der eigene Leib.

Fichte als Entdecker

An allen objektiven Tatsachen, die sich registrieren lassen, findet Fichte hiernach kein Kennzeichen dafür, dass der Vorrat an Vorkommendem, der den Namen "Johann Gottlieb Fichte" trägt und gerade schreibt, er selber ist. Eigentlich hat er damit die subjektive Tatsachen entdeckt, aber das merkt er nicht, weil er mit allen Menschen bis zu ihm und mit fast allen menschen bis heute alle Tatsachen und sonstigen Sachverhalte selbstverständlich für objektiv hält. (S-WNP 377)