Seele: Unterschied zwischen den Versionen
Admin (Diskussion | Beiträge) |
Admin (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 13: | Zeile 13: | ||
Das Verständnis einer Kollektivseele hat viel gemein mit dem Konzept des kollektiven Unbewussten von C. G. Jung. Allerdings macht es Sinn, das kollektive Unbewusste differenziert zu betrachten. Es gibt kollektive Systeme, wie Familie, Klan, Volksstamm, Nation, Gemeinschaft der Gläubigen, Kontinent, Menschheit etc. So gibt es über das persönliche Unbewusste hinaus das Unbewusste größerer Einheiten, wie das der Familie, der Nation, der Menschheit.|Peter Bourquin in: PdS2018 167}} | Das Verständnis einer Kollektivseele hat viel gemein mit dem Konzept des kollektiven Unbewussten von C. G. Jung. Allerdings macht es Sinn, das kollektive Unbewusste differenziert zu betrachten. Es gibt kollektive Systeme, wie Familie, Klan, Volksstamm, Nation, Gemeinschaft der Gläubigen, Kontinent, Menschheit etc. So gibt es über das persönliche Unbewusste hinaus das Unbewusste größerer Einheiten, wie das der Familie, der Nation, der Menschheit.|Peter Bourquin in: PdS2018 167}} | ||
+ | == Seele als Feld. Feld als Seele == | ||
+ | {{c| Die Vorstellung von der unbeseelten Natur ist von der Vorstellung einer durch Felder organisierten Natur abgelöst worden. Felder wie Seelen sind unsichtbare Organisationsprinzipien. Von der griechischen Antike bis zum 17. Jahrhundert glaubte man, dass Magneten eine Seele hätten. Die Seele war das unsichtbare Ding in und um die Magneten, dass für seine Anziehung- und Abstoßungskräfte verantwortlich war. Heute glauben wir, dass Magnetfelder besitzen. <br/> | ||
+ | Auf einem naturwissenschaftlichen Gebiet nach dem anderen ist die alte Vorstellung von der Seele als einem unsichtbaren Organisationsprinzip vom Begriff des Feldes abgelöst worden. Daher würde ich sagen, dass die Natur durch Felder wiederbeseelt wird, die viele traditionelle Rollen von Seele im prämechanistischen Paradigma übernommen haben.|Sheldrake, Fox: Die Seele ist ein Feld 29}} | ||
== Seelenvorstellung als Erbe der griechischen Philosophie == | == Seelenvorstellung als Erbe der griechischen Philosophie == |
Version vom 13. Januar 2019, 14:47 Uhr
Seele ist häufig Synonym mit Psyche. Siehe auch: Seele im Dreieck
Individual- und Kollektivseele
Individualseele
Die dinghafte Vorstellung, als habe jeder Mensch eine einzelne Seele.
Kollektivseele
Die topische Vorstellung, als leben wir Menschen auch in seelischen Feldern.
Daan van Kampenhout (2008) benutzt für diese größeren Kollektive den Begriff "Stammesseele". Er kam durch seine Erfahrungen mit der systemischen Ritualarbeit zu dem Schluss. Dass manche individuellen Symptome nicht allein im Kontext des direkten Familienhintergrundes, sondern erst im Kontext der Zugehörigkeit zu einem größeren Kollektiv verständlich werden und gelöst werden können.
Seele als Feld. Feld als Seele
Die Vorstellung von der unbeseelten Natur ist von der Vorstellung einer durch Felder organisierten Natur abgelöst worden. Felder wie Seelen sind unsichtbare Organisationsprinzipien. Von der griechischen Antike bis zum 17. Jahrhundert glaubte man, dass Magneten eine Seele hätten. Die Seele war das unsichtbare Ding in und um die Magneten, dass für seine Anziehung- und Abstoßungskräfte verantwortlich war. Heute glauben wir, dass Magnetfelder besitzen.Auf einem naturwissenschaftlichen Gebiet nach dem anderen ist die alte Vorstellung von der Seele als einem unsichtbaren Organisationsprinzip vom Begriff des Feldes abgelöst worden. Daher würde ich sagen, dass die Natur durch Felder wiederbeseelt wird, die viele traditionelle Rollen von Seele im prämechanistischen Paradigma übernommen haben. (Sheldrake, Fox: Die Seele ist ein Feld 29)
Seelenvorstellung als Erbe der griechischen Philosophie
Seele bei Platon
- Die Person hat als Seele die Initiative der Überlegung.
- Sie ist dabei, sich ansprechend, allein und "Herr im Haus", ohne dass ein Regungsherd nach Art des homerischen Thymos eine Rolle spielte.
- Was sie denkt, ist ihrem eigenen Urteil unterworfen, denn im stummen Dialog ist ihr ja auch die antwortende Stellungnahme zum eigenen Zuspruch überlassen.
- Der Sprecher und Adressat des Gesprächs ist zugleich der Raum, in dem sich dieses abspielt: die Seele als Innenwelt. (S-LuG 294f)
Bedeutungen von Seele
Seele als Subjekt
Seele als Behausung
Die Vorstellung einer Seele als privater Innenraum ist Ausdruck des Psychologismus.
Ein seit Platon in die abendländische Bewußtseinsgeschichte eingeführter, fiktiver Innenraum, in den leibliche Regungen, leibliches Betroffensein von Gefühlen, Vorstellungen und Gedanken "introjiziert" und damit enträumlicht werden. Die historische Anthropologie ist in Verbindung mit der Phänomenologie in der Lage, diese geschichtliche Entwicklung der Introjektion aufzudecken und als Schein zu überführen. Die Reduktion der Räumlichkeit auf einen körperlichen Außenraum und einen seelischen Innenraum ist zu überwinden. Es ist zwischen einer dimensionalen und einer topischen Räumlichkeit zu unterscheiden.
Seele als Garant des zentrierten Erlebens: Haus und Herr im Haus
Seele als Leib: das Leibseelische
Vieles, was man als Seele gedacht hat, findet im Leib (nicht Körper) seine erfahrbare räumliche Entsprechung.
Plotin: Die Seele im ganzen Körper
Die ganzheitliche Gegenwart der Seele im Körper und allen seinen Teilen = Modell der Vieleinigkeit (Mannigfaltigkeit).
Seele als verlierbarer Selbst-Anteil der Person
Anstelle der Seele setzt die Phänomenologie die persönliche Situation.
Siehe: Schamanismus, Selbstintegration
Seele als transpersonaler Anteil der Person
Siehe: Transpersonaler Selbst-Anteil
Plotin: Seele und Gesamtseele
Siehe: Verschränkung
Motive für die "Erfindung der Seele"
[Die Psyche als] ein solches Sammelbecken ist ein Konstruktionsprodukt, das hauptsächlich erdacht worden ist, um zwei Bedürfnisse zu befriedigen:
- Das Bedürfnis nach Zentrierung, den Menschen vom Diktat der unwillkürlichen Regungen (leibliche Regungen, Gefühlsregungen, darunter namentlich numinose Regungen) zu entlasten und ihm im Umgang mit diesen die Regie so zu übertragen, dass er sein eigenen Verhalten mit Einsicht zu steuern vermag und dafür ohne den Entschuldigungsgrund der Besessenheit durch ergreifende Mächte verantwortlich gemacht werden kann. ...
- Das Bedürfnis, die Welt möglichst weitgehend so zu vergegenständlichen, dass als Abstraktionsbasis der zu dieser Vergegenständlichung gehörigen Begriffsbildung nur wenige intermomentan und intersubjektiv gut identifizierbare Merkmale herangezogen werden müssen, wodurch es nötig wird, für den Rest (z.B. für die Gefühle und überhaupt alles Atmosphärisch) einen Abladeplatz zu finden, ... (S-LuG 95)
Selbstbemächtigung
- Selbstbemächtigung: Das Bedürfnis nach Zentrierung und Bemächtigung der unwillkürlichen Regungen
Weltbemächtigung
- Weltbemächtigung: Das Bedürfnis nach einem Abladeplatz für die Reste der intermomentanen und intersubjektiven Vergegenständlichung
Logische Analyse der Gedankenschritte
1. Innenwelthypothese
2. Introjektionismus
Zitate
- Grenzen der Seele wirst du nicht finden, wenn du auch jede Straße abschreitest. (Heraklit, aus S-WNP 342)
- Die Seele ist der unsichtbare Körper und der Körper ist die sichtbare Seele. (Osho)