Richtung

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Im Unterschied zur Relation bedarf eine Richtung nicht unbedingt eines genauen Start- oder Zielpunktes. Eine Richtung als Vektor kann einfach auftauchen, ohne dass Start oder Ziel bei einer Entität verankert sein müssen, wie z.B. bei einem (unendlich gedachten) Fluss.

Der Fluss der Zeit hat eine Richtung, die man nicht zu suchen braucht; man wird von der wechselnden Gegenwart aus der wachsenden Vergangenheit in die (obwohl sie vielleicht unendlich ist) schrumpfende Zukunft mitgenommen. (S-JdN 32)

Es gibt zwar noch andere Richtungen, die keine Zeit verbrauchen, aber sie helfen nicht bei der Aufspaltung der Verhältnisse. (S-JdN 32)

Spezialfall der leiblichen Richtung.

Richtung ist dynamisch-vektoriell

Richtung darf nicht im geometrischen, sondern im dynamisch-vektoriellen Sinn als ein "Sich-richten-auf" verstanden werden. (Vgl: F-LRP 91) Richtung zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

  1. Richtung schließt an die Zentralität des Leibes als Ausgangs- und Zielpunkt erfahrener Bewegungen und Wahrnehmungen an: Zentrifugale Richtungen erfahren wir etwa in Drang, Trieb und Motorik, zentripetale in begegnenden Widerständen oder Sinnes"eindrücken".
  2. Richtung erhält als "Sich-richten-auf" in rudimentärer Form immer Bewegung oder doch Bewegungsanmutungen: leiblich gespürte Verläufe von Empfindungen, Motorik, Eindrücken usw. Auch der Blick ist in diesem Sinn eine Richtung, ein "Sehstrahl".
  3. Richtung bezeichnet nicht notwendig einen linearen oder geradlinigen Verlauf; es gibt auch unspezifische Richtungen etwa bei einer Geste.
  4. Leibliche Richtung enthält ein zeitliches, protensives Moment. Sie geht auf etwas Mögliches oder Entferntes aus, das aber auch ganz im Unbestimmten bleiben kann. Richtung bedarf also keines Ziels, um Richtung zu sein; es genügt der Ausgang vom leiblichen Zentrum. Man geht z.B. "immer der Nase nach". Eine spontane Ausfallsbewegung kann ungezielt sein, sie ist dennoch nach außen gerichtet. (F-LRP 91)

Klassifkation der Richtungen

Seitigkeit

einseitig allseitig
hebend - niederrückend zentripetal - zentrifugal

Einseitig

  • einseitig: hebend - niederdrückend
Hebend
Niederdrückend

Allseitig

  • allseitig: zentripetal - zentrifugal
zentripetal
zentrifugal

Umkehrbarkeit

umkehrbar unumkehrbar

Umkehrbar

Unumkehrbar

Zentrierungsbereiche

Zentrierte Gefühle haben häufig ein doppeltes, gegabeltes Zentrum:

  • Verdichtungsbereich: wo sich das Thema sammelt. (Mörder)
  • Verankerungspunkt: von wo her sich das Thema aufbaut. (Tod)

Sättigung:

  • Gesättigte Zentrierung: beide sind besetzt.
  • Ungesättigte Zentrierung: der Verankerungspunkt fehlt noch, z.B. beim Grauen
    • wenn der Verdichtungsbereich schon besetzt, z.B. ein grauenhafter Gegenstand
    • aber der Verankerungspunkt fehlt noch, z.B. noch nicht gewusst wird, was von dem Gegenstand droht.

(Vgl: S-WNP 51)

Anwendung: Das indentifizieren und auseinanderstellen der beiden Bereiche ist wichtiges Element in Systemaufstellungen.

Verdichtungsbereich Verankerungspunkt
wo sich das Thema sammelt (Mörder) von wo her sich das Thema aufbaut (Tod)

Verdichtungsbereich

  • wo sich das Thema sammelt: z.B. die aktuelle Bedrohung, der potentielle Mörder

Verankerungspunkt

  • von wo her sich das Thema aufbaut: z.B. der Tod

Zentrierungsgrad

Nicht alle Gefühle sind zentriert.

Die ältere phänomenologische Schule hat die zentrierten Gefühlen als intentional verkannt, die sich von bloßen Stimmungen dadurch unterscheiden, dass sie einen Gegenstand hätten, auf den sie sich richten. Diese einfache Gegenüberstellung ...

  • ignoriert den Unterschied zwischen reinen Stimmungen und reinen Erregungen
  • ignoriert dass es nicht nur einen einzigen Gegenstand des Gefühls gibt, sondern zwei Zentrierungsbereiche

(Vgl: S-WNP 50)

vollständig zentriert unvollständig zentriert

Vollständig zentriert

Unvollständig zentriert