Relation: Unterschied zwischen den Versionen

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{{c|Die klassische Metaphysik hatte immer das Wesentliche auf die erste Stelle gerückt und dann das zufällig Hinzukommende folgen lassen; sie hat die Substanz, die essenz, glorifiziert und das Akzidens, das Attribut, eher kavaliersmäßig behandelt. Die Sprachspiele der Alltagsontologie verfahren bis heute nicht anders: zuerst das Zugrundeliegende, dann das Daraufgestellte; zuerst die Träger, dann die zufüllig angehängt Eigenschaft; zuerst die Sprache selbst, dann ihre Beziehungen zu anderem. Unsere Sprachen sind so gebaut, dass wir praktisch mit jedem Satz diesen Habitus bestätigen.|SP-DSudT 150}}
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Version vom 16. März 2011, 15:29 Uhr

Eine Relation (oder auch Beziehung) ist als duales Verhältnis schon eine Spezialform der Richtung, nämlich eine Richtung, deren Start und Ziel feststeht.

Eine Relation oder synonym Beziehung ist eine mindestens zweistellige Entität:

  1. Startpunkt
  2. Zielpunkt

Zusätzlich kann die Qualität der Relation als dritte Größe hinzugenommen werden, die sich selbst wieder in verschiedene Größen aufteilen kann, wie z.B.:

  • Stärke
  • Verankerungstiefe mit Start und Ende
  • Startdiffusion: Wie stark die Relation am Startpunkt gebündelt oder verstreut ist
  • Zieldiffusion: Wie stark die Relation am Endpunkt gebündelt oder verstreut ist

Relationen in Systemmodellen

  • operative Systemmodelle (Prozessphilosophie)
    • Eine Relation wird als Anschluss-Relationen verstanden (Kettenmodell)
  • retive Sytemmodelle (Netzwerk, Netzmodell)
    • polyzentrische Relationen sind die direkte Verbindungen zwischen zwei Punkten
    • topozentrische Relationen sind die Verbindungen über den Raum, indem zwei Geraden durch Punkte gezogen werden, die sich an einem dritten Punkt im Raum treffen

Siehe: Systemtheorie

Ontologische Abwertung der Relation

Aristoteles

Aristoteles hat im letzten Buch der Metaphysik mit seiner dreistufigen Substanzontologie (Substanzen mit inneren Eigenschaften und äußeren Relationen zu einander) der Degradation der Relation mächtig Vorschub geleistet, gefördert durch den fast noch mächtigeren Einfluß der pseudoaristotelischen Kategorienschrift. (Vgl: S-WNP 341) (Quellen zu Aristoteles: 1088a 23. 29 f., 1089b 23 f., vgl. Nikomachische Ethik 1096a 21f.)

Luhmann

Allgemein

Die klassische Metaphysik hatte immer das Wesentliche auf die erste Stelle gerückt und dann das zufällig Hinzukommende folgen lassen; sie hat die Substanz, die essenz, glorifiziert und das Akzidens, das Attribut, eher kavaliersmäßig behandelt. Die Sprachspiele der Alltagsontologie verfahren bis heute nicht anders: zuerst das Zugrundeliegende, dann das Daraufgestellte; zuerst die Träger, dann die zufüllig angehängt Eigenschaft; zuerst die Sprache selbst, dann ihre Beziehungen zu anderem. Unsere Sprachen sind so gebaut, dass wir praktisch mit jedem Satz diesen Habitus bestätigen. (SP-DSudT 150)

Kausale Aufwertung der Relation

Siehe: Kausalität

Aufwertung der Relation

Peter Sloterdijk

Das philosophische Engagement von Sphären I besteht in dem Vorsatz, die in der philosophischen Tradition stiefmütterlich behandelten Kategorie der Relation, der Beziehung, des Schwebens in einem Ineinander-Miteinander, des Enthaltenseins in einem Zwischen, zu einer erstrangigen Größe zu erheben und die sogenannten Substanzen und Individuen nur als Momente oder Pole in einer Geschichte des Schwebens zu behandeln. Dies alles aber nicht im Stil einer Dialogphilosophie, wie sie unter den Theologen populär geworden ist, sondern mithilfe einer profanen oder anthropologischen Theorie des geteilten Raums oder des subjektiven Feldes. (SH-DSudT 139)

Relationstypen

Zwei Arten von Verknüpfungen (Cassirer PhsF 3, 108):

  • Dingverknüpfungen (z.B. auch ursächliche Vernküpfungen)
  • Sinnverknüpfungen (deren ursprünglichste Form eben im leiblichen Ausdruck zu suchen ist)

Unterscheidung als Relation

Eine Unterscheidung ist duales Verhältnis.

Dingverknüpfungen

Symbolische Relation (Verschränkung)

Nicht jeder empirische "Nexus" lässt sich, mittelbar oder unmittelbar, in einen Kausal-Nexus auflösen. (C-PhdsF III, 115)

Der Mittelpunkt jeder symbolischen Relation ist das reine Ausdrucksphänomen, wo Seelisches auf Leibliches, Leibliches auf Seelisches bezogen erscheint. (Vgl: C-PhdsF3, 121)

[U]nd eben gegen diese Form des Durch-Einander-Bestimmtseins setzt sich die eigentümliche Weise des In-Einander, des wechselseitigen Verwoben-Seins und Verschränkt-Seins, wie sie die Beziehung von Leib und Seele aufweist, immer aufs neue zur Wehr. (C-PhdsF3, 116)

Verhältnis von Seele und Leib

Das Verhältnis von Seele und Leib stellt das erste Vorbild und Musterbild für eine rein symbolische Relation dar, die sich weder in eine Dingbeziehung noch in eine Kausalbeziehung umdenken lässt. Hier gibt es ursprünglich weder ein Innen und Außen, noch ein Vorher oder Nachher, ein Wirkendes oder ein Bewirktes; hier waltet eine Verknüpfung, die nicht aus getrennten Elementen erst zusammengefügt zu werden braucht, sondern die primär ein sinnerfülltes Ganze ist, das sich selbst interpretiert, - das sich in eine Doppelheit von Momenten auseinanderlegt, um sich in ihnen "auszulegen". (C-PhdsF3, 117)

Letzthin beruhen alle Dingverknüpfungen und alle ursächlichen Verknüpfungen auf Sinn-Verknüpfungen. (Vgl: C-PhdsF3, 177)

Verkümmerung zur Dingverknüpfung

Die Art der "Gemeinschaft", die zwischen Leib und Seele besteht, erscheint jetzt als die eines bloßen "Beisammen" - und dieses Beisammen schließt zugleich prinzipiell ein Auseinander in sich. Die Zweiheit ist aus einer Zweiheit der Momente zu einer Zweiheit von Gebieten geworden: die Wirklichkeit hat sich endgültig in eine "Innenwelt" und eine "Außenwelt" zerlegt. (C-PhdsF3, 120)

Momente in Situationen