Psychologismus

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Psychologismus besteht in der Bereitstellung einer abgeschlossenen und zentralisierten privaten Innenwelt. (S-WNP 347)

Die Lehre, die jedem Bewussthaber eine abgeschlossene Innenwelt (z.B. Seele) beilegt, in der sein gesamtes Erleben Platz hat. (Schmale Zugänge von außen durch die Schlitze der Sinnesorgane können zugelassen werden.) (S-NWdeP 826)

Der Psychologismus wird neuerdings ersetzt durch die Gehirnmythologie.

Vor dem Psychologismus (bis 500 v.Chr.) Psychologismus (nach 500 v.Chr.)
Die Person steht ohne Hausmacht einer privaten Innenwelt ungeschützt im Konzert halbautonomer Regungsherde, deren wichtigster ihr Impulsgeber Thymos ist (Homers Ilias) Die Person hat eine Psyche (Seele) als eine zentralisierte und abgeschlossene Behausung seines individuellen Erlebens.

Psychologismus ist die Vorstellung, dass das gesamte Erleben eines Bewussthabers in eine ihm zugehörige, meist als Seele bezeichnete private Innenwelt eingeschlossen sei. ... Zu der Innenwelt gehört ein Inhaber, ein Subjekt oder Bewussthaber, dessen Innenwelt sie ist. Die nächste, als Folge der Abgeschlossenheit der Innenwelt unmittelbar ersichtliche, Schwierigkeit besteht darin, dass er, wenn er darin steckt, nicht mehr heraus kommt, um das Zeugnis der Sinne, seine einzige Informationsquelle über die Außenwelt, draußen zu kontrollieren. (S-KE 43)

Verhältnis des Bewussthabers zu seiner Innenwelt

In der psychologistischen Tradition sind vier Vorschläge gemacht worden, wie das Verhältnis des Bewussthabers zu seiner Innenwelt bestimmt werden kann.

  • der Inhaber geht den Inhalten seiner Innenwelt auf, wird also mit einem Bündel an Perzeptionen (Hume) oder Empfindungen (Mach) identifiziert. So dachte auch der frühe Husserl.
  • Platon identifiziert den Bewussthaber mit seiner Seele, der ganzen Innenwelt, und siedelt ihn zugleich in dieser an, was zu dem paradoxen Ergebnis führt, dass er das Denken als Selbstgespräch der Seele mit sich in der Seele ausgibt, als sei der Bewohner eines Hauses das Haus, in dem er wohnt.
  • Aristoteles identifiziert einen jeden, als den Bewussthaber, mit dem Geist als dem Göttlichen in ihm, das über Menschenmaß hinausgehe; diese Überspanntheit, die an Nietzsches Übermenschen erinnert, vermeidet zwar Platons Kontamination, ist aber als einseitige Parteinahme ungelaubwürdig.
  • Schließlich kann man den Bewußthaber auf die reine Inhaberfunktion bschränken, so Kant das Ich als Subjekt ohne alle erkennbaren Bestimmungen gegenüber seiner Innenwelt, dem Ich als Objekt, und Husserl (der spätere) das reine Ich, das "reines Ich und nichts weiter", aber "für jeden Bewusstseinsstrom ein prinzipiell verschiedenes" sei; so löst man den Bewussthaber durch Abmagerung (zur Leerform) auf, wie Hume durch Verdickung zu einer Vorstellungsmasse. (S-KE 43f)

Prinzipieller Fehler

Alle Vorschläge bieten dem Bewußthaber vermeintliche objektive Tatsachen zur Selbstzuschreibung an und sehen darüber hinweg, dass er schon mit sich bekannt sein muss, um sich etwas zuschreiben zu können. Damit ich - jeder denke an sich - und nicht irgend jemand es bin, der z.B. ein Bündel von Vorstellungen, eine Seele, ein göttlichen Geist oder ein reines Ich ist, muss ich erstmal der sein, als den ich mich vor jeder Selbstzuschreibung kenne, so dass ich diese durch Bereitstellung des Relats möglich mache. An diesem reden alle Philosophen der Tradition vorbei, wenn sie mir sagen wollen, wer ich bin; daher verfehlen sie das Thema. (S-KE 44)