Projektionismus

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Projektionismus: die Lehre, dass jede Bedeutung als etwas eine Projektion ist, die vom Subjekt in eine dagegen gleichgültige Gegenstandswelt hineingeworfen wird (S-NWdeP 826)

These, die alles Bedeutungshafte der Außenwelt auf nachträgliche Zuschreibung aus Innenwelten zurückführt. (Vgl: S-WNP 246)

These, wonach Bedeutungen nachträglich von Menschen und Tieren einem an sich bedeutungslos gegebenen Material auf Grund von Interessen und Bedürfnissen übergeworfen werden. Die Neue Phänomenologie vertritt dagegen die Überzeugung: Bedeutsamkeit, bestehend aus Sachverhalten, Programmen und Problemen, ist primär, auch als binnendiffuse, in Situationen ganzheitliche Bedeutsamkeit - primär in dem Sinn, dass Einzelnes nur auf dem Hintergrund solcher Bedeutsamkeit möglich ist. (Vgl: S-SuK 127)

Zugleich ist Wilhelm der erste Projektionist, der den nackten einzelnen Sachen Bestimmungen oder Bedeutungen erst von der Seele oder dem Verstand durch Benennungen verleihen lässt, sozusagen als Sinngebungen für das Sinnlose. (S-AWL 343)

Bedeutsamkeit sei nachträglich und werde bloß von Lebewesen auf Grund vitaler oder anderer Bedürfnisse und Interessen auf eine Welt aus lauter einzelnen Daten oder "Elementen" (Mach) projiziert. Solcher Projektionismus, den z.B. Nietzsche verfocht, wächst auf dem Boden des naturwissenschaftlichen Weltbildes, des Physikalismus, aber vielleicht nur bis zur modernen Quantenphysik, die dem groben Stoff eines Mosaiks von Weltenelementen den dünneren Stoff von Wahrscheinlichkeiten, dei Möglichkeiten und daher Sachverhalte sind, unterlegt. (S-AHG 27)

Die biologische, auf Tierspezies bezogene Umweltlehre Jacob v. Uexkülls hat diesen Projektionismus im Anfang des 20. Jahrhunderts mächtigen Vorschub geleistet, z.B. bei Scheler und meinem Lehrer Erich Rothacker, der in diesem Sinn einen "Satz der Bedeutsamkeit" formulierte. Die einflussreichste Verbreitung, die der Begriff der Bedeutsamkeit in der Philosophie des 20. Jahrhunderts gefunden hat, nämlich seine Verwendung in Heideggers Buch Sein und Zeit, ist von solchem Projektionismus infiziert. (S-H 186)

Projektionismus als radikaler Konstruktivismus

Der Projektionismus ist eine Weiterbildung des Singularismus, der Überzeugung, dass alles von sich aus, ohne Abhängen von einer Bedeutung als etwas, einzeln ist, und kommt demgemäß zuerst bei dem Radikal-Singularisten Wilhelm von Ockham vor, in der Fassung, dass er außer den wirklichen Dingen und den Vorstellungen von ihnen nur wechselnde Benennungen gibt, die den Dingen etwas zuschreiben. Alle Bedeutungen oder Bestimmungen, wodurch einzelne Dinge als Fall von etwas bestimmt werden, gelten daraufhin im Projektionismus als nachträgliche Zusätze zu an sich bedeutungslosen Sachen. So schafft z.B. nach Kant der Verstand die Ordnung einer verlässlichen Gegenstandswelt aus einem "Gewühle von Erscheinungen", ähnlich nach Schopenhauer, der diesen Verstand mit dem Gehirn gleichsetzt und sich dadurch dem Materialismus von Hobbes nähert. Ein fanatischer Projektionist war später Nietzsche, der Avenarius gelesen hatte. Im engen Horizont von Hobbes tauchen Bedeutungen als etwas gar nicht auf; er ist mit Selbstverständlichkeit Singularist und Nominalist. Sein materialistisch-mechanischer Projektionismus weist aber dem anschließenden neuzeitlichen Denken den Weg, Bedeutungen als Phantasmen zu entwerten und damit ihre Konkurrenz für den Reduktionismus der Außenwelt auszuschalten. Sachlich ist der Projektionismus mit dem Singularismus unhaltbar. (S-DWdePh-2 221)

Projektionismus und Explikationismus

Schritte des Projektionismus:

  1. Einzelnes und Mensch (Singularistische Grundannahme)
  2. Einzelnes und Mensch, der sich innere Bedeutungen konstruiert (Konstruktivismus)
  3. Einzelnes mit Bedeutung durch Projektion der inneren Bedeutung nach außen: Projektionismus

Im Unterschied zum Explikationismus:

  1. Mensch in einer binnendiffusen bedeutsamen Situation: Situation ohne Einzelnes.
  2. Es hebt sich durch Explikation etwas aus einer Situationen hervor (aktiv/passiv), das Einzeln wird. Antwort auf die Frage: Wie wird etwas einzeln?
  3. Das Einzelne hat eine konkrete Bedeutung

Extensionalismus

Quines radikaler Extensionalismus, Bedeutungen (Intensionen) sind belanglos. In mathematischer Sicht kommt es nur auf die Mengen an, nicht auf Gattungen oder Begriffe, deren Umfänge die Menge sind, so dass die Verschiedenheit zweier Gattungen, wenn sie denselben Umfang haben, nicht berücksichtigt zu werden braucht, und diese mathematische Sicht soll allgemein gelten. (Vgl: S-SuK 127)

In der Psychologie z.B. entspricht dieser Haltung ein entschlossener Behaviourismus. Auf den Sinn des Redens und Tuns, auf das, was die Leute damit meinen, soll es dann nicht mehr ankommen; man begnügt sich mit der Ermittlung von Konstellationen (geordneter Mengen) registrierbarer Ereignisse. (Vgl: S-SuK 127)

Siehe: Prozessontologie