Platon

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Platon ist synthetisch konstruierender Elementarist, der die Zerlegung wie Descartes in den Regulae nur einsetzt, um auf fixe Urbestandteile zu kommen und durch deren geordnete Aufzählung das jeweilige Erkenntnisobjekt zu rekonstruieren, mit Abweisung des Unendlichen als der "millionenfache Hydra der Empirie", vor der sich das Denken auf die Konstruktion fester Typenaus genau bestimmten einzelnen Bausteinen zurückziehen will. Plotin ist dagegen wie Aristoteles Widersacher des konstruktiven Elementarismus, er will wie Goethe "das Ganze im Kleinsten erblicken" und wehrt daher die Zusammensetzung aus Teilen ab, während er - im Gegensatz zu Platons Forderung - das Auseinanderlegen beim Geist sofort und nicht erst nach einer Aufzählung ins Unendliche münden lässt, da ihm auf Rekonstruktion aus einfachen Elementen nichts ankommt. (S-AHG 107)

Den Beitrag Platons kann man durch folgende Punkte genauer bestimmen:

  1. Die anfängliche flüssige Gestalt der europäischen Intellektualkultur wird durch sophistische Verdrehung der Sophistik suspekt gemacht.
  2. Der (als geschichtliche Persönlichkeit kaum noch fassbare) Sophist Sokrates wird als Zersetzer implantierender Situationen durch Forderung ihrer Auflösung in Konstellationen definitorisch aufzählbarer Merkmale eingeführt.
  3. Mit seinen transzendierenden Mythen von der Hölle im Jenseits (Gorgias, Phaidon, Staat) und von der Mediatisierung der Erotik als Instrument transzendierender Selbsterlösung durch den Geliebten hindurch (Phaidros) leistet Platon der autistischen Verfehlung Vorschub.
  4. Mit der Seelenteilungslehre (Entzweiung im affektiven Betroffensein zum Dienst für die Herrschaft der Vernunft), der Umdeutung der Sophrosyne in Unterwürfigkeit der sinnlichen regungen unter die Vernunft und dem psychosomatischen Dualismus treibt Platon die dynamistische Verfehlung zur einseitigen Selbstbemächtigung voran. Diese endet bei der Herrschaft einer Vernunft, die nach Abarbeitung der Ergriffenheiten durch unwillkürliche Regungen nicht mehr weiß, was sie will; denn so abstrakte Ideen wie die des Schönen, das weiter nichts als schön ist, oder des Guten, das weiter nichts als gut ist, geben ihr keine Richtschnur.
  5. Mit der Aufnahme der psychologistisch-reduktionistisch-introjektionistischen Denkweise Demokrits im Timaios verstärkt Platon den Einfluss dieser Verfehlung.
  6. Die für Protagoras noch selbstverständliche Verwurzelung der Intellektualkultur in implantierenden gemeinsamen Situationen mit ihrem Nomos wird durch eine aggregativ-elementaristische Staats- und Tugendauffassung abgelöst, die die politische Kunst im Sinne einer durch Hineinwachsen in gemeinsame Situationen erworbenen kommunikativen Kompetenz des normalen Bürgers ablöst durch das Postulat einer mathematisch-dialektischen Wissenschaft (Meßkunst) geschulter Fachleute. Die aktuellen und zuständlichen Situationen des Gemeinschaftslebens werden in Konstellationen einzelner Faktoren umgedeutet. (S-AHG 391f)

Platons Hass gegen die Rhetoren hängt mit seiner Verachtung der Binnendiffusion und Zweideutigkeit überhaupt, die er höchstens als Trittbrett zur idealen Eindeutigkeit gelten lässt, und damit auch der binnendiffusen Bedeutsamkeit der Situation zusammen. Mit dem größten Eifer arbeitet der platonische Sokrates, besonders in den platonischen Frühdialogen, an der Zersetzung der Kompetenz für zuständliche gemeinsame Situationen, indem er Können dieser Art durch Verlangen nach Umsetzung ihres Könnens in Aufzählung einzelner Merkmale einer Definition in Verlegenheit setzt. Damit ist er ein Vorreiter des Konstellationismus, der sich die Auflösung der binnendiffusen Bedeutsamkeit der Situationen in Konstellationen einzelner Faktoren zum Ziel setzt. (S-DWdeP1 133)

Siehe: Elementarismus