Medium

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Medienbeispiele

Leib Persönliche Situation verbale Sprache Schrift (als Situation) Internet (als Situation)
Nutznießer notwendige Bedingung von allen Lebewesen: Tiere und Menschen vom Embryo bis zum Tod alle Menschen, die zwischen sich und anderen unterscheiden können alle Menschen, die Sprechen können alle Menschen, die Schreiben können alle Menschen, die technische Kompetenz haben
Nutzen notwendig zum Leben und Fühlen notwendig um zwischen sich und anderen zu unterscheiden notwendig zum Denken, hilfreich zur explikativen Meisterung von Situationen hilfreich zur Beschaffung von expliziertem Wissen hilfreich zur Beschaffung von expliziertem Wissen
Ermöglicht präreflexive Subjektivität, Einfühlung, unmittelbares Erleben Umgang mit sich selbst reflexive Subjektivität, objektivierbare Erkenntnis Partizipation an Wissen Technische Omnipräsenz
Voraussetzungen des Umgangs Leibliche Unversehrtheit, Leibliche Selbstintegrität Würdigung des eigenen Raumes Organische Voraussetzungen Organische, kulturelle Voraussetzungen Technische Voraussetzungen
Verfügbarkeit Permanente Verfügbarkeit Permanente Verfügbarkeit Wachbewusstsein Wachbewusstsein 99,99%
Medienkompetenz Leiblichkeit Unterscheidung zwischen sich und anderen Sprechen Schreiben Kompetenz im Umgang mit neuen Medien
Tendenz Mehrzahl-Konzepte: jeder seinen Leib Mehrzahl-Konzepte: jeder sein eigenen Raum Einzahl-Konzepte: dasselbe gesprochene Wort Einzahl-Konzepte: dasselbe geschriebene Wort Mehrzahl-Konzepte: die vielen Netzknoten

Medium als transparent Vermittelndes

Wirklichkeit ist durch ein Medium vermittelte Unmittelbarkeit. Darin liegt die Möglichkeit einer Trübung oder Verzerrung des Mediums; ja das Medium kann schließlich seine Transparenz einbüßen und selbst an die Stelle der Wirklichkeit treten. (F-LuL 273)

Verlust der Transparenz: das Opak-Werden der Medien

Jedes innere Bild, jede Vorstellung tendiert dazu, sich an die Stelle der Sache zu setzen, die sie "vorstellen" soll, sie also zu entstellen oder zu verstellen. (F-LuL 273)

Der implizite, unbewusste Charakter der Vermittlung bedingt, dass eine Störung des Mediums dem Wahrnehmenden selbst nicht vielfach entgeht. (F-LuL 273f)

Das Medium wird zur Botschaft

Zum einen überschreiten audiovisuelle und elektronische Massenmedien zunehmend ihre mediale Rolle und erzeugen selbst neue Wirklichkeiten; das Medium wird zu seiner eigenen Botschaft. (F-LuL 275)

Was uns prägt und entprägt, was uns formt und entformt, sind eben nicht nur die durch die "Mittel" vermittelten Gegenstände, sondern die Mittel selbst, die Geräte selbst: die nicht nur Objekte möglicher Verwendung sind, sondern durch ihre festliegende Struktur und Funktion ihre Verwendung bereits festlegen und damit auch den Stil unserer Beschäftigung und unseres Lebens, kurz: uns. (GA-DAdM 100)

Siehe: Medialer Idealismus

Szientistische Leugnung der alltäglichen Transparenz

Zum anderen bestreiten neurokonstruktivistische Erkenntnistheorien die Transparenz der alltäglichen Erfahrung und begreifen sie als illusionäres Produkt des neuronalen Substrats, also des Gehirns. (F-LuL 275)

Aufgabe der Philosophie schließlich wäre es, gegen die nivellierende Tendenz postmoderner Medienphilosophien und neurokonstruktivistischer Erkenntnistheorien auf der Wirklichkeit der Lebenswelt zu bestehen. (F-LuL 280)

Medium als Mittler: Vermittelndes und Trennendes zugleich

Ein Medium oder Mittel steht typischerweise (wie die Etymologie zeigt) zwischen zwei anderen Dingen, zwischen denen es vermittelt. Indem es sich in der Mitte befindet, als eine Schnittstelle mit zwei Seiten, verbindet ein Medium die dadurch vermittelten Begriffe und trennt sie zugleich. (RS-KB 30f)

Dieser doppelte Aspekt ist auch in dem instrumentellen Sinn des Mediums als eines Mittels zu einem Zweck gegenwärtig. Während es einen Weg zum Zweck oder Ziel darstellt, steht es auch im Weg und markiert die Entfernung, die zwischen der Absicht und ihrer Erfüllung zu durchqueren ist. (RS-KB 31)

Medium als genus verbi

Das Medium ist etwas, das in der Sprache zwischen Aktiv und Passiv steht.

Unspaltbares Verhältnis von Aktiv und Passiv im affektiven Betroffensein.

Dass es sich bei diesem genera verbi aber nicht um eine vollständige Disjunktion handelt, dafür steht z.B. im Griechischen das genus des Mediums, jene Mischform zwischen Aktiv und Passiv, die auch sprachgeschichtlich älter ist als diese. Hiernach ist in jedes Tun ursprünglich ein Rückbezug eingebaut, durch den sich der, der handelt, nie im Handeln verliert, sondern sich immer auch selber spürt. ... Handlungen sind im szenischen Existieren zugleich auch Widerfahrnisse. Diese Verschränkung ist für das Szenische schlechthin konstitutiv. Wir treten uns in jedem Weltauftritt immer auch selbst entgegen. (WH-RL 69)

Siehe: