Mannigfaltigkeit: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | * chaotische Mannigfaltigkeit: Mannigfaltigkeit von Vielen, die gar nicht oder nicht sämtlich einzeln sind. Einzeln ist, was eine Anzahl um 1 vermehrt. | ||
+ | * diffuse Mannigfaltigkeit: chaotische, aber nicht konfuse Mannigfaltigkeit | ||
+ | * instabile Mannigfaltigkeit: Mannigfaltigkeit, in der Verschiedenes um Identität mit dem Selben konkurriert | ||
+ | * konfuse Mannigfaltigkeit: chaotische Mannigfaltigkeit von Vielen, die gar nicht oder nicht sämtlich identisch mit etwas und verschieden von etwas sind | ||
+ | * multivalente Mannigfaltigkeit: instabile Mannigfaltigkeit mit mehr als zwei Konkurrenten | ||
+ | * numerische Mannigfaltigkeit: Mannigfaltigkeit von Vielen, von deren jedes einzeln ist. Einzel ist, was eine Anzahl um 1 vermehrt|S-NWdeP 826}} | ||
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== Geschichte der Mannigfaltigkeit == | == Geschichte der Mannigfaltigkeit == | ||
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+ | === Pythagoreer === | ||
+ | {{c|Und da ergibt sich zunächst eine ganz entschiedene Bevorzugung des numerischen Mannigfaltigen, eine Bevorzugung, die von den Pythagoreern ausgeht, von denen der Satz stammt "Alles ist Zahl", ''arithmo de te pant' epeoiken''. Das ist der Anfang einer Arithmetisierung der ganzen Welt.|S-WPH 116}} | ||
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+ | {{c|Diese These der Pythagoreer hat zu der Vorstellung geführt, dass die ganze Welt durcharithmetisiert werden könne, dass sie im Grunde genommen aus lauter Elementen bestehe, die selbst Zahlen sind oder auf die Zahlen angewandt werden können, die reinen Zahlen. Diese Vorstellung geht von den Pythagoreern aus und wird dann von Platon aufgegriffen in seinem ''Timaios'', der eine Konstruktion der ganzen Welt auf dieser arithmetischen Grundlagen von Zahlen angibt, ...|S-WPH 117}} | ||
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+ | {{c|Allerdings ist ein großer Verlust, der aus dieser Arithmetisierung der Welt bei den Alten folgt, dieser, dass das nicht zahlfähige Mannigfaltige, das diffuse oder konfuse, das chaotische, das zwiespältige Mannigfaltige zu kurz kommt. Es wird vernachlässigt, es wird herabgestuft im Denken der Alten zur bloßen Materie (Hyle) im Sinne des Unbestimmten, des Verschwommenen, das alle Präzision in der Welt ins Verschwimmen bringt, wie etwa im System des Aristoteles, aber selbst keine produktive Leistung vollbringt. Die produktive Leistung besteht nur in der Gestaltung nach Zahl. Damit haben sich die Alten die Chance verdorben, gerade diese Materie, den Bereich des nichtnumerischen Mannigfaltigen, der das menschliche Leben überall durchzieht, das Mannigfaltige der Situationen mit binnendiffuser Bedeutsamkeit, in seiner Fruchtbarkeit zu sehen.|S-WPH 118f}} | ||
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+ | === Plotin === | ||
{{c|Bis zu [[Plotin]] hat man das Mannigfaltige immer additiv oder multiplikativ gesehen, als ein so und so Vielfaches (eventuell Unendlichfaches) elementarer [[Einheit]]en. Dieses [[Elementarismus|elementaristische]] Konzept der Mannigfaltigkeit hält sich vom Altertum bis zu Occam, Leibniz und den modernen [[Konstellationismus|Konstellationisten]] durch.|S-DWdeP1 323f}} | {{c|Bis zu [[Plotin]] hat man das Mannigfaltige immer additiv oder multiplikativ gesehen, als ein so und so Vielfaches (eventuell Unendlichfaches) elementarer [[Einheit]]en. Dieses [[Elementarismus|elementaristische]] Konzept der Mannigfaltigkeit hält sich vom Altertum bis zu Occam, Leibniz und den modernen [[Konstellationismus|Konstellationisten]] durch.|S-DWdeP1 323f}} | ||
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* besitzt endliche oder transfinite Anzahl | * besitzt endliche oder transfinite Anzahl | ||
* Siehe: [[Singularismus]], [[Elementarismus]], [[Einzelheit]] | * Siehe: [[Singularismus]], [[Elementarismus]], [[Einzelheit]] | ||
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=== Instabile Mannigfaltigkeit === | === Instabile Mannigfaltigkeit === | ||
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{{c|Die Struktur der instabilen Mannigfaltigkeit, dass zwei Sachen um Identität mit einem Dritten konkurrieren, ist erst in der dreipoligen Dialektik dadurch voll ausgeprägt, dass das Dritte als eigener Pol fassbar wird, während es in der zweipoligen gleichsam flüssig bleibt als Schluss der Vermittlung, in der jeder dem anderen Mite der beiderseitigen Aufhebung und Rückkehr in sich ist, ...|S-DWdeP 479}} | {{c|Die Struktur der instabilen Mannigfaltigkeit, dass zwei Sachen um Identität mit einem Dritten konkurrieren, ist erst in der dreipoligen Dialektik dadurch voll ausgeprägt, dass das Dritte als eigener Pol fassbar wird, während es in der zweipoligen gleichsam flüssig bleibt als Schluss der Vermittlung, in der jeder dem anderen Mite der beiderseitigen Aufhebung und Rückkehr in sich ist, ...|S-DWdeP 479}} | ||
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+ | {{c|Mannigfaltigkeit, in der Verschiedenes um Identität mit dem Selben konkurriert.|S-DWdeP2 826}} | ||
Vgl. Shimizus Kritik an dem dialektischen Verständnis von 場 (ba) bei Nishida. [TL-TS 75] | Vgl. Shimizus Kritik an dem dialektischen Verständnis von 場 (ba) bei Nishida. [TL-TS 75] | ||
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==== Geschichte ==== | ==== Geschichte ==== | ||
{{c|Bereits bei der Besprechung indonesischer Individuationsordnungen wurde auf das hohe Alter der Vorstellungen des sogenannten "Nichts", des "Unbestimmten" oder des "absolut chaotisch Mannigfaltigen" (Schmitz) aufmerksam gemacht, die sowohl im alten Ägypten als auch im alten Indien am Anfang der Individuationsfolge stehen. Der im Rigveda-Hymnus 10, 129 auftauchende Begriff des ''asat'' fällt in diese Kategorie, aber auch das ''me eon'' des Parmenides lässt sich mit dem ''wu'' vergleichen.|GR-AL 388}} | {{c|Bereits bei der Besprechung indonesischer Individuationsordnungen wurde auf das hohe Alter der Vorstellungen des sogenannten "Nichts", des "Unbestimmten" oder des "absolut chaotisch Mannigfaltigen" (Schmitz) aufmerksam gemacht, die sowohl im alten Ägypten als auch im alten Indien am Anfang der Individuationsfolge stehen. Der im Rigveda-Hymnus 10, 129 auftauchende Begriff des ''asat'' fällt in diese Kategorie, aber auch das ''me eon'' des Parmenides lässt sich mit dem ''wu'' vergleichen.|GR-AL 388}} | ||
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+ | ===== China ===== | ||
+ | {{c|Auch Needham hatte generell auf das Fehlen von atomistischen Ideen im chinesischen Denken aufmerksam gemacht (Needham 1992, 80).|GR-AL 388f}} | ||
==== Alternative Begriffe ==== | ==== Alternative Begriffe ==== | ||
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===== 道: dou, dào ===== | ===== 道: dou, dào ===== | ||
{{c|Das ontologische ''dao'' lässt sich nicht auf den Ordnungsbegriff reduzieren, denn es umfasst Chaos und Ordnung gleichermaßen.|GR-AL 396f}} | {{c|Das ontologische ''dao'' lässt sich nicht auf den Ordnungsbegriff reduzieren, denn es umfasst Chaos und Ordnung gleichermaßen.|GR-AL 396f}} | ||
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+ | {{c|das ''dao'' als Individuationsakt, Individuationsinitiator und Individuationsordnung|GR-AL 407}} | ||
{{c|''dào'' nimmt schon in vorchristlicher Zeit abstraktere Bedeutung an und bezeichnet dann jene namenlose Kraft, den chaotisch-mannigfaltigen Weltengrund, aus dem alles hervorgeht, in den alles zurückkehrt (''guî'' 歸, Rückkehr/Heimkehr). In anderen Kontexten steht ''dào'' bis heute für Kunst, Methode, Prinzip. Auch dann ist das Weghafte, ja Fließende der ursprünglichen Wortbedeutung nie ganz verlorengegangen.|GL-RB 83}} | {{c|''dào'' nimmt schon in vorchristlicher Zeit abstraktere Bedeutung an und bezeichnet dann jene namenlose Kraft, den chaotisch-mannigfaltigen Weltengrund, aus dem alles hervorgeht, in den alles zurückkehrt (''guî'' 歸, Rückkehr/Heimkehr). In anderen Kontexten steht ''dào'' bis heute für Kunst, Methode, Prinzip. Auch dann ist das Weghafte, ja Fließende der ursprünglichen Wortbedeutung nie ganz verlorengegangen.|GL-RB 83}} | ||
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Die früh-sinitische Aussprache war etwa myag. Damals stand es für viele (40) Leute im Wald. | Die früh-sinitische Aussprache war etwa myag. Damals stand es für viele (40) Leute im Wald. | ||
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* Etymologisch: Eine Figur die tanzt und deren Arme mit Umhängen (Tierhäuten) bedeckt sind. Abgekürzt auch die Bedeutung die Unfähigkeit durch dichten Raum zu sehen. | * Etymologisch: Eine Figur die tanzt und deren Arme mit Umhängen (Tierhäuten) bedeckt sind. Abgekürzt auch die Bedeutung die Unfähigkeit durch dichten Raum zu sehen. | ||
* "It shows a dancing figure with long sleeves that conceal the arms. To an abbreviated form of this character was eventually appended 火 fire, suggesting the inability to see through dense smoke." (Free Online Kanji Etymology Dictionary ) | * "It shows a dancing figure with long sleeves that conceal the arms. To an abbreviated form of this character was eventually appended 火 fire, suggesting the inability to see through dense smoke." (Free Online Kanji Etymology Dictionary ) | ||
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{{c|Das alte Piktogramm, ein "tanzender Mensch mit Federn in der Hand", zeigt den Schamanen, der in ekstatischer Bewegung Zugang sucht zum numinosen Grund der Welt. In verbaler Funktion bedeutet ''wú'' "nicht [differenziert] vorhanden sein" im Gegensatz zu ''you'' 有 "[differenziert vorhanden sein]". Damit ist der Unterschied zwischen differenzierter (''yôu'') und undifferenziertem ''dào (wù)'' begrifflich erfasst.|GL-RB 17}} | {{c|Das alte Piktogramm, ein "tanzender Mensch mit Federn in der Hand", zeigt den Schamanen, der in ekstatischer Bewegung Zugang sucht zum numinosen Grund der Welt. In verbaler Funktion bedeutet ''wú'' "nicht [differenziert] vorhanden sein" im Gegensatz zu ''you'' 有 "[differenziert vorhanden sein]". Damit ist der Unterschied zwischen differenzierter (''yôu'') und undifferenziertem ''dào (wù)'' begrifflich erfasst.|GL-RB 17}} | ||
− | + | ====== Japanisch: 無 (mu) ====== | |
* "[[Nichts]] ([[Einzelnes]])", siehe [[Nichts]], bzw. [[Situation#Situation und Konstellation|"Nichts" als Situation]] | * "[[Nichts]] ([[Einzelnes]])", siehe [[Nichts]], bzw. [[Situation#Situation und Konstellation|"Nichts" als Situation]] | ||
* Als verwirrende Antwort (weder Ja noch Nein) auf eine Frage, z.B. auf einen Koan, mit folgender Bedeutung: "Diese Frage entspringt einem [[Duales Verhältnis|dualistischen Geist]], ergibt in Wirklichkeit keinen Sinn (bzw. ist somit falsch gestellt) und kann daher sinnvollerweise nicht mit ja oder nein beantwortet werden." (Wikipedia) | * Als verwirrende Antwort (weder Ja noch Nein) auf eine Frage, z.B. auf einen Koan, mit folgender Bedeutung: "Diese Frage entspringt einem [[Duales Verhältnis|dualistischen Geist]], ergibt in Wirklichkeit keinen Sinn (bzw. ist somit falsch gestellt) und kann daher sinnvollerweise nicht mit ja oder nein beantwortet werden." (Wikipedia) | ||
− | + | ====== Chinesisch: 無 (wù): Leere als undifferenzierte Fülle ====== | |
+ | Das daoistische ''wu'' | ||
+ | * kennt keine Grenzen (absolut indefinit) | ||
+ | * und hat keinen Namen (''wu-ming'' als namenlos) | ||
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{{c|Leere ist dann nicht "Nichts", sondern nur "nicht differenziert", d.h. leer von Bestimmungen, leer von Identität und Verschiedenheit! Leere als undifferenzierte Fülle ist demnach unbegrenzte Wirkkraft, unbegrenzte Möglichkeit.|GL-RB 16f}} | {{c|Leere ist dann nicht "Nichts", sondern nur "nicht differenziert", d.h. leer von Bestimmungen, leer von Identität und Verschiedenheit! Leere als undifferenzierte Fülle ist demnach unbegrenzte Wirkkraft, unbegrenzte Möglichkeit.|GL-RB 16f}} | ||
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{{c|Als gedankliches Substrat des Begriffs 'wu' ist offenbar der Zustand des Noch-Nicht-Seins oder Nicht-Mehr-Seins wie auch der Prozess, durch welchen dieser Zustand hervorgerufen wurde, zu verstehen.|Schwarz 1992, S. 21. Zit.n.: GR-AL 388}} | {{c|Als gedankliches Substrat des Begriffs 'wu' ist offenbar der Zustand des Noch-Nicht-Seins oder Nicht-Mehr-Seins wie auch der Prozess, durch welchen dieser Zustand hervorgerufen wurde, zu verstehen.|Schwarz 1992, S. 21. Zit.n.: GR-AL 388}} | ||
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+ | {{c|Das ''wu'' ist der Zustand des namen-, gestalt- und unterschiedslosen Seins, der Urzustand der Verschmelzung, das absolute chaotische Mannigfaltige. Dieses "Nichts" gilt nur als Untergrund, eine Art ''apeiron'', aus dem "das Eine" hervorgeht. Und es ist das "Eine", das ''dao'', das sich selbst und die zehntausend Dinge (''you'') aus diesem Ungestalteten individuiert.|GR-AL 404}} | ||
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+ | {{c|Dazu Woo: "Was von allen Beschränkungen befreit ist, ist das Wu, die höchste Form, frei von allen Bestimmtheiten." (Woo 1969, 39) In diesem Sinne ist die Parallele, die Woo zum ''apeiron'' des Anaximander führte, nicht ganz abwegig: "Das Wu, welches dem anaximandrischen ''apeiron'' entspricht, ist der ursprüngliche Zustand des Tao, welcher sich noch nicht in seiner reinen Form ohne irgendeine Beschränkung befindet. Demgegenüber ist das Yu in seiner Beschränktheit in der konkreten Welt in Erscheinung getreten. Das Wu ist ontologisch früher als das Yu." (Woo 1969, 40)|GR-AL 388f Fußnote 838}} | ||
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+ | ===== 虚空 kokû: Leere ===== | ||
+ | {{c|Leere nimmt Dinge auf.|Kenkô 250 aus: RE-PhgW 356}} | ||
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+ | {{c|Das erste Wort im Zitat ist "Leere" (虚空 ''kokû''). Dieses vor allem im Buddhismus, aber auch im Daoismus hochgradig beziehungsreiche Wort weist auf eine Ebene, in der die einfache Ich-Vorstellung durchbrochen ist und sich das Handeln nicht mehr ausgehend von einem ich-zentrierten Aktivitätsmuster vollzieht.|RE-PhgW 356}} | ||
===== 天: ten, tiân ===== | ===== 天: ten, tiân ===== | ||
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* das räumliche oder zeitliche Kontinuum, z.B. eine durchdöste Frist, in der sich viele Phasen flüssig überschneiden, ohne dass sich eine Spur von Verschiedenheit abzeichnete | * das räumliche oder zeitliche Kontinuum, z.B. eine durchdöste Frist, in der sich viele Phasen flüssig überschneiden, ohne dass sich eine Spur von Verschiedenheit abzeichnete | ||
* erlebt als Schwimmer im Wasser | * erlebt als Schwimmer im Wasser | ||
+ | * Persönlichkeit | ||
====== Gedanken ====== | ====== Gedanken ====== | ||
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====== Eigene [[Persönlichkeit]] ====== | ====== Eigene [[Persönlichkeit]] ====== | ||
{{c|Die eigene Persönlichkeit präsentiert sich dem Menschen als konfuses Mannigfaltiges, z.B. bei schwierigen Lebensentscheidungen, wenn er angesichts einer Alternative zunächst nicht weiß, was er will. Dann schlägt er sich mit Für und Wider lange herum, als ob ein rationales Abwägen von Gründe weiterhülfe, aber eigentlich handelt es sich dabei um ein Kneten der eigenen zuständlichen persönlichen Situation (vulgo: "Persönlichkeit") mit ihren nicht leicht entzifferbaren Zu- und Abneigungen, bis sie zu erkennen gibt, was angesichts der Alternative zu ihr (und damit zu ihm) passt; dann ist die Entscheidung gefallen, und das Räsonnieren wird ruckartig abgebrochen.|S-KGM 79}} | {{c|Die eigene Persönlichkeit präsentiert sich dem Menschen als konfuses Mannigfaltiges, z.B. bei schwierigen Lebensentscheidungen, wenn er angesichts einer Alternative zunächst nicht weiß, was er will. Dann schlägt er sich mit Für und Wider lange herum, als ob ein rationales Abwägen von Gründe weiterhülfe, aber eigentlich handelt es sich dabei um ein Kneten der eigenen zuständlichen persönlichen Situation (vulgo: "Persönlichkeit") mit ihren nicht leicht entzifferbaren Zu- und Abneigungen, bis sie zu erkennen gibt, was angesichts der Alternative zu ihr (und damit zu ihm) passt; dann ist die Entscheidung gefallen, und das Räsonnieren wird ruckartig abgebrochen.|S-KGM 79}} | ||
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+ | {{c|Die Mannigfaltigkeit der Person ist multivalent.|S-SG-114}} | ||
Siehe die Explikation der eigenen Persönlichkeit in personale und transpersonale [[Selbst]]-Anteile ([[Selbst#Multiplizität des Selbst|Multiplizität des Selbst]]) | Siehe die Explikation der eigenen Persönlichkeit in personale und transpersonale [[Selbst]]-Anteile ([[Selbst#Multiplizität des Selbst|Multiplizität des Selbst]]) |
Aktuelle Version vom 3. Mai 2019, 06:46 Uhr
Übersicht
numerische Mannigfaltigkeit | instabile Mannigfaltigkeit | chaotische Mannigfaltigkeit | |
---|---|---|---|
Identität | als Relation identisch mit etwas | ... | als absolute Identität, selbst zu sein |
Bestimmtheit | Integrität der Teile geschützt | ... | kein Schutz vor dem Verschmelzen der Teile |
Identität und Verschiedenheit | schließen sich aus | möglich | möglich, können aber auch wegbleiben |
Einzelheit | Nur Einzelheiten | Einzelheiten möglich | Mangel an Einzelheit |
- chaotische Mannigfaltigkeit: Mannigfaltigkeit von Vielen, die gar nicht oder nicht sämtlich einzeln sind. Einzeln ist, was eine Anzahl um 1 vermehrt.
- diffuse Mannigfaltigkeit: chaotische, aber nicht konfuse Mannigfaltigkeit
- instabile Mannigfaltigkeit: Mannigfaltigkeit, in der Verschiedenes um Identität mit dem Selben konkurriert
- konfuse Mannigfaltigkeit: chaotische Mannigfaltigkeit von Vielen, die gar nicht oder nicht sämtlich identisch mit etwas und verschieden von etwas sind
- multivalente Mannigfaltigkeit: instabile Mannigfaltigkeit mit mehr als zwei Konkurrenten
- numerische Mannigfaltigkeit: Mannigfaltigkeit von Vielen, von deren jedes einzeln ist. Einzel ist, was eine Anzahl um 1 vermehrt (S-NWdeP 826)
Übergänge
Vom chaotischen Mannigfaltigen zur Menge
Geschichte der Mannigfaltigkeit
Pythagoreer
Plotin
Typen der Mannigfaltigkeit
Numerische Mannigfaltigkeit
- Enthält höchstens Einzelnes (numerisch Einzelnes). Einzeln ist, was eine Anzahl um 1 vermehrt, also genau das, was Element einer endlichen Menge und daher Fall einer Gattung ist.
- Identität und Verschiedenheit schließen sich aus
- besitzt endliche oder transfinite Anzahl
- Siehe: Singularismus, Elementarismus, Einzelheit
Siehe: System als Konstellation
Instabile Mannigfaltigkeit
- auch: ambivalente oder multivalente Mannigfaltigkeit, Vieleinigkeit
- verschiedene Sachen konkurrieren konkurrieren um Identität mit derselben Sache.
Beispiel:
- Beziehungsbewusstsein, wo Einfachheit des Bewussthabens der Beziehung und Mannigfaltigkeit des Bewussthabens ihrer Glieder um Identität konkurrieren, z.B. Bewussthabens der Verschiedenheit des Mondes von der Sonne
- am Beispiel des Flusses der modalen Lagezeit, dass die Gesamtvergangenheit wächst, die Gesamtzukunft schrumpft und die Gesamtgegenwart wechselt, in dem sie sich in die Zukunft gleichsam einfrisst. (S-DWdeP 473)
Geschichte:
- von Plotin und seinen neuplantonischen Nachfolgern (Proklos, Damaskios, Scotus Eriugena) aufgebracht
- Hegels einziger Typ der Mannigfaltigkeit:
Vgl. Shimizus Kritik an dem dialektischen Verständnis von 場 (ba) bei Nishida. [TL-TS 75]
Instabile Mannigfaltigkeit als Prozessontologie?
Chaotische Mannigfaltigkeit
Geschichte
China
Alternative Begriffe
- 場 (ba), "Feld"
- "unmarked space" von Spencer Brown
- Topisches System
- Topische Gestalt
- Chaos
- prädikatives Feld der Ortlogik
- Ganzheit, Ganzes
- Das Konfuse, Magma, Indiskrete, Uneindeutige, Unbestimmte, Verschwommenheit, Durchdringung
- Anfang und Ende einer Struktur (Rombach): Ursprung, aktiver Nullpunkt, Umschlag, Chaos, Nichts, Unendlichkeit.
混沌: konton, hundun
道: dou, dào
Das dào bringt das Eine hervor;
das Eine die Zwei und die Zwei die Drei.
Die Dreizahl bringt die Zehntausend Wesen
und Dinge (wàn-wù 萬物) hervor:
Die Zehntausend Wesen und Dinge -
getragen vom yîn, umhüllt vom yáng,
(Zit.n.: GL-RB 18)
Siehe: Binnendifussion und Abgehobenheit der Situation
無: mu, wù
Die früh-sinitische Aussprache war etwa myag. Damals stand es für viele (40) Leute im Wald.
無 als Piktogramm
- Etymologisch: Eine Figur die tanzt und deren Arme mit Umhängen (Tierhäuten) bedeckt sind. Abgekürzt auch die Bedeutung die Unfähigkeit durch dichten Raum zu sehen.
- "It shows a dancing figure with long sleeves that conceal the arms. To an abbreviated form of this character was eventually appended 火 fire, suggesting the inability to see through dense smoke." (Free Online Kanji Etymology Dictionary )
Japanisch: 無 (mu)
- "Nichts (Einzelnes)", siehe Nichts, bzw. "Nichts" als Situation
- Als verwirrende Antwort (weder Ja noch Nein) auf eine Frage, z.B. auf einen Koan, mit folgender Bedeutung: "Diese Frage entspringt einem dualistischen Geist, ergibt in Wirklichkeit keinen Sinn (bzw. ist somit falsch gestellt) und kann daher sinnvollerweise nicht mit ja oder nein beantwortet werden." (Wikipedia)
Chinesisch: 無 (wù): Leere als undifferenzierte Fülle
Das daoistische wu
- kennt keine Grenzen (absolut indefinit)
- und hat keinen Namen (wu-ming als namenlos)
Dreißig Speichen hat ein Rad und die allen gemeinsame Nabe.
Wo die Leere ist (wú 無), liegt der Gebrauch des Wagens.
Aus Ton entsteht ein Gefäß.
Wo die Leere ist (wú 無), liegt der Gebrauch des Gefäßes.
Man bohrt Türen, Fenster und schafft Raum.
(11.Vers des Daodejing, Zit.n.: GL-RB 17)
虚空 kokû: Leere
天: ten, tiân
宇宙: uchuu, yû-zhóu
Prägnante Geschlossenheit
Mangel an Einzelheit
- nicht nur (eventuell gar nichts) Einzelnes ist enthalten, Mangel an Einzelheit
- Nichts (Einzelnes)
Beziehungslosigkeit
Siehe: Beziehung
Typen
Diffuse Mannigfaltigkeit | Konfuse Mannigfaltigkeit | |
---|---|---|
Einzelheit | - | - |
Identität und Verschiedenheit | + | - |
Spältige Mannigfaltigkeit
Diffuse Mannigfaltigkeit
- Mangel nur an Einzelheit.
- Identität und Verschiedenheit ist vorhanden
Sprachliche Kompetenzen
Motorische Kompetenzen
Konfuse Mannigfaltigkeit
- Mangel nicht nur an Einzelheit, sondern auch an Identität und Verschiedenheit
Beispiel:
- das räumliche oder zeitliche Kontinuum, z.B. eine durchdöste Frist, in der sich viele Phasen flüssig überschneiden, ohne dass sich eine Spur von Verschiedenheit abzeichnete
- erlebt als Schwimmer im Wasser
- Persönlichkeit
Gedanken
Kontinuum
Eigene Persönlichkeit
Siehe die Explikation der eigenen Persönlichkeit in personale und transpersonale Selbst-Anteile (Multiplizität des Selbst)