Leibliche Regungen
In leiblichen Regungen zeigen sich Gefühle.
Das affektive Betroffensein von leiblichen Regungen, wie z.B. im Falle von Schmerz oder Hunger, lässt sich in Entwicklung und Verlauf beobachten, im Unterschied zu Gefühlen.
Die ganze Skala spürbarer Zustände, die in der Dimension von Enge und Weite angesiedelt sind, aber weder gesehen noch getastet und übrigens auch mit den anderen üblicherweise aufgezählten Sinnen (Hören, Riechen, Schmecken) nicht wahrgenommen werden können, bezeichne ich als den Bereich der leiblichen Regungen. (S-L 4)
Typen
Die leiblichen Regungen sind teils ganzheitlich, wie etwa Frische und Müdigkeit, teils teilheitlich und dann - wie Angst, Schmerz, Hunger, Durst - auf Leibesinseln verteilt, die ein verschwommenes, unstetiges Gewoge bilden[.] (S-Sub 5)
Teilheitliche Regungen
Bloße leibliche Regungen
- Schreck
- Schmerz
- Angst
- Hunger
- Durst
- Jucken
- Kitzel
- Ekel
- Behagen
- Wollust
- Müdigkeit
- Frische
- Mattigkeit
Leibliche Regungen der Ergriffenheit von Gefühlen
- Frohsein
- Traurigsein
- Zürnen
- Sichärgern
- Sichschämen
- Lieben
- Hassen
- Entzücktsein
- Bestürztsein
- Fürchten
- Bangigkeit
- Sehnsucht
Gefühle werden zu eigenen, nicht nur als Atmosphären wahrgenommenen Gefühlen des Menschen nur durch sein ihm leiblich spürbares affektives Betroffensein, das ich "Ergriffenheit" nenne, weil der Betroffene, damit sein Fühlen des Gefühls echt ist, erst einmal ein Stück weit mit dessen Impuls mitgegangen sein muss, ehe er sich in Preisgabe oder Widerstand damit auseinandersetzen kann. (S-L 4)
Spürbare (nicht sinnlich wahrnehmbare) Bewegungen
- Zittern
- Zucken
- Kauen
- Schlucken
- Einatmen
- Ausatmen
- Gehen
- Greifen
- Tanzen
- Sprechen
- Schreiben
... sofern von der Bewegung sichtbarer und tastbarer Körperteile abgesehen wird. (S-L 4)
Spürbare Richtungen
{c|... wie der Blick, den man auf etwas wirft oder schweifen lässt. Der Blick teilt mit den übrigen leiblichen Regungen, z.B. dem Kopf- oder Bauchschmerz, das Merkmal räumlicher Ausdehnung, das sich mit einer Versetzung leiblicher Regungen (z.B. als Empfindungen) in eine Seele ... nicht verträgt; ...|S-L 4f}}
Ganzheitliche Regungen
- Frische
- Müdigkeit
Ganzheitliche leibliche Regungen dürfen trotz ihrer Ganzheitlichkeit nicht mit Gefühlen verwechselt werden. Siehe: Gefühle und leibliche Regungen
Keine Organempfindungen
Daraus lässt sich übrigens ableiten, dass es - im Gegensatz zu einer seit je allgemein verbreiteten Überzeugung - keine Organempfindungen gibt, dass also z.B. wahrscheinlich niemand spürt, wie sein Herz klopft oder sein Magen sich zusammenzieht, sondern jeder statt dessen den Zustand unteilbar ausgedehnter Leibesinseln vernimmt, deren relativer Ort sich mit dem der betreffenden Körperteile mehr oder weniger deckt. (S-Sub 5)
Alternative Begriffe
- Somatische Marker (Damasio) können auch als leibliche Regungen verstanden werden.
- Felt Sense (Gendlin)