Leibgedächtnis: Unterschied zwischen den Versionen

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* implizites Gedächtnis
 
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== Sensomotorische Kopplung ==
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Erst der [[Gestaltkreis]] von "Bemerken" und "Bewirken", Wahrnehmen und Bewegen erlaubt den geschickten Umgang mit den Dingen. Diese sensomotorische Verknüpfung ist ein wesentlicher Teil des Leibgedächtnisses.
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Experiment:
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* Übt man auf einem Klavier eine bestimmte Tonfolge, so bildet sich mit der Zeit eine Koppelung der akustischen und motorischen Sequenzen aus. Es genügt dann, die Melodie zu hören, um auch die entsprechenden Bewegungsmuster der Finger aufzurufen. Die Melodie hat also für das Leibgedächtnis gewissermaßen die Nebenbedeutung einer Bewegungssequenz erhalten. Drückt man umgekehrt die erlenten Tasten auf einem stummen Klavier, so werden gleichzeitig die dazugehörigen Töne mitvorgestellt; die Tastenbewegungen evozieren jetzt unmittelbar Töne. (F-LuL 248f)
  
 
== Beispiele für das Leibgedächtnis ==
 
== Beispiele für das Leibgedächtnis ==

Version vom 15. Dezember 2010, 01:40 Uhr

Gedächtnissystem für

  • automatische Bewegungsabläufe
  • eingespielte Gewohnheiten
  • vertraute Wahrnehmungsgestalten oder Situationen

Das Leibgedächtnis entlastet unsere Aufmerksamkeit von einer Überfülle von Details und ermöglicht den unreflektierten Lebensvollzug. (F-LuL 245)

auch genannt:

  • prozedurales Gedächtnis
  • implizites Gedächtnis

Sensomotorische Kopplung

Erst der Gestaltkreis von "Bemerken" und "Bewirken", Wahrnehmen und Bewegen erlaubt den geschickten Umgang mit den Dingen. Diese sensomotorische Verknüpfung ist ein wesentlicher Teil des Leibgedächtnisses.

Experiment:

  • Übt man auf einem Klavier eine bestimmte Tonfolge, so bildet sich mit der Zeit eine Koppelung der akustischen und motorischen Sequenzen aus. Es genügt dann, die Melodie zu hören, um auch die entsprechenden Bewegungsmuster der Finger aufzurufen. Die Melodie hat also für das Leibgedächtnis gewissermaßen die Nebenbedeutung einer Bewegungssequenz erhalten. Drückt man umgekehrt die erlenten Tasten auf einem stummen Klavier, so werden gleichzeitig die dazugehörigen Töne mitvorgestellt; die Tastenbewegungen evozieren jetzt unmittelbar Töne. (F-LuL 248f)

Beispiele für das Leibgedächtnis

  • Lesen und Schreiben: Die Aufmerksamkeit beim Lesen oder Schreiben richtet sich nicht auf die einzelnen Buchstaben oder Fingerbewegungen, sondern direkt auf die intendierten Worte. Das erworbene Schriftwissen ist "in den Fingern" und steht uns automatisch zur Verfügung, ohne explizit präsent zu sein.
  • Auch vertraute Instrumente oder Vehikel schließen sich als Medien dem Leib an:
    • Der Blinde nimmt seine Umgebung vermittels seines Stockes wahr (und zwar an dessen Spitze, nicht an der Hand);
    • der geübte Autofahrer hat sich das Fahrzeug "einverleibt", also ein Gefühl für seine Maße und sein Fahrverhalten entwickelt, so wie der erfahrene Seemann ein Gefühl für sein Schiff. (F-LuL 245f)