Leere
Version vom 26. März 2020, 14:00 Uhr von Admin (Diskussion | Beiträge) (→Zehn Bedeutungen der Leere im Buddhismus)
(Mitschrift eines Vortrags vom Ehepaar Baer an der Heidelberger Konferenz zur Leibtherapie im März 2011)
Leere ist eine
- grundlegende
- nachhaltige
- zickige
Erfahrung der Zwischenleiblichkeit.
Zehn Bedeutungen der Leere im Buddhismus
- unbehindert: D.h., dass für sie kein wie auch immer geartetes Phänomen ein Hindernis bildet.
- allgegenwärtig: D.h., dass es keinen Ort gibt, den sie nicht erreicht.
- unterscheidungslos: D.h. dass sie keine Unterscheidung kennt.
- offen und weit: D.h., dass es für sie keine Grenze gibt.
- erscheinungslos: D.h., sie keine für die Sinne erkennbare Erscheinung darstellt
- rein: D.h., dass sie unbefleckt und ohne Makel ist
- dauernd und unbewegt: D.h., dass sie ohne Werden und Vergehen ist.
- seinsleer: D.h., dass sie jenseits allen Ermessens liegt.
- leerelos leer: D.h., dass sie nicht an sich selbst haftet.
(Quelle: Hisamatsu: Die Fülle des Nichts. S. 31)
Das primäre Leereerleben
Primäre Leibbewegungen:
- Schauen und gesehen werden: Viele machen die Erfahrung, nicht gesehen zu werden
- Tönen, hören und gehört werden: Wenn Menschen nicht gehört werden, dann schreien sie
- Greifen und Er-griffen werden
- Drücken und gedrückt werden
- Lehnen und gehalten werden
Die Leere danach
"Am schlimmsten ist das Alleinsein danach"
- "ins Leere greifen", "nichts zu greifen"
- der Umraum wird als leer erlebt
- Opfer werden zur Leerstelle gemacht
- "Ich kann mich überhaupt keinem anvertrauen"
- Opfer werden still, krank, ...
- Identitätsverlust: "Ich gehöre hier nicht hin."
- fehlende Zugehörigkeit
- "ich bin irgendwie falsch"
- Die Zeit davor als Zeit danach: "Ich bin immer schon übersehen worden."
Verlustleere
verloren sein -> verloren haben
Fazit
- Leereerfahrungen wirken im Leibgedächtnis besonders intensiv, nachhaltig und versteckt
- Leere als Zwischenleiblichkeit
- Der Prozess ist ein Schlüssel zum Verständnis vor allem der Persönlichkeitsstörungen
- Die Alternative ist das Fühlen der Leere durch Beziehungswirklichkeit
Neue Erfahrungen der Zwischenleiblichkeit nötig.