Gestaltkreis

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  • Sich-Bewegen und Wahrnehmen stehen in einem Gestaltkreis-Verhältnis (V.v. Weizsäcker)

Biologische Gestaltkreis

Der zentrale Begriff des "Gestaltkreises" wurde von dem Biologen Viktor von Weizsäcker geprägt, um den Prozess gegenseitiger Anpassung von Leib und Umgebung (oder 'Umwelt' bzw. 'Lebenswelt') zu bezeichnen, wobei er an der spezifischen 'Eingelassenheit' des Tieres in seine Umgebung gewonnen wurde. (GR-LS 44)

Hier greift ganz grundsätzlich der 'biologische' Gestaltkreis, denn an der Beobachtung der Beziehung eines Organismus zu seiner Umwelt wurde er in der Biologie gewonnen. Das einzige 'Naturgesetz' zur Erklärung solcher Fähigkeiten scheint mir aber ein in der Vitalität implizierter Entfaltungsimpuls zu sein, der sich 'gestaltkreishaft' ausbildet, ohne dass vom Standpunkt der einzelnen Form aus gesagt werden könnte, ohne dass vom Standpunkt der einzelnen Form aus gesagt werden könnte, was das Ganze ist und welche Möglichkeiten der 'Sinnes-Erfassung' es noch bietet. (GR-LS 327)

Phänomenaler Gestaltkreis

Gemeint ist also mit dem 'phänomenalen' oder 'epistemologischen Gestaltkreis' zunächst, dass der Phänomenologe nicht gleichsam 'bei Null' anfängt, sondern immer schon mit einem sprachlichen System und einem eigenen Erfahrungshorizont, der vorformierte Blickwinkel und Gedankenkonstrukte enthält, die bei der sprachlichen Fixierung eines Phänomens oder Gegenstands in gewisser Weise automatisch 'verstellend', aber dadurch 'intentional erhellend' wirken. Da wir als Menschen keine Möglichkeit haben, auf unsere Perspektive zu verzichten, die immer auch das, was sie uns zeigen, mitmachen, ist eine Erkenntnis der 'Dinge an sich', die gleichsam ohne ansozialisierte Filter der Wahrnehmung ('Brillen') oder 'Interpretationskonstrukte' (Lenk) eine 'reine wahre Wirklichkeit' erfassen würde, nicht möglich. Jedoch haben wir die Möglichkeit, und 'perspektivisch abzustimmen', und dadurch unsere subjektiven und besonders individuellen Wahrnehmungsaspekte zugunsten von solchen 'auszublenden', die uns eine einfachere Kommunikation und Organisation von Handlungen mit Anderen erlauben. D.h. während es die 'reine Objektivität' als Erkenntnis von 'Dingen an sich' nicht gibt, lässt sich aber der Grad der Inter-Subjektivität verändern, d.h. so etwas wie eine restrealistische Objektivität herstellen. (GR-LS 44f)

Die Unmöglichkeit für Menschen, Gegenstände ohne menschliche Perspektive - also 'Dinge an sich' - wahrzunehmen, lässt sich auf das phänomenologische Prinzip des Gestalt-Kreises bringen, das besagt, ein Gegenstand zeigt sich immer nur in einer Gestalt, die vom Betrachter 'mit konstituiert' oder 'mit geschaffen' wird. Darauf wird noch weiter eingegangen. Jedenfalls kommen wir aus diesem Kreis nicht heraus, was für die phänomenologische Methode bedeutet, dass sie nicht Gegenstände oder Gestalten beschreibt, 'wie sie sind', sondern immer nur, 'wie sie erscheinen'. Aber genau das macht die Phänomenologie so wichtig, denn die Qualität der Gestaltbeschreibung entscheidet mit über die 'Wirklichkeit' und 'Situation', in der sie und die Gestalt erscheint. Zwar arbeitet auch die Phänomenologie als Geisteswissenschaft mit Abstraktionen, aber diese dienen nicht der materialen Reproduktion - eher der begrifflichen Rekonstruktion -, sondern dem menschlichen Selbst-Verständnis und dem Verständnis seiner Lebenswelt. (GR-LS 39)

Ein Gestaltkreis besteht im Einfluss des Leibes auf seine Wahrnehmung, wobei dei konstitutiven Dispositionen die Weite des Leibes als Wahrnehmungsraum so an seine Enge vermitteln, dass die Gestaltwahrnehmung durch erworbene Dispositionen zum Gegenstand individuiert werden kann. (GR-LS 217)

Jede Wahrnehmung eines Phänomens beinhaltet Aspekte der eigenen Konstitution des Wahrnehmenden, die vorgängig eingemischt werden. (GR-LS 218)

Aktiv Passiv Medium
Wilhelm Kamlah Handlung Widerfahrnis
Verhältnis Duales Verhältnis Aktiv Duales Verhältnis Passiv Topisches Verhältnis: Aktivität der Passivität
Weizsäcker Bewegen Wahrnehmen Gestaltkreis
Logik Subjekt Objekt Topjekt