Gefühle

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Gefühle sind das Wichtigste im Leben, weil nur durch sie den Menschen irgend etwas wichtig ist. Und diese Gefühle sind nicht subjektiv, sondern räumlich.

Gefühle sind leiblich spürbar. Gefühle sind keine unräumlichen privaten Seelenzustände, sondern räumlich und zwar topisch-räumlich präsent, sie können daher auch in Aufstellungen durch Stellvertreter erfahren werden.

Gefühle sind Kräfte, die uns spürbar bewegen ("motivieren"), zu Ausdrucksgesten veranlassen und in bestimmte Richtungen ziehen ("Affekte", "Emotionen"). (F-LRP 194)

Gefühle sind nicht subjektiv, sondern topisch-räumlich. (Vgl: S-I XI)

Gefühle zeigen uns an, in welcher Situation wir uns befinden.

Gefühle, Emotionen, Empfindungen, Sinneseindrücke, Kognition

Die übliche Trennung von Gefühlen, Körperempfindungen und Sinneseindrücken lässt sich nicht aufrechterhalten; sie haben im Begriff des Fühlens schon sprachlich eine gemeinsame Wurzel. (F-LRP 235)

Gefühle haben gegenüber den semantischen Gehalten unleugbar eine überschießende Qualität: Sie fühlen sich in bestimmter Weise an. (FV-OW 217)

Gefühle haben einen viel zu große Ambiguität, als dass sie sich rational oder funktional verrechnen ließen. So muss sich eine Beschreibung der Gefühle als kognitive Phänomene der kritischen Frage stellen, ob die Bindung an die Kognition nicht zu stark einschränkt. Haben nicht auch Menschen, deren Kognition nur gering ausgebildet ist, Gefühle, wie steht es mit kleinen Kindern, wie mit Tieren? (FV-OW 217)

Damasio: "Enge Verbindung von Emotionen und Kognition." (FV-OW 219)

Die Kognitionswissenschaft kann Gefühle nicht vollständig beschreiben, wenn sie nur als Ausdruck des Organismus verstanden werden, sich erfolgreich in der Welt zu bewegen. Daher ist ergänzende und relativierende phänomenologische Untersuchung geboten.

Jenseits der Innen-Außen-Metaphorik

Die Innen-Außen-Metaphorik ist ungeeignet, um Gefühle zu beschreiben. Durch die leibliche Ergriffenheit von Gefühlen sind sie zugleich mit ihrer Subjektivität auch sozial-objektiv, insofern Gefühle durch die leiblichen Richtungen mit den Gefühlen anderer interagieren. Die Auffassung von Gefühlen als Bewusstseinsphänomene muss im Grunde dualistische Vorstellungen voraussetzen und wiederholt die problematische Geist-Körper-Hierarchie. (DL-PdG 33)

Jenseits der Subjekt-Objekt-Spaltung

Hier will ich dagegen darauf hinweisen, dass es auch ganzheitlich-atmosphärische Gefühle gibt, die nicht auf das erlebende Subjekt und die diesem begegnenden Objekte verteilt werden können, sondern der Differenzierung beider Seiten vor- und übergeordnet sind. (S-III3 99)

Der spürbare eigene Leib ist in die einbettende, überpersönliche Atmosphäre eingeschmolzen und diesem umgreifenden Element so gleich geworden, dass Goethe in seiner erregend gefährlichen Lage doch keine besondere Bewegung des Blutes beobachten kann; zur Verdeutlichung dieser nicht mehr nur umgreifenden, sondern auch durchdringenden Atmosphäre wird einerseits der thermisch-klimatische Vergleich mit einem sehr heißen Ort gewählt, andererseits der optische mit einer braunrötlichen Beleuchtung, ebenso, wie Girgensohns Gewährsperson das Sonntagsgefühl als eine eigentümliche Beleuchtung aller Dinge erlebt. (S-III3 101)

Das Gefühl als ganzheitlich umgreifende und durchdringende Atmosphäre, die überpersönlich und zugleich trans- oder besser prä-objektiv ist, als sie sich in keinem umschriebenen Objekt "unterbringen" lässt, zeichnet sich ebenso wie in bedrängender, kritischer Kriegslage in den verwandten Situationen ab, in denen gleichfalls die Luft wie mit Spannung geladen und eine diffuse Energie ungreifbar und doch aufdringlich gestaut ist. (S-III3 102)

Die überpersönlichen und präobjektiven ganzheitlich-atmosphärischen Gefühle können nicht durch Projektion vom Subjekt an begegnende Objekte übertragen sein, weil gar kein Objekt zu finden ist, dem sie im eigentlichen Sinn anhafteten, und weil das Subjekt selbst phänomenal in ihnen auf- oder untergeht. (S-III3 103)

Beispiel in der Sprache

  • "die Wut packt einen"
  • "von Trauer übermannt werden"
  • "von Kummer niedergedrückt werden"
  • "Neid oder Eifersucht nagen an einem"
  • "von stiller Freude durchströmt"

Fühlen des Gefühls

Gefühl und Fühlen

Unterscheidung zwischen Gefühl und Fühlen des Gefühls: Die Neue Phänomenologie stellt in gewissem Sinn das urchristliche Gefühlsverständnis wieder her, in dem sie scharf zwischen dem Gefühl selbst und dem Fühlen des Gefühls unterscheidet. (Vgl: S-WNP 44)

Fühlen Gefühl
Besuchen Einladung Gast
Steuern Kapitän Boot
Schwingen Resonanzkörper Schwingung
Tragen Person Koffer
Modi Nicht Aktiv/Passiv sondern Medium Nicht Aktiv/Passiv sondern Medium
Initiator Führungskraft Seiten, Dämonen

Die Unterscheidung zwischen Gefühl und Fühlen ist insbesondere bei fremden Gefühlen plausibel.

Im Bezug auf das Fühlen von Werten in der Tradition von Scheler und Mulligans wird auch die Unterscheidung von Gefühl und Fühlen betont:

Es gibt also eine Reihe von Gründen für die Trennung von Fühlen und Gefühl und insbesondere für den Vorzug jener These vor der, es handele sich um ein einziges Phänomen. Auf die am Anfang gestellte Frage, ob Fühlen ein Gefühl ist, muss man dann abschlägig antworten: Fühlen und Gefühl sind zwei verschiedene Phänomene. (IVF-DE 210)

Kausale Priorität des Gefühls vor dem Fühlen

Auf diese Weise hat das Gefühl vor dem Fühlen im Sinne des Ergriffenseins eine kausale Priorität durch anfängliche Führung, ob auch eine zeitliche, ist fraglich. (S-DRdN 53)

Aber davon abgesehen behaupte ich keineswegs einen zeitlichen, sondern nur einen kausalen Vorrang des Gefühls vor dem Fühlen, und den habe ich ja gerade eben begründet. Man ist dem Gefühl gegenüber zunächst unterlegen, was die abendländische Tradition nicht zugeben wollte seit Platon, und insofern hat das Gefühl einen kausalen Vorrang. Aber wie das nun zeitlich ist, das wage ich nicht zu entscheiden, denn das ist die Frage, können Mädchen im Dunkeln erröten, von Lichtenberg. Die Frage ist nicht entscheidbar, denn zur Beobachtung wäre Licht erforderlich. (S-NP 33)

Genese und Phänomen

Für die Unterscheidung zwischen Gefühl und Fühlen ist auch wichtig, die phänomenologischen von der genetischen Frage zu unterscheiden.

  • Genetische Antwort: Ich gerate nicht Gefühle hinein, sondern die Gefühle entwickeln sich in mir in erkennbaren Ereignisketten aufgrund meiner Disposition und Erfahrungen. Neigung zum (reduktionistischem) Konstruktivismus der Gefühle.
    • Entwicklung der Gefühle
    • Als Resultat von persönlichen Vorerfahrungen, Situationen
    • Gefühle sind stets privat, es gibt nur eigene Gefühle
  • Phänomenologische Antwort: Gefühle werden als Atmosphären erlebt, in die ich hinein gerate. Neigung zum Objektivismus der Gefühle.
    • Gefühle als Atmosphären
    • Man gerät hinein, auch in fremde Gefühle/Atmosphären
    • Gefühle sind (als Halbding) unabhängig vom Hineingeraten

Seitenmodell: Führungskraft und Dämonen

Die Unterscheidung von Person und Problem kann durch Explikation gefördert werden. (auch: Externalisierung) Findet Verwendung in der systemischen Therapie (z.B. bei Gunther Schmidt) als Seitenmodell.

Mein Gefühl

Possessorisches Missverständnis

Eine possessorische Gefühlsauffassung ist unangemessen. (Vgl: S-WNP 187)

Das Gefühl ist nicht in dem Sinne der Tradition ein Seelenbesitz, der sich einfach so in mir abspielt, und das kann ich also mehr oder weniger gemütlich beobachten und als Vernunft Regie ergreifen, sondern es ist überhaupt das Ergriffensein von Gefühlen nur möglich als primäres Hingereissensein mit sekundär anderer Reaktion. (S-NP 30)

Wenn die Rede von "meinem Gefühl" ist, darf das adjektivistische Personalpronomen "mein" nicht im possessiven Sinn als Besitzanzeige verstanden werden, sondern im subjektivierenden Sinn. (Vgl: S-WNP 181)

Neben eigenen Gefühlen gibt es auch sogenannte übernommene Gefühle.

Nicht mein Gefühl, sondern nur mein Fühlen.

Personaler Umgang mit Gefühlen

Wenn Gefühle kein Besitz sind, sondern Halbdinge, die kommen und gehen, ohne dass es Sinn macht zu fragen, wo sie in der Zwischenzeit waren, dann macht es Sinn, mit Gefühlen als Ausdruck einer Teilpersönlichkeit respektvoll umzugehen.

Siehe: Personales Fühlen

Gefühle als Ausdruck von Situationen

Siehe: Gefühle und Situationen

Subjektivität des Ergriffenseins

Nicht zu verwechseln sind:

  • die thematischen Zentrierung des Gefühls (z.B. als Trauer über dieses oder jenes Unglück) (Vgl: S-WNP 202): Ist häufig Privatsache, muss aber nicht, wie z.B. bei der Volkstrauer um Diana.
  • die Subjektivität des Ergriffenseins von einem Gefühl (z.B. der Trauer) (tua res agitur): Ist immer Privatsache; stets das eigene Fühlen.

Optionale Meinhaftigkeit

Einem Gefühl muss keine Meinhaftigkeit zukommen, z.B. im Fall einer fremden oder "anonymen" Trauer kann diese Beziehung sehr viel lockerer sein. (Vgl: S-WNP 183)

Eigenes und fremdes Gefühl

Beispiele für fremde Gefühle:

  • Gefühle, die einem gar nicht vertraut sind, die einem überkommen, z.B. durch Aufenthalt im einem Zimmer, Haus (Atmosphäre)
  • Auch ein vertrautes Gefühl kann ein systemisch übernommenes Gefühl sein.

Fühlen

Typen des Fühlens

Passivität des Fühlens

Passivität durch die Autorität der Gefühle

Gefühle haben Autorität; sie stellen Ansprüche, denen sich der von ihnen Ergriffene nicht leicht und unbefangen entziehen kann. (S-H 147)

[Möglich ist eine Autorität,] gegen die der Ergriffene nicht einmal mehr durch Mobilisierung aller Reserven seiner personalen Emanzipation auf dem Standpunkt der ihm möglichen Besonnenheit im Ernst ankommt. Ich spreche von Autorität mit unbedingtem Ernst. Von dieser Art ist die Gewissensscham, solange der Mensch ein Gewissen hat, das den Namen verdient, so dass er sich darüber nicht im Ernst hinwegsetzen kann. Das Göttliche ist in erster Linien die Eigenart der Gefühle, die für den Ergriffenen Autorität mit unbedingtem Ernst haben. Das wichtigste Beispiel im Christentum ist der heilige Geist. (S-H 147f)

Kritik an der Passivität des Fühlens

Kritik von Fuchs: Ich würde sagen, dass Gefühle (im Unterschied zu Atmosphären) primär aus meiner subjektiven, persönlichen Situation resultieren, nicht aber aus einer Situation, in die ich "hineingerate". (Fuchs in: S-WNP 191)

Kritik von Böhme: Was aber verloren geht, ist die Anerkennung der Tatsache, dass Gefühle in unserem Lebenszusammenhang in der Tat in der Regel als Zustände der Innerlichkeit erfahren werden, und zwar insbesondere solche Gefühle, die durch das Leben im sozialen Kontext ausgelöst werden. (B-LaA 52)

Siehe: Darin-Sein

Aktivität des Fühlens

  • Fühlen als aktives gestaltendes Umgehen

Trotz dem autoritativen Anspruch der Gefühle:

Auch wenn er diesem Anspruch unterliegt, kann er sich aber in vielen Fällen durch Mobilisierung seiner Reserven personale Emanzipation darüber stellen und eine zwiespältige Haltung einnehmen, in der er die Ergriffenheit als besonnener Mensch überlegen von sich weist und vielleicht belächelt, was er als vom Gefühl affektiv betroffener Mensch mitmacht und mit sich geschehen lässt, in dem er sich dem Anspruch des Gefühls beugt. (S-H 147)

Der von einem Gefühl Ergriffene erweist sich diesem nicht als vollends passiv ausgesetzt, sondern bewahrt sich einen Gestaltungsraum seiner Leiblichkeit, den er auf die eine oder andere Art nutzen kann. (AB-BuB 272)

Kultivierung des Gefühls

Mit dieser Kritik am Faktum des Betroffenseins wird die passivierende Wirkung der Emotionen aufgehoben, dies jedoch durchaus im Sinne der Atmosphären-Theorie der Emotionen nicht vollständig hin zu einem neuen Umschlag zur Innenwelthypothese, sondern zu einem differenzierenden Sowohl-als-auch:

  • Sowohl gilt, dass einen die klassischen Gefühle in einer ihnen schwer auszuweichenden Mächtigkeit überkommen,
  • als aber auch gilt, dass der Mensch Einfluss auf diese Gefühle nehmen kann: Die Erkenntnis, "der Mensch ist nicht nur Knecht des Gefühls, sondern er gestaltet es auch," erlöst demnach aus der Knechtschaft unfreier Passivität und errettet nicht nur das Fühlen von Gefühlen, sondern auch die Gefühle selbst in den Bereich des Eigenen.
Dieser Schritt ergibt sich aus der bislang kennen gelernten Leib-Begrifflichkeit, aus deren Anerkennung eine Eigenheit des Fühlens folgt, die ja im übrigen auch von Schmitz nicht geleugnet wird. Denn Schmitz leugnet zwar die Privatheit der Gefühle, nicht aber die Privatheit des Fühlens von Gefühlen. (AB-BuB 144)

Erst wenn man Eigenanteile an der Ergriffenheit durch ein Gefühl zulässt und somit die Möglichkeit der Kultivierung des Gefühls anerkennt, wird jedoch das Moment der Passivierung aufgehoben und damit auch der Tatsache Rechnung getragen, dass Gefühle höchst unterschiedlich gefühlt werden können. Die Differenz im Fühlen der Gefühle kann dabei das Ausmaß einer eigenen Gefühlskultur annehmen, die durch die vorgebliche alleinige Objektivität von Gefühlen nicht mehr ausreichend erklärt werden kann und die auf Anteile der sogenannten Innenwelt verweist. Daher kann man abschließend feststellen, dass die mit der Atmosphärentheorie begründete Objektivitätsthese der Gefühle für klassische Gefühle unzureichend ist. (AB-BuB 145)

Siehe: Kritik an der Objektivität der Gefühle

Beschreibung der Gefühle
  • Aktivität des sprachlichen Beschreibens der Gefühle, als Seiten von mir (Dissoziation)

Teilen des Gefühls und das je eigene Fühlen

Ergreifende Gefühle kommen ebenso über Kollektive wie über Einzelne. (S-WNP 182)

Egal,

  • ob die Gefühle nun immer bereitliegen
  • oder (als Halbdinge) nicht,

sie können (als kollektive Gefühle) von beliebig Vielen im Bereich ihrer Anwesenheit grundsätzlich empfunden werden, aber eben nur grundsätzlich, und faktisch erst, wenn die Voraussetzungen stimmen,

  • sowohl bezüglich der im Erleben wirksamen Situationen (einschließlich der persönlichen Situation)
  • als auch besonders bezüglich der leiblichen Empfänglichkeit. (S-WNP 184)

[M]ehrere Menschen können z.B. dieselbe Liebe als Situation und Atmosphäre teilen, nie aber dasselbe Lieben als affektives Betroffensein von der Atmosphäre. (S-WNP 202)

Objektivität der Gefühle

Sind Gefühle überhaupt "vorhandenes" Seiendes, unabhängig von lebendigen Wesen, die sie als jeweils spezifische Beziehung zu anderen Wesen oder zu ihrer eigenen Situation erleben?

Nachdem die subjektive Seite des Gefühlserlebnisses als affektives Betroffensein zu ihrem Recht gekommen ist, kann sich die objektive in begriffliche abgeklärter Reinheit desto schärfer der Analyse darbieten, damit meine vorhin wiederholte Sequenz aus Band 1 zu ihrem Recht kommt: 'Gefühle sind nicht subjektiver als Landstraßen, nur weniger fixierbar. (S-III3 96)

Objektivität als Überpersönlichkeit

... nachdem sich herausgestellt hat, dass Gefühle objektiv vorhandene, überpersönliche Atmosphären sind, in die der betroffene Mensch hineingerät wie in das Wetter. (S-III3 134)

Dann kann der Fall eintreten, dass Gefühle zwar wirklich vorhanden und Beobachtern gegeben, aber von niemand als die eigenen gefühlt und insofern ungefühlte Gefühle sind. (S-III3 137)

Diese Beobachtung macht deutlich, dass Gefühle von sich aus objektive, atmosphärische Bestandteile der Umgebung, in die ein erlebender Mensch hineingeraten kann, aber nicht innenweltliche Seelenzustände sind, die höchstens nach außen "abfärben" könnten. (S-III3 137)

Objektivität als Autorität der Gefühle

Bereits die Beschreibung der Gefühle als von außen einen überkommende atmosphärische Mächte macht den bedeutungsvollen Unterschied zwischen der affektiven, d.h. leiblichen Betroffenheit des jeweiligen Subjekts und der Objektivität, welcher der Gefühlsmacht zukommt, deutlich. Diese Betroffenheit kommt, wie wir gesehen haben, unbedingter Ernst zu. Der Ernst einer solchen Betroffenheit besteht deshalb und unbedingt, weil man nicht "im Ernst" ihre Existenz bezweifeln kann. Diese Ernsthaftigkeit verleiht den Gefühlen eine Autorität. Diese Autorität gebietet Gehorsam und erlangt diesen in Form von Gefolgschaft in Abhängigkeit von der Macht mit der sie auftritt. Die stärksten Gefühle lassen mithin den geringsten Raum für Widerspruch. (AB-BuB 270)

Gefühle sind sozial objektiv und nicht nur in einem privaten Innenraum, etwa in der black box der Seele, antreffbar. Sie werden leiblich gespürt, auch dann, wenn es nicht die eigenen sind. (Hilge Landweer in: MG-LuG 86)

Siehe: Autorität der Gefühle

Kritik an der Objektivität der Gefühle

Schmitz verzichtet auf den eigenkreatürlichen Anteil der Gefühle um seine Atmosphärentheorie rein und unvermengt erhalten zu können, dies jedoch mit dem für seine Theorie problematischen Effekt, dass sie einen bedeutenden Anteil affektiver Betroffenheit, nämlich jenen der auch selbstgewirkt ist, außer acht lässt. (AB-BuB 146)

Schmitz lehrt, dass alle Wahrnehmung auf 'leiblicher Kommunikation' beruht. Da nun leibliche Kommunikation eine Weise leiblicher Betroffenheit ist, gibt es auch im Falle von Gefühlen keine Wahrnehmung ohne leibliche Betroffenheit von diesen. Die Objektivitätsthese kann also nach jenem Lehrsatz von Schmitz nicht wahr sein. (Andreas Wildt, zit.n.: AB-BuB 147, Fußnote 30)

Als Ertrag einer von der leiblichen Betroffenheit ausgehenden objektivistischen Gefühlstheorie kann man nun festhalten:

  1. Sie leistet einen starken Erklärungsansatz für das Fühlen im Raum und liefert dabei die Grundlage für das Verständnis sowohl der Wahrnehmung von Raumempfindungen wie auch von andren Menschen und deren Stimmungen im Raum.
  2. Die mit dieser Theorie gebundene Zurückweisung des Gefühlssubjektivismus - in der Form der Kritik an der von Schmitz so bezeichneten "Innenwelthypothese" - und die damit einhergehende Unterscheidung zwischen Gefühl und Fühlen des Gefühls, anerkennt die Leiblichkeit als das Fühlensorgan und macht die Anerkennung von Subjekten als Fühlende vom Vorliegen qualifizierter kognitiver Fähigkeiten unabhängig. Anerkennt man
  3. den eigenkreatürlichen Anteil emotionaler Leistungen, so werden Fühlende zu (Gefühls-)Weltgestaltern und mithin kraft ihrer Fühlensleistung aus der passiven patient-Rolle in einer aktive agent-Position gestellt. (AB-BuB 147)

Siehe:

Objektivität als Intersubjektivität

Daher muss die Objektivität der Gefühle im Sinne einer Intersubjektivität begriffen werden, welche die Gefühle jenseits der einzelnen Subjekte - Kritik an der "Innenwelthypothese" - ansiedelt, die aber erst durch mindestens einen Leib zur Sprache gebracht wird. Eine Objektivität der Gefühle unabhängig jeder Leiblichkeit zu postulieren, wie dies Schmitz tut, macht demnach keinen Sinn. (AB-BuB 147)

Siehe: Subjektivität, Objektivität, Intersubjektivität, Fremde Gefühle

Zwischenleiblichkeit der Gefühle

Gefühle sind ... keineswegs bloß subjektive, sondern primär zwischenleibliche Phänomene. Die leiblich-affektive Kommunikation ist die universelle Sprache, mit deren Grundworten wir bereits geboren wurden, und die sich im weiteren Verlauf zunehmend ausdifferenziert. Verkörperung bildet die Basis der Intersubjektivität, insofern wir einander in unserem Umgang nicht abstrakte innere Zustände zuschreiben, sondern Ausdruck und Verhalten des Anderen im Kontext der jeweiligen Situation unmittelbar als Ausdruck seiner Subjektivität und Affektivität erfahren. (F-DG 187)

Gefühle und persönliche Stellungnahmen

Es gibt auch Legierungen von Gefühlen mit persönlichen Stellungnahmen. (Vgl: S-WNP 179)

Gefühl Persönliche Stellungnahme
stürmischer Mut Beherztheit
Scham Reue
Treue
Zuverlässigkeit

Reue ist wie Beherztheit kein bloßes Gefühl, sondern eine persönliche Stellungnahme auf Grund eines Gefühls, z.B. der Scham. (S-WNP 185)

Verfügen kann man über persönliche Stellungnahmen, und das auch nicht immer, das sie einem oft mit exigenter Nötigung (wie ich mich zur Unterscheidung von automatischer ausdrücke) abgedrungen werden können wie dem Beschämten von der Scham; nicht so verfügen kann man über Gefühle, die einen ergreifen. (S-WNP 187)

Persönliche Stellungnahmen können habitualisiert sein. (Vgl: S-WNP 187)

Umgangsweise mit dem Gefühl

D.h. auch die emotionale Entfaltungsbewegung vollzieht sich durch den Erwerb von Umgangsweise mit dem Gefühl, welche zwar nicht den Grad der technischen Durchdringung und Vergegenständlichung aufweisen wie das Denken, aber trotzdem die Sensibilität als emotionale Kompetenz schienen und spezifisch einschränken oder eröffnen. (Fußnote: Dies wurde beispielsweise in der Gefühls-Phänomenologie von Schmitz nicht genügend berücksichtigt. (GR-LS 249f)

Kulturelle Symbolisierung der Gefühle

Damit Gefühle nachhaltig "treffen" können, müssen sie als ein (immer wieder neu zu bestimmendes) Etwas gedeutet werden: ein bloß diffuses, aber heftiges Getroffenwerden fordert zur Symbolisierung durch Darstellung, Versprachlichung, Mythisierung und Dramatisierung heraus. (Hilge Landweer in MG-LuG 84)

Eine symbolische Deutung eines Gefühls (...) ist niemals "das Gefühl selbst", aber sie steuert die Aufmerksamkeit für erneute Bereitschaften, sich treffen zu lassen, bzw. gewappnet zu sein für modifizierte Betroffenheiten. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit Gefühlen als etwas, das einen ergreift und dem man zunächst ausgeliefert ist, nie neutral, sondern hat stets einen Machtaspekt. (Hilge Landweer in MG-LuG 84)

Ebenso kommen die Gefühle in keiner Kultur vollständig isolierbar und gleichverteilt vor, sondern nur in charakteristischen Kombinationen - eben "grammatisch" strukturiert. (Hilge Landweer in MG-LuG 85)

Was hier beschrieben wird, ist das Installieren einer Grammatik der Gefühle: es gibt so etwas wie Temperamente von Kulturen, die die Empfänglichkeit für bestimmbare Gefühle hervorbringen. (Hilge Landweer in MG-LuG 81)

Ich habe den Kulturvergleich angestellt, weil ich deutlich machen wollte, dass bestimmte Gefühlsdispositionen habitualisiert werden. (Hilge Landweer in MG-LuG 86)


Räumlichkeit der Gefühle

Gefühle sind

  • keine privaten Bewusstseinszustände
  • keinen Zustände psychischer Systeme
  • keine unräumliche Innerlichkeiten

sondern räumliche Phänomene.

Dieses Buch ist das Kernstück meines Systems der Philosophie. Schon in der Vorrede zum 1. Band habe ich darauf hingewiesen, welche entscheidende Bedeutung ich dem "qualitativen Sprung" im menschlichen Selbstverständnis beimesse, der darin besteht, die Introjektion der Gefühle durch die Einsicht in deren Räumlichkeit abzulösen. (S-III3 XIV)

Die Überwindung der Introjektion der Gefühle und die Einsicht in deren Räumlichkeit markiert die Stelle des Übergangs. .. Die Räumlichkeit kann nur bestimmt werden, indem auf die Topik der Räumlichkeit zurückgegangen wird, die im 1. Teil dieses Buches dem leiblichen Raum abgewonnen worden ist. (S-III3 XIV)

[I]m Gehirn spielen sich keine Gefühle ab, sondern elektrische und chemische Vorgänge, die als einigermaßen harmonische "Begleitmusik" die Gefühle, Wahrnehmungen usw. umspielen, wie das Klavierspiel die Stimme der Sängerin, die durch die Klavierbegleitung keineswegs produziert wird. (S-H 31)

Die bloße Versicherung der Eigenmacht der Gefühle hat aber kaum Aussicht, sich gegen das Selbstbewusstsein einer sich überlegen dünkenden aufklärerischen Psychologie durchzusetzen, solange ihr wesentlicher Inhalt die negative Beteuerung ist, dass Gefühle keine subjektive Zustände seien. Es bedarf einer positiven, aus umfassender phänomenologischer Besinnung geschöpften Charakteristik, um der Introjektion einen Riegel vorzuschieben. Dazu soll die Einsicht dienen, dass Gefühle nicht subjektiv, sondern räumlich sind. Die Räumlichkeit der Gefühle widerspricht aber so sehr der heute gewöhnlichen, überwiegend von Mathematik und Naturwissenschaft diktierten Meinung über das Räumliche, dass durch jene Einsicht eine weitreichende Untersuchung des Wesens der Räumlichkeit überhaupt erforderlich wird. Diese Untersuchung erzwingt den Rückgang zur Leiblichkeit, denn Räumlichkeit und Leiblichkeit sind an der Wurzel mit einander verwachsen; gemeinsam werden sie erst im Rückgang auf Gegenwart verständlich. (S-I XI)

Räumlichkeit als Leiblichkeit

Räumlichkeit als atmosphärische Umhüllung

In der Vorstellung umhüllender Atmosphären nimmt Homer die Räumlichkeit der Gefühle vorweg. (S-III3 474)

Nach dem Gesagten kann wohl kein Zweifel sein, dass hier die Rede vom Befinden "in" Liebe oder Groll ganz konkret räumlich gemeint ist, ... (S-III3 476)

Dagegen wird die homerische Entdeckung, dass Gefühle umhüllende, leiblich ergreifende Atmosphären sein können, von Empedokles in die philosophische Theorie übernommen, ...; dieser Ansatz bleibt aber wirkungslos, weil die Introjektion das menschliche Selbstverständnis in ihren Bann zieht und auch die Deutung der Gefühle bestimmt. Sie bedient sich dabei der neu entdeckten Phänomen Lust und Unlust, die aus der Bindung des affektiven Betroffenseins an Gefühle als von außen ergreifende Mächte herausgelöst und zu Bestandteilen der Innenwelt des jeweiligen Subjektes umgedeutet werden. Die Tendenz der Introjektion geht dahin, die ergreifenden Mächte des Gefühls auf Lust und Unlust zurückzuführen. (S-III3 507)

Gerade die Analyse einer Situation, die auf den ersten Blick für die Deutung des Gefühls als punkthaftes, isoliertes Vorkommnis im Befinden des Einzelnen zu sprechen scheint, wirkt sich also zu Gunsten der umgekehrten Auffassung aus, wonach Gefühle ganzheitlich in die Weite ergossene Atmosphären sind, die das einzelne Subjekt einbettend umschließen. (S-III3 106)

Räumlichkeit als atmosphärische Durchdringung

Siehe: #Jenseits der Subjekt-Objekt-Spaltung

Räumlichkeit als Weite und Richtung

  • Weite und enge Gefühle: Weite
  • gerichtete und ungerichtete Gefühle: Richtung

Räumlichkeit als Lokalisierbarkeit

Gefühle als Atmosphären

Gefühle "sind als ortlos ergossene Atmosphären zu bestimmen, die einen Leib, den sie einbetten, in der Weise des affektiven Betroffenseins heimsuchen, wobei dieses die Gestalt der Ergriffenheit annimmt." (S-III/2, 343)

Gefühle sind ... nicht private Seelenzustände sondern räumlich ergossene Atmosphären und leiblich ergreifende Mächte. (S-WNP 325)

Gefühl als überpersönlich, räumlich ausgebreitete, den Menschen leiblich ergreifende Atmosphäre. (Vgl: S-WNP 44)

Kritik von Brenner

Schmitz verzichtet auf den eigenkreatürlichen Anteil der Gefühle um seine Atmosphärentheorie rein und unvermengt erhalten zu können, dies jedoch mit dem für seine Theorie problematischen Effekt, dass sie einen bedeutenden Anteil affektiver Betroffenheit, nämlich jenen der auch selbstgewirkt ist, außer acht lässt. Dieses Manko überrascht sowohl wegen der beeindruckenden Phänomensensibilität, die Schmitz ansonsten an den Tag legt, als auch deshalb, weil er in seiner Analyse des klassischen Gefühls der Liebe implizit von eigenkreatürlichen Anteilen ausgeht: Er spricht in diesem Zusammenhang von dem "Spielraum", welcher dem von einem Gefühl Betroffenen zwischen der Betroffenheit und der Artikulation dieser Betroffenheit bleibt. Und in dieser Eigenmächtigkeit der leiblichen Fühlensleistung liegt auch der Grund zum Verständnis der Genese von Gefühlen im Allgemeinen: Ohne eine vorausgesetzte Leiblichkeit gibt es keine Gefühle. (AB-BuB 146)

Daher kann man abschließend feststellen, dass die mit der Atmosphärentheorie begründete Objektivitätsthese der Gefühle für klassische Gefühle unzureichend ist. (AB-BuB 145)

Siehe: Aktivität des Fühlens

Kritik von Ferran

[D]ie Definition der Gefühle als Atmosphären kann in zwei Richtungen interpretiert werden, die beide problematisch sind.

  • Eine Möglichkeit ist, dass der Leser diese Definition als Metapher interpretiert und dann den elaborierten metaphorischen Gebrauch der Neuen Phänomenologen übernimmt. Da dieses begriffliche Instrumentarium für die Neue Phänomenologie spezifisch ist, wird es unmöglich, es auf andere Begriffe aus aktuellen philosophischen Strömungen zu "übertragen". Es bleibt mitsamt seinen weiteren Differenzierungen selbstreferenziell, so dass ein Dialog mit der analytischen Tradition ... geradezu ausgeschlossen wird.
  • Die andere Möglichkeit besteht darin, die Bezeichnung der Gefühle als Atmosphären wörtlich zu verstehen, was zu einer kaum glaubwürdigen Ontologisierung der Gefühle als eigene Entitäten führt. (IVF-DE 87)

Kritik von Demmerling

Christoph Demmerling dazu kritisch:

Die Belege für die These, dass es sich bei Gefühlen um Atmosphären und objektive Phänomen handelt, sind - soviel hat bereits der erste Durchgang gezeigt - allenfalls teilweise überzeugend. Sie liefern zwar zahlreiche Anhaltspunkte für eine Relativierung psychologistischer Theorien des Gefühls, ob sie aber darum schon die Auffassung rechtfertigen, dass Gefühle als Atmosphären auf objektive Weise im Raum existieren, bleibt fraglich. Keines der von Schmitz angeführten Indizien stützt die Auffassung, dass es sich bei Gefühlen um Atmosphären mit objektivem Charakter handelt auf zwingende Weise. (Christoph Demmerling in AE-GaA 51)

Es folgt eine Auflistung der Gründe, wieso Gefühle als Atmosphären bezeichnet werden können, oder auch nicht. (Kritik von Christoph Demmerling, in: AE-GaA, 48f)

Überpersönliche Gefühle

Auch in der Alltagssprache wird der Atmosphärenbegriff gebraucht, um Phänoneme zu beschreiben wie:

  • heitere Stimmung eines Sommernachmittags am Badesee: als heiter-gelöste Atmosphäre
  • die Erregung im Fußballstadion, die sich bei spielentscheidenden Szenen einstellt: als aufgeheizte Atmosphäre.

Doch auch alle überpersönlichen Gefühle bedürfen einer mitschwingenden Subjektivität, d.h. sind subjekt-relational und nicht ganz und gar subjektlos.

Gefühlskonstraste

Beispiel: Ein Fröhlicher, der in eine Trauergemeinde gerät, kann sich dort der vorherrschenden Trauer nicht entziehen.

Aber: Handelt es sich wirklich um einen Gefühlskontrast aufgrund des atmosphärischen Charakters des Gefühls oder aufgrund der Konfrontation mit Verhaltenserwartungen, aufgrund dessen wir unsere Verhalten und dann auch damit die Gefühle ändern?

Autorität der Gefühle

Wir werden von Gefühlen betroffen, die uns zu etwas nötigen. Gefühle "sind als ortlos ergossene Atmosphären zu bestimmen, die einen Leib, den sie einbetten, in der Weise des affektiven Betroffenseins heimsuchen, wobei dieses die Gestalt der Ergriffenheit annimmt." (S-III/2, 343)

Siehe: Objektivität als Autorität der Gefühle

Autorität der Gefühle im sozialen Sinne

Autorität in einem sozialen Sinne besitzen Gefühle deshalb, weil uns die Gefühle anderer bestimmte Verhaltensweisen auferlegen oder uns zu bestimmten Reaktionen zwingen können. Die Autorität der Gefühle hängt aber mit bestimmten kulturellen Emotionsnormen zusammen, die im Rahmen von sozialen Praktiken etabliert werden.

Autorität der Gefühle im individuellen Sinn

Gefühle können uns gegen unseren Widerstand ergreifen, d.h. können uns 'widerfahren', wie vieles was uns ausmacht, wie z.B. Gedanken, Erfahrungen etc. Diese Ergriffenheit muss nicht notwendig als Autorität erlebt werden. Zudem können wir uns auch selbst in Gefühle hineinsteigern, sie umdeuten, uns sie ausreden.

Gefühle haben Autorität; sie stellen Ansprüche, denen sich der von ihnen Ergriffene nicht leicht und unbefangen entziehen kann. (S-H 147)

Siehe: Passivität des Fühlens

Sicherheit im Ausdruck

Der Hinweis auf Ausdruckssicherheit als Indiz für die Richtigkeit der Auffassung, Gefühle seien Atmosphären, leuchtet am wenigsten ein. Jede im weitesten Sinne naturalistische Erklärung von Gefühlen, z.B. sogar die Theorien der Affektprogramme von Charles Darwin über Paul Ekman bis hin zu Joseph LeDoux, bietet Erklärungen der Gebärdensicherheit. Man muss einfach davon ausgehen, dass Gefühle auf der Grundlage biologischer Mechanismen fest mit einem bestimmten Ausdrucksverhalten verdrahtet sind. (49)

Zugänglichkeit der Gefühle anderer

Gefühle anderer können direkt wahrgenommen werden, d.h. ohne Analogieschlüsse durchzuführen oder andere gedankliche Zwischenschritte einzuschalten. Wir nehmen die Gefühle anderer wahr, was aber nicht unbedingt heißt, dass uns die Gefühle anderer als objektive Atmosphären entgegentreten. (49)

Die Gefühle anderer sind uns deshalb zugänglich, weil sie mit bestimmten Arten von mimischen, gestischen und sprachlichem Ausdrucksverhalten verbunden sind. Zugänglich sind sie uns aber auch deshalb, weil wir mit den Situationen und Lebensumständen vertraut sind, in denen sich die Gefühle einstellen. (49)

Funktion von Sympathiegefühlen

Sympathiegefühle sind nicht notwendig "Ausläufer der Wellen fremden Leids oder fremder Freude". Derjenige, der mit jemandem fühlt, fühlt dabei nicht in derselben Weise wie derjenige, mit dem mitgefühlt wird. (z.B. die weihnachtliche Freude des Kindes)

Von der Umgebung entgegentretende Gefühle

Z.B. Mörikes Gedicht "Auf einer Lampe", nicht doch auch als projektive Phänomene deutbar?

Dissoziation

Feinfühlige, keineswegs verrückte Psychastheniker leiden darunter, dass die Gefühle nicht an sie herankommen; obwohl sie diese spüren, fehlt ihnen die volle Resonanz zum ungespaltenen Ergriffensein. (Vgl: S-WNP 201 Fußnote 128)

Die Konfrontation mit Gefühlen, ohne von diesem im Vollsinn betroffen zu sein, es fühlen zu können, ist eher ein Sonderfall als ein Normalphänomen.

Gefühle als Halbdinge

Gefühle sind Halbdinge ... durch zwei Merkmale:

So sind Gefühle als Atmosphären, dem phänomenalen Befund nach, wechselnd an- und abwesend, ohne irgendwo beständig sein zu müssen, und wirken ergreifend unmittelbar ... (S-WNP 183)

Gefühle und leibliche Regungen

Man kann sich den Unterschied zwischen Gefühlen und leiblichen Regungen hinsichtlich der Räumlichkeit leicht am Behagen klar machen, wenn man das leibliche Behagen in der Badewanne vergleicht mit dem Behagen als Gefühl, geborgen zu sein in der Liebe eines Menschen oder eines harmonischen Familienkreises. Jenes Behagen ist eine den eigenen Leib durchziehende Atmosphäre, die nicht über die Wanne hinausreicht; das Behagen als Gefühl umgibt den so Geborgenen als eine Atmosphäre, die ihn trägt und stützt, wohin er auch geht, und ihm das Leben auch in Nöten leicht macht. (S-WNP 48)

An zwei Stellen habe ich bereits früher Gefühle und leibliche Regungen miteinander verglichen, und zwar an Hand typischer Paarungen, indem ich die Schwermut der leiblichen Mattigkeit und Müdigkeit und die Heiterkeit (als Gefühl) dem (leiblichen) Behagen gegenübergestellt habe. (Band II, 1 S. 7f; Band II 2 S. 9f) Dabei hat sich ergeben, dass die leiblichen Regungen - selbst wenn sie, wie Müdigkeit, Mattigkeit und Frische den spürbaren Leib ganzheitlich-unteilbar besetzen - örtlich umschrieben sind, während sich die Gefühle atmosphärisch in unbestimmte Weite ergießen. (S-III3 97)

Die von mir vorgenommene Abgrenzung der Gefühle gegen die leiblichen Regungen ist auch im Übrigen, soviel ich sehe, noch nirgends in Erwägung gezogen worden;... (S-III3 153)

leibliche Regung Gefühl
leibliches Behagen in der Badewanne Behagen als Gefühl, geborgen zu sein in der Liebe eines Menschen oder eines harmonischen Familienkreises
Atmosphäre reicht nicht über die Wanne hinaus tragende Atmosphäre die bleibt, wohin er auch geht
leibliche Mattigkeit, Müdigkeit Schwermut
(leibliches) Behagen Heiterkeit als Gefühl

Siehe: leibliche Regungen

Unscharfe Abgrenzung

Die Grenze zwischen Gefühlen und leiblichen Regungen ist in unserer Sprache nicht so scharf gezogen, ... Diese Unschärfe ist begreiflich, weil jedes Gefühl ... nur vermöge einer leiblichen Regung in das affektive Betroffensein eines Subjektes eintritt. (S-III3 152)

Typische Gefühlsphänomene

  • Strömungsempfindungen (Durchrieselt- oder Durchflutetwerden, Wallungen, Schaudern, Wärme- oder Kälteströmungen)
  • Vibrationen oder Oszillationen (Zittern, Beben, Lachen, Herzklopfen)
  • engenden und weitenden Richtungen (Beklommenheit, Verkrampfung; Öfnnung, Lösung)
  • vertikale Richtungen (Sinken, Gedrückt- oder Gehobensein)
  • expulsive oder emanative Richtungen (z.B. Bewegungsimpulse, Seufzen, Weinen)

Beispiele:

  • Liebe wird als strömende Wärme und öffnende Weitung erfahren
  • Scham treibt die Röte ins Gesicht
  • Zorn steigt als Wallung auf, schwillt an, lässt erzittern oder erbeben
  • Hass verzerrt die Gesichtszüge, "zerfrisst" oder macht "verbissen"
  • Ekel zieht die Mundhöhle zusammen bei einem bitteren Geschmack
  • Freude macht beschwingt und leicht, hebt empor oder beflügelt
  • Enttäuschung bedeutet In-Sich-Zusammensinken ("aus allen Wolken fallen") oder abrupt eintretendes Leeregefühl
  • Trauer oder Depression werden als Druck auf der Brust, Mühe des Amtens, Schwere der Glieder gespürt
  • Vorfreude lässt "das Herz höher schlagen"
  • Mitleid lässt es "aufgehen" (Lösung, Öffnung)
  • peinliche Vorwürfe nehmen wir uns "zu Herzen"
  • Kummer und Trauer machen "das Herz schwer" oder schnüren die Kehle zu (Beengung)
  • Stolz und Mut sind mit schwellender Weitung der Brust verbunden

Beispiele für das affektive Betroffensein durch das Gefühl:

  • Neid schleicht sich in mir ein
  • Wut steigt in mir auf
  • Trauer überfällt oder befällt mich

Siehe: Atopische Gefühle, sind diejenigen Gefühle, die man hat, weil man nicht auf seinem eigenen Ort steht.

Typen der Gefühle

Primäres Gefühl

Die erste Art ist das primäre Gefühl, das heisst ein Gefühl, dass sich aus der unmittelbaren Situation ergibt und der Situation entspricht. Wenn die Mutter stirbt und das Kind wird von Schmerz überwältigt und weint und schluchzt, dann ist das ein primäres Gefühl. Es entspricht der dieser Situation. Die primären Gefühle sind oft sehr heftig, doch sie dauern kurz. Sobald man sich ihnen voll überlässt, sind sie auch bald vorbei. Auch sind die primären Gefühle wach und nach außen gerichtet. Zum Beispiel weint das Kind bei dieser Trauer mit offenen Augen. Es schaut die tote Mutter an und schluchzt mit offenen Augen. (BH-Q 35)

Die primären Gefühle unterliegen einer inneren Steuerung. Wer in einem primären Gefühl ist, kann sich daher niemals blamieren. Bei primären Gefühlen fühlen die anderen mit. Dieses Mitfühlen macht auch uns stark. Obwohl wir bei deisem Mitfühlen beim anderen sind, nimmt es uns nichts weg. (BH-Q 36)

Sekundäres Gefühl

Wenn einer die Augen zumacht, ist er in einem anderen Gefühl, in der Regel. Das ist dann ein sekundäres Gefühl. Das sekundäre Gefühl ist Ersatz für die Heftigkeit des primären Gefühls. Auch werden die sekundären Gefühle genossen. Man hält sie fest, denn sie dienen der Abwehr von Handeln. Deswegen darf ein Therapeut niemals auf ein sekundäres Gefühl eingehen. Sobald er darauf eingeht, beweist ihm der Klient, dass er nicht helfen kann. Das sekundäre Gefühl will ja das Handeln verhindern. Ich würde mit ihm erst arbeiten, wenn er aus dem sekundären Gefühl auftaucht und in das primäre Gefühl zurückkommt. (BH-Q 35f)

Im Gegensatz dazu [zu den primären Gefühlen] fühlen wir uns im Angesicht von sekundären Gefühlen hilflos, auch ärgerlich. Wir fühlen uns benutzt. Durch sekundäre Gefühle zieht jemand die Aufmerksamkeit auf sich. Durch ein primäres Gefühl zieht niemand die Aufmerksamkeit auf sich. Wir sind mit ihm in eine Situation hineingekommen, in der wir mitfühlen, aber wir bleiben dennoch bei uns. Bei den sekundären Gefühlen ist es umgekehrt. Deswegen gilt bei sekundären Gefühlen: Nur nicht eingreifen. Das Hauptkriterium, um zu erkennen, ob es ein sekundäres Gefühl ist, sind die geschlossenen Augen.

Das sekundäre Gefühl folgt einem inneren Bild, nicht der Wirklichkeit. Weil es seine Kraft aus einem inneren Bild zieht, muss man dabei die Augen zumachen. (BH-Q 36)

Übernommenes Gefühl

Dann gibt es als dritte Art die übernommenen Gefühle, die Fremdgefühle, zum Beispiel aus einer Identifizierung heraus. Das können wir ja beim Familien-Stellen sehr oft sehen. Aus ihnen wird jemand befreit, wenn deutlich wird, von wem oder für wen er dieses Gefühl übernommen hat. Hinter dem übernommenen Gefühl wirkt meistens die primäre Liebe. Man erreicht sie aber erst, wenn die Identifizierung aufgehoben ist. Die Identifizierung verhindert, dass ich die Person, mit der ich identifiziert bin, sehe. Sie kann nicht als ein Gegenüber erscheinen, weil ich ja durch die Identifizierung bin wie sie. Wenn ich mit einem Bruder meines Vaters identifiziert wäre, dann würde ich fühlen wie er, ich könnte ihn gar nicht sehen, weil ich in der Identifikation wie er bin. Sobald er mir aber gegenübertritt, kann ich ihn anschauen, ihn achten, ihn lieben. Dadurch wird die Identifizierung aufgehoben. (BH-Q 36)

Meta-Gefühle

Die vierte Art der Gefühle nenne ich die Meta-Gefühle oder Wesensgefühle. Das sind übergeordnete Gefühle. Sie sind eigentlich Gefühle ohne Emotionen. Sie sind reine Kraft zum Handeln. Wenn einer mit bewenden Situationen konfrontiert ist, geht er auf diese Meta-Ebene. Auf der einen Seite erscheint er dann manchmal gefühllos, ist aber voll gesammelt. ... Er setzt sich sozusagen dem Ganzen aus und achtet darauf, dass es gut weitergeht. Deswegen muss er auch gesammelt bleiben. Er darf sich nicht dem Gefühl hingeben. Er hält sich über dem Gefühl, das ist wichtig. (BH-Q 37)

Räumliche Klassifikation der Gefühle

Weite

Die reinen Stimmungen zeichnen sich durch leere oder erfüllte Weite aus.

erfüllte Weite leere Weite
Zufriedenheit Verzweiflung

Alle Gefühle sind getönt oder durchzogen von einer Grundschicht, die aus einer der beiden reinen Stimmungen Zufriedenheit oder Verzweiflung besteht. Ich verstehe diese Worte nicht im Sinn von erfolgter bzw. versagter Wunscherfüllung, sondern im Sinn von Atmosphären, die erfüllte oder leere Weite sind, erfüllt und leer in rein gefühlshaftem Sinn, ohne Beziehung zu körperlichen Stoffen, eher schon zu der Weise, wie Stille dicht sein kann. (S-WNP 48f)

Indem Zufriedenheit und Verzweiflung alle Gefühle mit erfüllter oder leerer Weite grundieren, geben sie ihnen die räumliche Ausdehnung in der Weise atmosphärischer Räumlichkeit ein, eine Weite wie die, aus der plötzliche Engung im Schreck den versonnen dahinlebenden, träumenden oder dösenden Menschen herausreißt. (S-WNP 49)

  • Element: Luft

Gerichtetheit

Die reinen Erregungen geben der Weite des Gefühls Richtungen, aber noch kein thematisches Zentrum. (Vgl: S-WNP 50)

Die Richtungen der Gefühle können sein:

  • einseitig sein
    • hebend (Freude)
    • drückend (Trauer)
  • allseitig, bezogen auf den Betroffenen
    • zentripetal (Bangnis als Anmutung des Unheimlichen, Scham)
    • zentrifugal (ziellose Sehnsucht, ärgerliche Gereiztheit)
  • beides (ambivalente, verheißungsvoll drohende Atmosphäre der Art, dass etwas, unbestimmt was, "in der Luft liegt", das Ahnungsvolle nach Goethe und Hölderlin, Wahnstimmung bei beginnender Schizophrenie). (S-WNP 50)

Element der Gerichtetheit: Feuer

Siehe: Richtung, Leibliche Richtung und gerichtetes Gefühl

Zentrierungsgrad

  • vollständig zentriert - unvollständig zentriert

Der von einem zentrierten Gefühl Ergriffene ist vom Zentrum dieses Gefühls affektiv betroffen. Indem das zentrierte Gefühl mich ergreift, bringt es mir sein Zentrum nahe, so dass dieses mir nahe geht. (Vgl. S-WNP 185f)

Wenn es sich um ein zentriertes Gefühl handelt, dann kann man häufig ein doppeltes, gegabeltes Zentrum unterscheiden: den Verdichtungsbereich und den Verankerungspunkt.

Verdichtungsbereich Verankerungspunkt
wo sich das Thema sammelt (Mörder) von wo her sich das Thema aufbaut (Tod)
Freude an ewas über etwas
Zorn auf jemand über etwas
Scham gegen sich selbst um eines Versagens willen
Furcht vor etwas wegen einer davon drohenden Gefahr

Original siehe: Zentrierungsbereiche

Möglich sind unterschiedliche Sättigungsgrade:

  • Gesättigte Zentrierung: beide sind besetzt.
  • Ungesättigte Zentrierung: der Verankerungspunkt fehlt noch, z.B. beim Grauen
    • wenn der Verdichtungsbereich schon besetzt, z.B. ein grauenhafter Gegenstand
    • aber der Verankerungspunkt fehlt noch, z.B. noch nicht gewusst wird, was von dem Gegenstand droht.

(Vgl: S-WNP 51)

Ruhe

  • Elemente: Erde
  • ruhig - unruhig

Tiefe

  • Element: Wasser
  • tief - flach

Beispiele

  • Albernheit: leere, einseitig hebende, zugleich allseitig unumkehrbar zentrifugale, flache, unruhige, unvollständige zentrierte Erregung
  • diffuse, bängliche "Vielbesorgtheit": das niederdrückendes, zentripetales Gegenstück zur Albernheit
  • ernste gefasste Trauer: ruhig, einseitig niederdrückend, tief, erfüllt, meist vollständig zentriert mit Verdichtungsbereich und Verankerungspunkt, aber nicht allseitig gerichtet
  • ruhige Zuversicht: Trauer mit hebender, zentrifugale Komponente
  • Glück: ruhig, erfüllt, einseitig hebend gerichtet, tief
  • Begeisterung: unruhig, einseitig hebend, zugleich allseitig unumkehrbar zentrifugal. tief, erfüllt oder auch flach und leer.

(S-III2 352)

Intentionalität

Zur Intentionalität der Gefühle gibt es zwei verschiedene Standpunkte:

  1. Alle Gefühle sind intensional (Bollnow, Scheler, Fuchs).
  2. Es gibt zwar intentionale (=zentrierte) Gefühle, aber auch viele mehr. (Schmitz)

Alle Gefühle sind intentional

Gefühle stellen eine bestimmte Form intentionaler Zuwendung dar, die leibliche Empfindung, äußere Wahrnehmung und Bewertung zu einer Einheit integriert. Sie sind nicht aus körperlichen und kognitiven Elementarerlebnissen zusammensetzbar, sondern einheitliche Erlebnisformen mit neuen phänomenalen Charakteristika, die in jenem Elementen nicht enthalten sind. (F-LRP, 233)

Daher lässt Schmitz auch Schelers oder Bollnows Annahme einer Intentionalität der Gefühle nicht gelten. (F-LRP 84)

Nicht alle Gefühle sind intentional

Man darf die Gefühle nicht auf die zentrierten (vermeintlich intentionalen) einschränken, und diesen, etwa wie Bollnow, die übrigen Gefühle bloß als Stimmungen gegenüberstellen. Damit zerreißt man den innigen Zusammenhang dieser Gefühlsgruppen in Hinsicht auf Fundierung, Übergänge und Verwandtschaft. Freude und Trauer kommen ebenso als unzentrierte wie als zentrierte Gefühle vor; ich erinnere gern an Mörikes Gedicht Verborgenheit. (Vgl.: S-WNP 186)

Siehe: Intentionalität

Gefühle und Situationen

Situationen sind meist durchzogen von Gefühlen. (Vgl: S-DzB 24)

Gefühle sind gewöhnlich in Situationen eingewachsen, intim mit ihnen verbunden. (S-DRdN 156)

gefühlsgeladen gefühllos
Situationen häufigster Fall Gefahren
keine Situationen Verstimmungen depressiver Psychotiker -

Siehe: Gefühle als Ausdruck von Situationen

Gefühllose Situationen

  • Gefahren, in denen schlagartig reagiert werden muss

Situationslose Gefühle

  • die Verstimmungen der Zyklothymiker und depressiven Psychotiker
  • Bsp. Mörikes Gedicht "Verborgenheit"

Siehe: Atmosphären ohne Ausgangspunkt

Geschichte der Gefühle

Ab 500 v. Chr.: Privatisierung der Gefühle

Seit dem 5. vorchristlichen Jahrhundert sind Gefühle privatisiert worden, d.h. ihre atmosphärische Ergossenheit als leiblich ergreifende Mächte ... geht verloren zu Gunsten privater Lust und Unlust. (Vgl: S-WNP 349)

Die ergreifenden Atmosphären werden bei Platon durch transzendente Ideen ersetzt, wie das Gute, das nichts weiter als gut ist, das Schöne, das bloß noch schön und von allem sonstigen Inhalt gereinigt ist. (S-WNP 350)

Rudolf Otto

Das eigentlich Bahnbrechende an Ottos Leistung, die auch Shaftesburys Beitrag hinter sich lässt, ist sein Überwindung der Introjektion der Gefühle. Im Numinosen stellt er ein religiöses Grundgefühl vor, das an den Gewissensgefühlen der Moral zwar beteiligt sein kann, aber ebenso frei von ihnen vorkommt und keiner Innerlichkeit, keines introspektiven Zugangs, keiner Psychologie und keiner Objektivierung des Subjektiven bedarf, sondern eine ergreifende Macht ist, die des Gegensatzes von Innenwelt und Außenwelt spottet. (S-DRdN 154)

Das bahnbrechende Verdienst Rudolf Ottos besteht darin, als erster Theoretiker am Beispiel des Numinosen ein solches in bedeutsame Situationen eingepflanztes, mit Autorität ergreifendes Gefühl freigelegt zu haben, ohne sich dabei um die ontologisch sekundäre Subjekt-Objekt-Spaltung zu kümmern. Daran ist keine Spur von Psychologie. (S-DRdN 155)