Fremde Gefühle

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Setzt man die Unterscheidung zwischen Gefühl und Fühlen ebenso voraus, wie die Tatsachen, das nicht alle Gefühle dieselbe Meinhaftigkeit haben, dann kann es auch fremde Gefühle geben, also solche die gar nicht zu mir gehören, d.h. Gefühle die eigentlich jemand anders gehören und mir nicht behilflich sind.

Wahrnehmung fremder Gefühle

Kognitiv unmöglich

Ich werde häufig gefragt, ob es uns mit wachsenden Erkenntnissen auf dem Gebiet der Bewusstseinsforschung wohl schließlich gelingen wird, Zugang zur geisten Erfahrung anderer Menschen zu bekommen. Ich beantworte die Frage seit langem mit nein, und sehe keinen Grund, meine Auffassung zu ändern. Das mag sich zunächst überraschen anhören, wenn man bedenkt, wie viele neurobiologische Daten die Forschung produziert. Doch soweit ich erkenne, kann kein Wissen über die Biologie der Vorstellungen, und sei es noch so umfangreich, im Geist dessen, der über dieses Wissen verfügt, das Äquivalent der Erfahrung schaffen, die eine einzige Vorstellung im Geist eines anderen Organismus konstitutiert. (Damasio: Ich fühle also bin ich. S. 365)

Leiblich möglich

Systemisch übernommene Gefühle

Fremde Gefühle können als dauerhaft oder temporär, bewusst oder unbewusst übernommene Gefühle verstanden werden.

Metaphern:

  • Tragen einer fremden Last
    • Tragen eines fremden Koffers (Blaser, Nick: So bin ich - du bis anders. S. 36)
    • Tragen eines fremden Steines
  • Stehen an einem fremden Platz
    • Steuern eines fremden Bootes
    • Fahrer eines fremden Autos
  • Resonanz mit einer fremden Schwingung
    • Es erklingt ein Ton, der gar nicht auf dem Instrument selber gespielt werden kann

Die Beschäftigung mit symbiotisch übernommene Gefühle bringt einen Menschen nicht weiter, weil dahinter nicht seine eigenen Lebenserfahrungen stecken. Wenn es gelingt, aus diesen symbiotisch verstrickten Gefühlszuständen auszusteigen, können reale eigene Gefühle auftauchen, mit denen man sein Leben gestalten kann. (FR-SuA 243)

Man muss bereit sein, auf ... übernommenen Traumagefühle zu verzichten, die sehr intensiv sein können. Oft werden sie eisern festgehalten, zuweilen wird sogar aus dem Leiden eine Lust herausdestilliert, weil die Angst besteht, sonst in ein Nichts und in eine innere Leere abzustürzen. (FR-SuA 244)

Die dritte Kategorie sind die systemisch übernommenen Gefühle. Das ist jemand außer sich. Er ist von sich entfremdet, und man kann auch mit ihm nichts machen, da er in einem fremden Gefühl ist. Man erkennt das sofort, dass er in einer völlig anderen Situation ist. (GW-ZG 251)

Dann gibt es als dritte Art die übernommenen Gefühle, die Fremdgefühle, zum Beispiel aus einer Identifizierung heraus. Das können wir ja beim Familien-Stellen sehr oft sehen. Aus ihnen wird jemand befreit, wenn deutlich wird, von wem oder für wen er dieses Gefühl übernommen hat. Hinter dem übernommenen Gefühl wirkt meistens die primäre Liebe. Man erreicht sie aber erst, wenn die Identifizierung aufgehoben ist. Die Identifizierung verhindert, dass ich die Person, mit der ich identifiziert bin, sehe. Sie kann nicht als ein Gegenüber erscheinen, weil ich ja durch die Identifizierung bin wie sie. Wenn ich mit einem Bruder meines Vaters identifiziert wäre, dann würde ich fühlen wie er, ich könnte ihn gar nicht sehen, weil ich in der Identifikation wie er bin. Sobald er mir aber gegenübertritt, kann ich ihn anschauen, ihn achten, ihn lieben. Dadurch wird die Identifizierung aufgehoben. (BH-Q 36)