Feldontologie: Unterschied zwischen den Versionen
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{{c|Als Grundbegriff der Ontologie besagt der Situationsbegriff, dass es nicht auf der Grundlage einer Welt neutraler Sachen zu einer Welt hinzugebrachter, z.B. aus Bedürfnissen von Subjekten projizierter, Bedeutungen kommt, sondern umgekehrt aus einer Welt von Bedeutungen zu einer davon abhängigen Welt von Sachen.|S-H 109}} | {{c|Als Grundbegriff der Ontologie besagt der Situationsbegriff, dass es nicht auf der Grundlage einer Welt neutraler Sachen zu einer Welt hinzugebrachter, z.B. aus Bedürfnissen von Subjekten projizierter, Bedeutungen kommt, sondern umgekehrt aus einer Welt von Bedeutungen zu einer davon abhängigen Welt von Sachen.|S-H 109}} | ||
− | {{c|Dieser Vorschlag einer holistischen 'Situationsontologie', den wir der Dingontologie entgegensetzen, hat ganz offensichtlich eine Veränderung des Objektbegriffs zu Folge. Objekte lassen sich auf diesem konzeptuellen Hintergrund nicht als kontextinvariante Eintitäten auffassen, da sie immer nur relativ zur Situation individuierbar sind. Neuronale 'Objektrepräsentationten' würden dann (wenn man diesen Begriff überhaupt noch gebrauchen möchte) keine abstrakten Strukturbeschreibungen enthalten, sondern primär die Einbettung in bestimmte Gebrauchskontexte darstellen. Eine weitere Konsequenz des Kontextbezugs von Objekten besteht darin, dass es dann auch nicht nur ''eine'' 'richtige' Art geben kann, eine Szene zu untergliedern oder ein Objekt wahrzunehmen. Was als 'richtige' oder zweckmäßige Szenensegmentierung gelten kann, hängt vielmehr von den Erfordernissen der Situation ab, und Kriterium für erfolgreiche Wahrnehmung oder Kognition wäre demensprechend auch nicht die 'korrekte' Repräsentation der Außenwelt, sondern eben das situationsadäquate Handeln des Organismus.|Engel/König in: MPK | + | {{c|Alle diese Autoren verkennen, dass Menschen (wie auch Tiere) von vorn herein, ebenso in Einsamkeit wie in Gemeinschaft, in Situationen leben, Situationen vom Typ der Eindrücke wahrnehmen und ganzheitlich lernen, indem sie (wenigstens die nicht idiotischen Menschen nach der Säuglingszeit) mit mehr oder weniger sparsamer oder ausgiebiger Explikation einzelner Sachverhalte, Programme und Probleme aus solchen Situationen in diese hineinwachsen.|S-SaP 392}} |
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+ | === Situationsontologie in der Kognitionswissenschaft === | ||
+ | {{c|Wir schlagen vor, die [[Dingontologie]] des etablierten Paradigmas durch eine ''holistische'' Sicht auf den Gegenstandsbereich der Wahrnehmungstheorie zu ersetzen. Wie oben bereits diskutiert, kann gegen den vorherrschenden [[Atomismus]] argumentiert werden, dass die Wahrnehmung sich nie auf isolierte Objekte richtet, sondern immer in ''Bedeutungskontexten'' bzw. Verweisungszusammenhängen stattfindet, die bereits durch vorheriges Handeln strukturiert sind. Unter Bezug auf die phänomenologische Tradition lässt sich dieser Sachverhalt mit dem Begriff der '[[Situation]]' bzw. der 'Situiertheit' des kogntiven Systems terminologisch fassen. Dieser Begriff soll hier zweierlei betonen. | ||
+ | # Zum einen zielt er auf die ''ganzheitliche Struktur'' des Weltausschnitts, in den das kognitive System eingebettet ist; die Objekte auf die die Wahrnehmung sich bezieht, befinden sich immer in einem lokalen Dingzusammenhang und 'verweisen' in einem bestimmten Gebrauchskontext - 'aufeinander'. | ||
+ | # Damit wird zugleich aber auch betont, dass dieser Dingzusammenhang immer in seiner ''Erschlossenheit für das kognitive System'' begriffen werden muss. Das wahrnehmende Subjekt steht der Situation nicht gegenüber, sondern ist selbst 'situiert', das heißt integraler Bestandteil der Situation, und aufgrund dieser Verschränkung lässt sich das, was eine Situation ausmacht, überhaupt nur mit Bezug auf Interessen und Bedürfnisse des in ihr agierenden kognitiven Systems definieren. | ||
+ | Dieser Vorschlag einer holistischen 'Situationsontologie', den wir der [[Dingontologie]] entgegensetzen, hat ganz offensichtlich eine Veränderung des Objektbegriffs zu Folge. Objekte lassen sich auf diesem konzeptuellen Hintergrund nicht als kontextinvariante Eintitäten auffassen, da sie immer nur relativ zur Situation individuierbar sind. Neuronale 'Objektrepräsentationten' würden dann (wenn man diesen Begriff überhaupt noch gebrauchen möchte) keine abstrakten Strukturbeschreibungen enthalten, sondern primär die Einbettung in bestimmte Gebrauchskontexte darstellen. Eine weitere Konsequenz des Kontextbezugs von Objekten besteht darin, dass es dann auch nicht nur ''eine'' 'richtige' Art geben kann, eine Szene zu untergliedern oder ein Objekt wahrzunehmen. Was als 'richtige' oder zweckmäßige Szenensegmentierung gelten kann, hängt vielmehr von den Erfordernissen der Situation ab, und Kriterium für erfolgreiche Wahrnehmung oder Kognition wäre demensprechend auch nicht die 'korrekte' Repräsentation der Außenwelt, sondern eben das situationsadäquate Handeln des Organismus.|Engel/König in: MPK 187f}} | ||
== Feldontologie als Sinnfeldontologie == | == Feldontologie als Sinnfeldontologie == | ||
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=== Situationsontologie === | === Situationsontologie === | ||
− | * Satre | + | * Satre: Siehe [[Topologie#Sartre|Sartres Topologie]] |
* Merleau-Ponty | * Merleau-Ponty | ||
* Heidegger: Bewandtnisganzheit | * Heidegger: Bewandtnisganzheit | ||
* Dreyfus | * Dreyfus | ||
− | Siehe: [[Situation#Geschichte | + | Siehe: [[Situation#Geschichte des Situationsbegriffes|Geschichte des Situationsbegriffes]], [[Topologie#Europa|Geschichte der Topologie]] |
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+ | == Unterscheidung zur Ding- und Prozessontologie == | ||
+ | {{c|Durch eine neue Grundlegung der [[Ontologie]] habe ich die beiden klassischen ontologischen Rezepte, die die Situationen in ein Konzert von Substanzen mit innewohnenden Eigenschaften und verknüpfenden Relationen (seit Pseudo-Aristoteles) oder von Ereignissen mit verknüpfenden Relationen (seit Hume) auflösen wollen zu Gunsten einer breit angelegten Ontologie und Phänomenologie der Situationen korrigiert, womit auch die Personalität und die Sozialität treffend gewürdigt werden können.|S-H 33}} | ||
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+ | {{c|Die nur unzulänglich der Feingliederung zugängliche Dauer der Situationen fällt durch das Netz der Gegenüberstellung von Prozessen und Substanzen. Die Substanzen werden als starre Träger des Beharrens vorgestellt, während die Prozesse immer kürzere Phasen des Vorübergehens enthalten sollen, bis hin zu dem sicher unechten Spruch, der Heraklit zugeschrieben wird: "Alles fließt." Dagegen schweben die Situationen mit vielen Veränderungen an ihrer Oberfläche über der genauen Datierbarkeit, ohne wie Substanzen zu erstarren. Die Substanzen sind in vieler Hinsicht Situationen mit nicht durchgliederbarer Dauer. Die Situationen sind nicht materiell, sondern zeitlich durchgegliederte oder darüber erhobene Massen von Bedeutungen. ... <br> | ||
+ | Die Alternative von Prozess und Substanz verfehlt also die zeitliche Gliederung des Seienden nach dem zersetzenden Eingriff der plötzlichen Ankunft des Neuen in das Kontinuum. Ein großer Teil der Zeiteinheiten besteht in Situationen, die weder starr sind noch sich zeitlich beliebig durchgliedern lassen.|S-WMW 85f}} | ||
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+ | === Unterscheidung zur [[Dingontologie]] === | ||
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+ | * starre Träger des Beharrens | ||
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+ | * [[Ereignisontologie]] | ||
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+ | * Prozesse enthalten immer kürzere Phasen des Vorübergehens: "Alles fließt." | ||
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+ | {{c|Man muss sich nur vor Augen führen, dass Ereignisse und Relationen zwischen diesen ontologisch sekundär sind, nämlich eingebettet in Situationen, in deren "Hof der Bedeutsamkeit" von vorn herein Regeln enthalten sind, aber nicht einzeln Stück für Stück, sondern so, dass die Bedeutsamkeit - bestehend aus Sachverhalten, Programmen und Problemen - zwar als ganze prägnant ist, im Einzelnen aber mehr oder weniger diffus bleibt und nie vollständig explizit wird.|S-SaP 389}} | ||
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+ | {{c|Nie stößt man auf nackte Ereignisse, denen eine Bedeutung erst verliehen werden müsste, sondern immer schon, wenn wir mit ihnen zu tun haben, sind wir mit ihnen verstrickt in von sich aus mit Bedeutsamkeit beladene und diese (namentlich unter dem Einfluss unseres Tuns und Leidens) wandelnde Situationen, von denen wir uns nur Rechenschaft geben können, wenn wir uns besinnen, was an Sachverhalten, Programmen und Problemen aus ihnen expliziert werden kann.|S-SaP 390}} |
Aktuelle Version vom 25. August 2020, 12:07 Uhr
Die Feldontologie (synonym: Situationsontologie) bildet neben der Ding- und Prozessontologie, den dritten Pol im philosophischen Dreieck.
Als philosophische Topologie versucht die Feldontologie die Begriffe wie Feld, Situation in Richtung einer Ontologie zusammen zu denken, die auch indiskrete Objekte behandelt: Wolken, Atmosphäre, Dunst etc.
Gegen die Prozessontologie besteht die Welt nicht nur aus Ereignissen. Aber Ereignisse spielen in der Feldphilosophie eine große Rolle als Aktualisierungen.
Gegen die Dingontologie wird hervorgehoben, dass es neben dem dimensionalen Raum noch der topische Raum gibt, in dem Situationen oder Felder als Halbdinge aktualisiert werden.
Dimensionales und Phänomenales Feld
Dimensionales Feld | Phänomenales Feld |
---|---|
Naturwissenschaft | Phänomenologie |
dimensionalen Raum | topischer Raum |
Dimensionales Feld
Naturwissenschaftliche Kritik am Festkörperglauben:
Quantenfeldtheorie
Neben der Tropenontologie und dem Strukturenrealismus wird in der Quantenfeldtheorie auch feldontologische Position vertreten.
Siehe:
Phänomenales Feld
- z.B. die Atmosphäre, Situation, Chaotische Mannigfaltigkeit
- Siehe: Phänomenales Feld
Feldontologie als Situationsontologie
Die Feldontologie kann als Situationsontologie im Sinne von Hermann Schmitz verstanden werden. Kennzeichnend dafür sind folgende Eigenschaften:
- keine Subjekte
- keine Objekte
- kein naturwissenschaftliches insbesondere physikalisches Feld
- keinen objektiven Ereignisse
- subjektive Ereignisse als subjektive Tatsachen? Als topische Tatsache?
- Situation als Feld
- Situation als Bedeutsamkeit
Die phänomenologische Auswertung des Situationsbegriffs erzwingt eine grundlegende Revision der Ontologie und Erkenntnistheorie. Situationen sind das Gegenteil von Konstellationen. Das traditionelle philosophische und das naturwissenschaftliche Denken orientiert sich an Konstellationen, in denen von vorn herein
- einzelne Dinge, Substanzen
- oder (seit Hume und Mach) Ereignisse,
Siehe: Dingontologie, Ereignisontologie
Situationsontologie in der Kognitionswissenschaft
Wir schlagen vor, die Dingontologie des etablierten Paradigmas durch eine holistische Sicht auf den Gegenstandsbereich der Wahrnehmungstheorie zu ersetzen. Wie oben bereits diskutiert, kann gegen den vorherrschenden Atomismus argumentiert werden, dass die Wahrnehmung sich nie auf isolierte Objekte richtet, sondern immer in Bedeutungskontexten bzw. Verweisungszusammenhängen stattfindet, die bereits durch vorheriges Handeln strukturiert sind. Unter Bezug auf die phänomenologische Tradition lässt sich dieser Sachverhalt mit dem Begriff der 'Situation' bzw. der 'Situiertheit' des kogntiven Systems terminologisch fassen. Dieser Begriff soll hier zweierlei betonen.
- Zum einen zielt er auf die ganzheitliche Struktur des Weltausschnitts, in den das kognitive System eingebettet ist; die Objekte auf die die Wahrnehmung sich bezieht, befinden sich immer in einem lokalen Dingzusammenhang und 'verweisen' in einem bestimmten Gebrauchskontext - 'aufeinander'.
- Damit wird zugleich aber auch betont, dass dieser Dingzusammenhang immer in seiner Erschlossenheit für das kognitive System begriffen werden muss. Das wahrnehmende Subjekt steht der Situation nicht gegenüber, sondern ist selbst 'situiert', das heißt integraler Bestandteil der Situation, und aufgrund dieser Verschränkung lässt sich das, was eine Situation ausmacht, überhaupt nur mit Bezug auf Interessen und Bedürfnisse des in ihr agierenden kognitiven Systems definieren.
Feldontologie als Sinnfeldontologie
Feld und Relation
Feld und Raum
Siehe: Raum
Indiskrete Ontologie
Gegen eine diskrete Ontologie, die sich am Festkörper im zentralen Gesichtsfeld orientiert, beschäftigt sich eine indiskrete Ontologie ebenso gleichwertig mit unscharfen Raumerfahrungen wie z.B. Stimmung, Atmosphäre, etc.
Aktualisierungen des Feldes
Aktualisiert, also zu einem tatsächlichen Phänomen wird sie erst mit ihrer Wahrnehmung durch jemanden - in diesem Sinn besteht als ihr esse tatsächlich nur im 'percipii' (Thomas Fuchs in S-WNP 192)
Wenn man davon ausgeht, dass gefühlsträchtige Atmosphären Halbdinge sind, kann man sich den genetischen Zusammenhang auch ganz leicht so zurechtlegen, dass unter dem Einfluss irgend welcher Umstände solche Atmosphären mit inkonstanter Dauer aktualisiert oder reaktualisiert werden. (S-WNP 204)
Lebensvollzug im Feld
Im Unterschied zur Prozessphilosophie, bei der es nur kleinteilige Ereignisse und deren Verkettung gibt, gibt es in der Feldontologie ein nicht gegenständliches Etwas (das Feld), das sich als Leben vollzieht. Der Lebensvollzug des Feldes ist also ein wesentliches Charakteristikum der Feldontologie.
Affektives Betroffensein im Feld
- Affektives Betroffensein im leiblichen Feld (z.B. symbolisch als Herz)
Geschichte
Feldontologie
Siehe:
Situationsontologie
- Satre: Siehe Sartres Topologie
- Merleau-Ponty
- Heidegger: Bewandtnisganzheit
- Dreyfus
Siehe: Geschichte des Situationsbegriffes, Geschichte der Topologie
Unterscheidung zur Ding- und Prozessontologie
Die nur unzulänglich der Feingliederung zugängliche Dauer der Situationen fällt durch das Netz der Gegenüberstellung von Prozessen und Substanzen. Die Substanzen werden als starre Träger des Beharrens vorgestellt, während die Prozesse immer kürzere Phasen des Vorübergehens enthalten sollen, bis hin zu dem sicher unechten Spruch, der Heraklit zugeschrieben wird: "Alles fließt." Dagegen schweben die Situationen mit vielen Veränderungen an ihrer Oberfläche über der genauen Datierbarkeit, ohne wie Substanzen zu erstarren. Die Substanzen sind in vieler Hinsicht Situationen mit nicht durchgliederbarer Dauer. Die Situationen sind nicht materiell, sondern zeitlich durchgegliederte oder darüber erhobene Massen von Bedeutungen. ...
Unterscheidung zur Dingontologie
Substanz:
- starre Träger des Beharrens
Siehe: Dingontologie
Unterscheidung zur Prozessontologie
Synonym:
- Prozesse enthalten immer kürzere Phasen des Vorübergehens: "Alles fließt."